Japanisch abnehmen mit Morgen-Bananen-Diät
Geschrieben am 2. November 2008 von KPBaumgardt
Also, der Diätwahn ist auch in Japan angekommen; nicht erst seit heute – aber muss man auch immer so aktuell wie die Bild-Zeitung Tageszeitung sein?
Die „frohe Kunde von der Bananen-Diät“ ist ein Lehrstück über die Leichtfertigkeit, mit der verunsicherte Verbraucher sich Verhaltensregeln aufschwatzen lassen, um anschließend mit diesen Regeln nicht zurecht zu kommen und von einer „Diät“ zur anderen zu pendeln, natürlich ohne dabei jemals auf einen grünen Zweig zu kommen.
Allzu originell ist die Idee, sich mit einer Obstsorte von Fettpölsterchen befreien zu wollen, ja nicht – die „Grapefruit-Diät“ und die „Ananasdiät“ sind ja vielleicht noch erinnerlich. Das zugehörige Regelwerk (der Katechismus) besteht aus 10 Punkten, ist für Freunde von Verhaltensvorschriften schnell auswendig gelernt, ansonsten einfach lächerlich:
- Banane am Morgen (Du darfst auch zwei Banane essen, aber sie müssen roh sein – nicht gekocht, gebraten oder gefroren!)
- Mittag- und Abendessen nach Belieben. Aber: Das Abendessen nicht nach 20 Uhr.
- Keinen Nachtisch…
- Bei den Mahlzeiten: Essen, bis Du satt bist, ohne vollgestopft zu sein; nach dem japanischen Motto: „Hara hachibu ni isha irazu“ – „wenn der Magen nur zu vier Fünfteln gefüllt wird, brauchst Du keinen Doktor“.
- Getränke: Nur Wasser
- Beim Essen: Gegenüber dem Essen aufmerksam sein!
- Ein Nachmittags-Snack ist erlaubt
- Früh zu Bett gehen
- Die Nahrungsaufnahme protokollieren – d.h. Ernährungstagebuch führen
- Sport: Nur, wenn Du möchtest
So weit Teil eins des üblichen Diät-Rituals. Teil zwei wäre dann die ausführliche Erläuterung der einzelnen Punkte, oder, bei „kritischen Texten“, die Kritik.
Traditionelles japanisches Essen ist ja eigentlich gesund genug, dass die Menschen dort ein hohes Lebensalter erreichen, ist Beweis genug.
Bei einem je nach Reifegrad schwankenden Kaloriengehalt der Banane und der Unbestimmtheit der „sonstigen Lebensmittel“ bleibt die „Bananen-Diät“ vielleicht auch ein Glücksspiel.
Sinnvolle Traditionen werden mehr und mehr über Bord geworfen; die „japanische Morgenbanane“ ist wohl nur ein winziges Bruchstück im Umbruch von Tradition (die im aktuellen System nicht mehr rentabel ist) und Moderne (in der wir unser Verhalten selbst steuern sollen, oder eben „neumodischen Regeln – siehe oben – folgen sollen).
Für hiesige Verhälnisse empfiehlt sich am ehesten noch, den Tag nicht mit „Banane pur“, sondern mit einem ausgedehnten Müsli zu beginnen. Das würde im Idealfall dann einen gesunden Apfel von der heimischen Streuobstwiese enthalten – zu dumm, dass die Streuobstwiesen bis auf kümmerliche Reste abgeholzt und überbaut sind, und die Mehrzahl der Supermarkt-Äpfel von „ganz weit her“ kommt.
Wenn wir die Japaner mit ihrer Banane-am-Morgen-Manie belächeln, können wir natürlich auch über uns selbst lachen:
Beim „Berliner Kurier“ fand sich noch dieser Eintrag:
Archiv » 2003 » 18. August » Lifestyle – Seite 12
PROF. BANKHOFERS BANANEN-DIÄT
… Nehmen Sie mit der Bananen-Diät in 14 Tagen 10 Pfund ab.
Ein krummes Ding, das Sie so richtig schlank macht
Rank und schlank in den Herbst. Runter mit den Urlaubs-Pfunden auf der Hüfte. Ganz ohne Quälerei. Garantiert. … Im Mittelpunkt: ein gelbes Wunder. … ist … auch von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zur „Frucht der Früchte“ ernannt worden … mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Enzymen und Hormon-Substanzen … mit einer Bananen-Diät Ferien-Pfunde loszuwerden! … in 14 Tagen 5 Kilo und vielleicht sogar mehr abbauen…. keine Kalorien zählen, sich bloß an die Speisen-Vorschläge halten. … Sie werden fröhlich und ausgeglichen bleiben, einen erholsamen Schlaf finden.
Zum
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