Internet-Sucht und das Bloggen

Bei der Internet-Sucht ist es ähnlich wie bei der Sucht nach Zucker: Eine Frage, die wirtschaftliche Interessen berührt, wird stets kontrovers diskutiert, und immer kommen die Studien derjenigen, die das Produkt vertreiben, zu dem Schluss, dass keine Gefahr herrscht.
Zum Verharmlosen gehören übertriebene Fragestellungen: „Sind wir denn alle Inernet-Süchtioge?“ und andere „Beschwichtigungen“.

Schlagzeilen wie

  • Internetsucht: Mutter verliert Sorgerecht
  • Therapeuten in der ganzen Welt fordern schon seit einiger Zeit; dass das Krankheitsbild der Internetsucht endlich als moderne Sucht anerkannt werden muss
  • Eine Auffangstelle für internetsüchtige Teenager wurde vor kurzem in Shanghai eröffnet
  • Das Pekinger Militärhospital hat die erste chinesische Definition von Internetsucht erlassen

suggerieren, dass „das Problem“ ganz weit weg ist, und auch eine Liste  neuer Webkrankheiten:

  • Google-Stalking
  • Egosurfing
  • Cyberchondria
  • Infornografie
  • Wikipediholismus
  • Crackberry
  • Youtube-Narzissmus

erleichtert es ungemein, festzustellen: „Damit habe ich nichts zu tun“.

Zu tun hat es der Eine oder Andere mit einer sogenannten „nicht stoffgebundenen Sucht, oder, wie es bei „Wortgefecht.de“ heißt, mit

Sucht ohne Substanzen

Ähnlich wie beim exzessiven Einkaufen, Sport oder Arbeiten handelt es sich bei der Online-Sucht um eine so genannte Verhaltenssucht (Behavioural addiction). Bei dieser empirisch noch kaum untersuchten Suchtform tritt das Verlangen, ein Verhalten auszuüben, an die Stelle der Einnahme psychotroper Substanzen wie Alkohol oder Drogen bei einer «konventionellen» Sucht:

«Durch exzessives belohnendes Verhalten werden schnell und effektiv Gefühle im Zusammenhang mit Frustrationen und Ängsten reguliert bzw. verdrängt. Vergleichbar mit dem Effekt beim Gebrauch von psychotropen Substanzen kann das Verhalten die Funktion erhalten, das Leben für den Betroffenen erträglich zu gestalten.» (zit. aus einem Beitrag in «Der Nervenarzt» 9/2007, PDF hier)

Das exzessive Verhalten stimuliert also das limbische System im Gehirn, wodurch Hormone wie Endorphine ausgeschüttet werden, was als angenehm erlebt wird.

Blogger erfahren den Endorphinstoss sowohl beim Bloggen als auch beim Betrachten der Ergebnisse: Die Abrufzahlen werden beobachtet, wie der Spieler im Kasino den Lauf der Roulett-Kugel verfolgt: Ein Glücksspiel, das einen nicht mehr loslässt, immer neue Einsätze erfordert, denn es könnte ja mal ein Hauptgewinn kommen.

Natürlich gilt dieser Satz nur in Ausnahmefällen…  😉

1999 wurde der Verein „HSO – Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige e.V.“ gegründet [Quelle]:

Der „HSO e.V.“ wird als Bundesverband seinen Sitz in Langenfeld haben, jedoch ist geplant, bundesweit flächendeckend Ortsvereine einzurichten, die von kompetenten Gruppenleitern geführt werden. So sollen die Onlinesüchtigen in ihrer unmittelbaren Umgebung eine „reale“ Anlaufstelle finden, um ihr Problem in den Griff zu bekommen. Eine erste Anfrage aus der Schweiz läßt vermuten, daß der HSO e.V. auch im Ausland seine Ortsgruppen einrichten wird.

Daraus ist offensichtlich nichts geworden, „übrig“ ist ein online-Forum und die Seite onlinesucht.de.

Ganz passend erscheint mir das folgende Zitat von Hermann Hesse, das sich dort findet:

An dem Tag, an dem du die volle Verantwortung für dich selbst übernimmst, der Tag, an dem du aufhörst, Entschuldigungen zu suchen,
an dem Tag beginnt dein Weg zum Ziel!

Siehe auch:

Fressnet.de-Beitrag zum Alkoholismus:
Alkohol in der Diät

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