Bewegung an der veganen Front – Gurkereien, Engel und Dionysus

Die letzte Artikel-Überschrift, in der Rat und Unrat vorgekommen sind, hatte natürlich die „Beratung“ zum Gegenstand, auch „Coaching“ und indirekt Therapie und Selbsthilfe, aber Tabus und mithin die Überwindung von Angst, Scham und Stillschweigen werden selten thematisiert, denn so ist es üblich, nach dem Motto: „Immer so weiter, wie gehabt“.

„Die Leute“ sind ja schon gegen Veränderung, lange bevor sie etwas verändern, finden Entschuldigungen und Ausreden, und die Experten finden ihre Vorschläge zwar richtig, wirken aber nicht so ganz überzeugt und wollen bei der Darstellung der Risiken niemanden abschrecken, oder der/die Patient/in interessiert sie auch eher weniger.

Was die Fleischlosigkeitsfront betrifft, gibt es beim Tempeh Geländegewinne; indem jetzt nachgewiesen ist, dass, wie hier, auch die Zubereitung kleinerer Mengen im Rucksackbetrieb, „in einem Rutsch“ zusammen mit der Yoghurt-Fermentation im Multicooker gelingen kann.

Wichtig sei bei Food-Fotos ja die Dekoration, sagen die Foto-Berater  – deshalb habe ich den/das Tempeh mit Dinkel-Bandnudelnestern arragiert – doch dass die Deko unaufgefordert und freiwillig angeflogen kommt, hatte ich noch nicht erlebt…

„Tempeh statt Plaste“ ist noch nicht so selbstverständlich, dass es keiner Erklärung bedarf: Es war mir in der Zeit des Experimentierens rund um Tempeh einmal gelungen, einen Teller aus tempeh-fermentierten Haferflocken herzustellen. Nach dem, was ich als sensationell empfand, hat dann kein Hahn gekräht – und so kam es, dass bundesweit null Hühner mit gebrauchten Bio-Haferflocken-Tellern genährt werden, und die Umwelt nicht in dieser Weise vom Plastikgeschirr entlastet  wird.

Das „grüne Wunder Balkon“ lehrt vor allem, dass selten getan und verbessert wird, was möglich ist. Da gibt es Vorstellungen von Ordnung oder „Ordentlichkeit“, und Phasen, in denen nicht gegossen wird, führen ins Verderben.  Der Eigenbedarf ist immer nur punktuell zu decken, wie bei der Pfefferminze; bei Gurken wird es schon schwierig. Die hat der Gärtner einmal versuchsweise als Salzgurke präpariert:

So 100-prozentig habe ich mich ja nicht and das erprobte Salzgurkenrezept gehalten, doch Salzgurken sind eine interessante Alternative zu den Gewürzgurken, bei denen es merkwürdige Qualitätsunterschiede gibt. Bei der Salzgurke wird m. W. die Fermentation nicht angehalten, so dass es auf die richtige Lagerung und den richtigen Zeitpunkt des Verzehrs ankommt.  „Spreewaldgurke“  wäre eine „geschützte geographische Angabe“, was für „Spessartgurke“ oder „Taunusgurke“ eher nicht zutrifft. So oder so gehört Gurke auf das trendige Foodboard, neben einem Schälchen Haferbrei für die, die bei der Verfolgung ihrer Haferkur streng mit sich selbst umgehen wollen.

 

Letzte Woche hat es keinen frischen Fressnet-Artikel gegeben, weil ich mal wieder die Arbeit über den  “Narziss-Komplex” fortgesetzt hatte – die hat logischerweise mit der Logik von Erzähltem zu tun, und neuerdings versuchen sich Politiker, die vom Hafer gestochen sind, an der Mythologie:

 

 „Und die, die hier mit Friedenstauben rumlaufen, sind deshalb vielleicht gefallene Engel, die aus der Hölle kommen, weil sie letztendlich einem Kriegstreiber das Wort reden.“

Das sind Worte, die unser Kanzler Scholz auf einer SPD-Wahlkampfveranstaltung am 23.08.2023 von sich gegeben hat, in echter oder gespielter Rage, wegen solcher Bilder:

Das „weiße Gespenst“ soll also eine Friedenstaube sein; das Flattertier mit dem Ölzweig im Schnabel ist eigentlich ein biblisches Symbol für die „Harmonie zwischen Gott und den Menschen“, denn es zeigte dem wackeren Seefahrer Noah an, dass die Wasser der großen Flut wieder abnehmen und „Land in Sicht“ ist.

Der Zusammenhang mit den „in die Hölle gefallenen Engeln“ ist eigentlich nur, dass auch Engel Flügel haben und frei erfunden sind. Täubchen, die fertig gebraten den Faulen in den Mund fliegen, sind Bestandteil des „Mythos“ vom Schlaraffenland, und der Paradiesbewacher-Erzengel Michael sorgt dafür, dass der SPD die großen Mehrheiten nicht in den Schoß fallen 😉 .

Dass Willy Brandt, da er ja für die Ostverträge verantwortlich war,  auch heute verhandeln würde, ist spiritistischer Aberglaube: Putin („Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, sagt unser Sprichwort) ist nicht der Ministerpräsident Alexei Kossygin, die Sowjetunion ist nicht mehr, aber Wagenknecht meint, durch den Höllensturz sei Brandts Ostpolitik in die Hölle verbannt…

Dazu passt, dass Andere von der Rückkehr der „D-Mark“ schwurbeln und meinen, das Wissen vom „wahren Europa“ gepachtet zu haben: Nein, das hat niemand und Wissen als Privateigentum wäre undemokratisch…

Die „vorwissenschaftliche“ Erklärung dieser Schadens-Phänomene wäre, dass Dyonisus im Spiel ist, so dass die Akteure wie besoffen agieren und den Sonntag zum Ausschlafen brauchen, um den verkaterten Kopf zu regenerieren. Welche Misere!

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
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