Die Sucht nach Zucker
Geschrieben am 3. Oktober 2008 von KPBaumgardt
Eine Meldung vom 26.09.08:
„Wissenschaftler der Universität Princeton haben Ratten täglich mit Zucker gefüttert, die Portionen kontinuierlich gesteigert und dann den Zucker ganz weggelassen. Die Tiere zeigten daraufhin ähnliche Entzugserscheinungen wie Morphiumsüchtige. „
Die Meldung wurde eifrig weiter verbreitet. Im gleichen Atemzug wurde erzählt, dass mittlerweile jeder Deutsche im Schnitt über 34 kg Zucker pro Jahr verzehrt, bei 78 kg liege der US-Pro-Kopf-Verbrauch.
„Die Hersteller von Big Mac & Co., die damit den Geschmack ihrer Brötchen, Hackbuletten und Hühnchenstücke perfektionieren, lösen durch die Kombination von Zucker und Glutamat im Gehirn eine Art kulinarischen Orgasmus aus.“
Es handelt sich bei dieser Meldung um eine Pressemitteilung von Gruner Jahr, die auf das Erscheinen von „Wunderwelt Wissen“ hinweisen sollte. Bei wissenschaft.de hat es die Überschrift
Ratten-Studie bringt Beweis für „Zucker-Abhängigkeit“
allerdings schon im Juni 2001 gegeben…
Nichts Neues also an der „Zuckerfront“, aber das Aufwärmen alter Meldung, frisch dekoriert, scheint lukrativ.
Wer auch immer den Artikel zusammengeschrieben hat: Irgendeine Ahnung muss er gehabt haben. Sogar den Ausdruck „alimentärer Orgasmus“ gibt es, in der Psychoanalytischen Neurosenlehre, seit 1926:
„Normale Entwicklung: Lustvolle orale Befriedigung beim Stillen und bei der Pflege. Entwicklung der Fähigkeit, sich etwas zu nehmen und zu genießen. RADO: alimentärer Orgasmus.“
Es handelt sich um die Orale Phase (FREUD: Entwicklung von sexuellen Empfindungen über den Mund)…
Die pseudo-Kritik an den Hamburger-Brätern, die uns da so hinterrücks zu Kopf-Orgasmen verhelfen, geht voll an der Sache vorbei: Natürlich ist Essen (fast) immer mit Befriedigung verbunden – auch, wenn es gesund ist…
Ansonsten sollten wir den Zuckerkonsum doch lieber nicht so abstrakt diskutieren, sondern praktisch verringern.
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