Body-Mass-Index, WHtR und die Intuition des Arztes

Ein etwas ungewohntes Feld. Dass der “Body-Mass-Index” (BMI) sozusagen nicht das Gelbe vom Ei ist, weil zum Beispiel ein Bodybuilder demzufolge als übergewichtig gelten könnte, ohne fettbedingte Probleme zu haben, hat sich wohl herumgesprochen.

Die Verhältnis, der Quotient  von Taille (waist: Taille, Bauch) zur Körpergröße, (height: Höhe) die, der oder das waist-to-height-ratio = WHtR soll jetzt den BMI verdrängen,

und auch das Hüft-Taille-Verhältnis und der Taillenumfang sind nicht mehr gut genug, wenn es darum geht, die Wahrscheinlichkeit von Herzinfarkt oder Schlaganfall zu benennen. Motto:

Mei WHTR is hoch. I sog hoid Wampn dazua.“

Anders gesagt:

entscheidend ist, wo die Fettpolster am Körper verteilt sind – und darüber geben andere Formeln besser Auskunft.

Die mittlerweile unvermeidlich kursierende kursierende Meldung “Der Münchner Endokrinologe Harald Schneider hat in einer groß angelegten Studie für die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mit 11000 Probanden herausgefunden”, dass, sinngemäß, der BMI  für das Schlaganfall-, Herzinfarkt- oder Todesrisiko eines Menschen keine Rolle spielt und  somit nicht zur Risikobewertung taugt.

Dabei sollte der WHtR zwischen 0,42 und 0,50 und nicht über 0,53 liegen, und ein WHtR von 0,53 entspricht etwa einem BMI von 25. Was ja ungefähr passen ist, und nicht gegen den BMI spricht…

Vom “Hüftgold”, dem Speckgürtel an Bauch und Taille ist bei den Versuchen WHTR zu erklären, die Rede; es kann schädliche Fettsäuren abgeben, Entzündungen fördern.
Das ist aber nichts, was die Studie des Herrn Schneider ergeben hat, das war bereits bekannt.

11.000 Probanden zu vermessen und jahrelang ihre gesundheitliche Entwicklung zu verfolgen: Das ist ein Meisterstück. Hieraus auch verwertbare Ergebnisse zu destillieren, erst recht.

Das allergrößte Meisterstück allerdings wäre es, diese Einsichten auch noch in einer allgemeinverständlichen Sprache – bevorzugt Deutsch – zu formulieren, so dass die Patienten auch ohne Taschenrechner etwas davon haben, also gegebenenfalls eine Krankheitseinsicht entwickeln.

Man kann – im Sinne einer Schocktherapie – den Speckfalten auch mit einer Messzange, dem Caliper zu Leibe rücken.
Das sollte der Arzt aber nur machen, wenn er auf das folgende Problem, die Frage “Wie abnehmen?”, auch eine Antwort hat.

Ansonsten soll es auch Ärzte geben, die das gesundheitliche Risiko eines Fettbauchs ganz ohne WHtR nach Gefühl beurteilen können. Das können doch auch Laien. Man muss eigentlich nur die Augen aufmachen.

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5 Kommentare zu “Body-Mass-Index, WHtR und die Intuition des Arztes”

  1. Hach wie schön…

    Was es nicht alles gibt oder besser über was sich so alles Gedanken gemacht wird.

  2. Ich warte noch auf die Studie, die die Kosten dieser Studien ermittelt und Vorschläge enthält, was man besseres damit anstellen könnte 😉

  3. v.a. kann man ja als Therapie dann ja einfach n Korsett tragen, dann ist der WtHR wieder in ordnung…

  4. Bei Kindern jedenfalls mag WHtR nicht effektiver sein als BMI:
    http://tinyurl.com/yjz66je

  5. […] Nun ja, seien wir, was den BMI betrifft, nicht so dogmatisch wie die Autoren und schnallen lieber den Gürtel etwas enger, in Vertrauen auf die Richtigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Taillenumfang und WHTR. […]

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