Fünfzig fette Jahre – Wie funktioniert schwarz-gelbe Gesundheitspolitik?
Geschrieben am 10. November 2009 von KPBaumgardt
Vom Gesellschaftssystem, von der Wirtschaftsordnung dürfte das Übergewicht nicht verursacht sein:
Das Problem wurde in der “sozialistischen” “DDR” schon Anfang der 60-er Jahre erkannt, und Anfang der 70-er wurde in der “BRD” eine Art Fitnesswelle in Gang gesetzt: “Gesundheitskampagnen”, hüben wie drüben.
Die Aktionen zeigten Erfolg: Der Siegeszug des Übergewichts wird in den 1970er-Jahren auf hohem Niveau gebremst. Seitdem wächst der Anteil der Adipösen nur langsam. Das ist das überraschende Ergebnis der Studie von Uwe Spiekermann aus Göttingen: "Das Übergewichtsproblem ist kein neues Problem. Das gibt es in der jetzigen Form seit 40 Jahren. Und wir therapieren seit etwa 40 Jahren mit ähnlichen Maßnahmen und Politiken daran, dieses zu ändern." Es wird halt gerne gegessen in Deutschland – und meist zu viel; trotz aller Aktionen und Kampagnen. Das ist die füllige Folge des Wohlstands. (Hervorh. d. A.)
Soweit die Interpretation der “Quarks”-Redaktion. Schauen wir einmal, ob es zu Adipositas in der Politik etwas Neues gibt:
Am Nachmittag des 28. Oktober wurde Dr. Philipp Rösler als neuer Bundesgesundheitsminister vereidigt. Daniel Bahr und Annette Widmann-Mauz wurden am 29.10.09 zu Parlamentarischen Staatssekretären ernannt. Am 09.11. wurde Stefan Kapferer Staatssekretär im BMG. Lesen Sie hier mehr zur neuen Spitze des BMG. (Quelle)
Klar, dass jetzt ganz viel zur Schweinegrippe erklärt werden muss. Gesundheitspolitisch.
Nein, da hab ich jetzt nicht weiter gelesen, sondern einmal die Suchfunktion bemüht, wegen “Adipositas”. Und dann versucht, die neueste Meldung aus dem Gesundheitsministerium zu finden.
Leben hat Gewicht , zum Ordnungsbegriff: Leben hat Gewicht – 09. November 2009
Leben hat Gewicht – was für viele eine Selbstverständlichkeit ist, gilt häufig gerade für junge Menschen nicht mehr. Sie streben nach einem immer schlankeren Idealbild und gefährden dabei oft ihre Gesundheit.
Ess-störungen und damit verbundene schwere Erkrankungen wie Magersucht (Anorexie), Ess-Brechsucht (Bulimie) und Fettsucht (Adipositas) nehmen in unserer Gesellschaft stark zu. Am häufigsten betroffen sind Jugendliche, besonders Mädchen und Frauen. In Deutschland leidet laut Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts (KiGGS) jedes fünfte Kind zwischen 11 und 17 Jahren unter Symptomen einer Essstörung. Die Ergebnisse des 2007 veröffentlichten KiGGS zeigen, dass die Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Bereichen verbessert werden müssen.
Genau hier setzt die im Dezember 2007 gegründete Initiative "Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn" an. Sie wurde von Bundesgesundheitsministerin a.D. Ulla Schmidt, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und Bundesbildungsministerin Dr. Annette Schavan zusammen mit der Publizistin Alice Schwarzer ins Leben gerufen. (Quelle)
Hat die o.a. Studie tatsächlich Essstörungen erfasst? Und hat Frau Schwarzer jetzt immer noch politsche Entscheidungsbefugnisse, oder ist sie auch irgendwie a.D.?
Anders gefragt: Brauchen wir irgend etwas dringender als eine Kampagne gegen Schlankheitswahn? Oder ist der Einsatz gegen Adipositas und Folgeprobleme hier bereits einbegriffen?
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meiner meinung nach haben sowohl Adipositas als auch Schlankheitswahl dieselben Ursachen: ein gestörtes Essverhalten bzw. psychische Probleme und sozialer Druck. dem wird dann über „Ich muss abnehmen dann wird alles ganz toll“ oder „jetzt tröste ich mich mit ner tafel schokolade“ gegengesteuert.
Ok, das ist ein Thema.
“Ich muss abnehmen dann wird alles ganz toll” sagen ja auch die „Dicken“ immer wieder, allerdings nicht mit nachhaltigem Erfolg: Setzen sich zu sehr unter Druck, und trösten sich, wie beschrieben.
„Leben hat Gewicht“
ein anderes.
*Polemik*
Ich hab mal versucht, mir den Satz ganz langsam auf der Zunge zergehen zu lassen.
Irgendeinen Sinn hat er nicht. Den mus man diesem Slogan erst noch hinzufügen. Und dann richtet er sich auch nur an die „dürren Dinger“ – wobei das schon lange kein Pubertätsproblem mehr ist, sonder – lebensgefährlich – auch 40-jährige erfasst.
Und was soll jemand, der adipös ist, mit dem Satz anfangen?
„Prima, ich bin jetzt wichtig“ sagen?
Das ist auch lebensgefährlich. Und irgendwelche „Emanzen“ entscheiden, wie die „lebensrettenden Gelder“ ausgegeben werden: Zielgruppe:
„Jugendliche, besonders Mädchen und Frauen“.
*/Polemik*