Die Fischstäbchen im Kindergarten…

… sind so eine Art Prüfstein: Knusprig paniert, bei den Kindern beliebt, und in einer absehbaren Zeit in der Pfanne zubereitet: Manchmal wird im Kindergarten ja auch gegessen. Und irgendwie wird entschieden, was gegessen wird. Gesund soll es vor allem sein, und:

Kinder benötigen zur Entfaltung ihrer Sinne ein Angebot
an Lebensmitteln, das eine Vielfalt in Geschmack sowie in
Geruch, Konsistenz, Aussehen und Hörerlebnissen bietet.
Geruchs- und Geschmackserlebnisse prägen das sensorische
Gedächtnis. Durch die Gewöhnung an einen standardisierten
Geschmack, z. B. durch Geschmacksverstärker,
kann der Sinn für die Geschmacksvielfalt natürlicher
Lebensmittel verloren gehen. Daher sind prinzipiell Produkte
ohne Geschmacksverstärker, künstliche Aromen
und Süßstoffe bzw. Zuckeralkohole zu bevorzugen.
Es werden generell keine Speisen, in denen Alkohol oder
Alkoholaromen als Zutat eingesetzt werden, angeboten
(z. B. Eierlikörkuchen, Weincreme).
Bei der Speisenzubereitung sollte jodiertes Speisensalz
grundsätzlich sparsam verwendet werden.

So jedenfalls die Empfehlung der DGE, die sich in einer nett bebilderten  40-seitigen Broschüre mit Empfehlungen an die Kindergartenleitungen wendet. Bei den Fischstäbchen irritieren vielleicht noch die Farbstoffe in der “Knusperhülle”, die hätten ruhig auch erwähnt werden dürfen…

Ein Verband – Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, es könnte sich um sogenannte Lobbyisten handeln, teilt nun mit, dass er ideologische Verbotsaussagen, so zum Beispiel die “Ausgrenzung von Schmelzkäse … und Mayonnaise sowie Geschmacksverstärkern…” in jener DGE-Empfehlung verhindert habe.

Welch ein Erfolg! Der Verband verschickt ein Papier, in dem er “Siege”, die er nicht errungen hat, feiert.

Welche Fischstäbchen auf den Tisch kommen, entscheidet immer noch die lokale Kindergartenleitung.

Und “Foodwatch”, irgendwie in den Besitz des BLL-Papiers gekommen:

Was "richtig“ ist, hat nun offenbar der BLL mitentschieden – der Verband von Nestlé, Unilever, Kraft & Co., deren Gastro-Sparten entsprechende Produktportfolios aufweisen. Weil hochwertige Rohstoffe der entscheidende Kostenfaktor sind, werden Convenience-Produkte mit Hilfe künstlicher Aromen und Geschmacksverstärker aufgehübschten billigen Rohstoffen hergestellt. Als Nebeneffekt wird so sichergestellt, dass die Geschmacksknospen der Kleinsten an den Industriegeschmack gewöhnt werden. Dass Convenience-Produkte auch ohne solche Zusätze in der Gemeinschaftsverpflegung von Kleinkindern zur Verfügung stehen, beweisen nicht nur zahlreiche Anbieter von Bio-Kindergartenkost. Auch einige konventionelle Anbieter wie die Firma *p*t*t* verzichten auf die umstrittenen Zusätze.

“*p*t*t*”  wird sich gefreut haben. Foodwatch hatte ja ganz richtig getitelt:

Lebensmittellobby kocht in Kitas mit

Derweil warten wir noch auf die offizielle Stellungnahme von foodwatch zum Victoriabarsch

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Ein Kommentar zu “Die Fischstäbchen im Kindergarten…”

  1. […] Ganz klar, dass die vier Fischstäbchen den einen Tl. Öl aufsaugen wie nichts. Warum überhaupt Fischstäbchen? […]

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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