Du bist, wie und was Du isst und handelst
Geschrieben am 28. Mai 2022 von KPBaumgardt
Beim „Zurückblättern“ hier im Blog kommt man zunächst einmal zum „vorherigen Artikel„, bei dem es wie so oft kein einheitliches Thema gab, und sicherlich hat die werte Leserschaft mal wieder mindestens die Hälfte überlesen, was aber normal und verständlich ist.
Übersehen hat man garantiert einen dort genannten Begriff, der es in sich hat, die sogenannte „Charaktermaske“…
„Das simple Leben lebe wer da mag, ich habe – unter uns – genug davon„
ist das Denken, das – unter uns gesagt – die Creme der Gesellschaft prägt, und hat nicht selbst Harald Schmidt in einem seiner Interviews gesagt, dass er Reichtum nach sozialem Aufstieg recht angenehm findet?
Im Showgeschäft wie in der Politik muss, wer bestehen will, Talent und profunde Kenntnis der Regeln haben, sich anpassen und mit Leuten umgehen können, wobei wir Robinson und Freitag, aber auch Schmidt und Feuerstein als Beispiel betrachten könnten.
„Die Verhältnisse“, bezogen auf Besitz, Stellung in der Hierarchie, Wirkung auf Andere sind dann entscheidender als die Gene, und die Akteure gewöhnen sich selbst an die Rolle des Traumschiffkapitäns.
„Akteure“ ist mit seiner Mehrfachbedeutung „Schauspieler, Schaffensmenschen, An-und-Verkäufer“ doch recht passend für die Geschehnisse auf dem Markt, der ja nicht nur über den Spritpreis entscheidet und „die Verhältnisse“ entscheidend prägt: Weil oder wenn wir schon in einer „sozialen Marktwirtschaft“ existieren.
Zwischenfrage: Um was geht es auf dem Marktplatz?
Die Präsentation stammt aus dem Vortrag
»Praxis des Tauschens und Form des Charakters. Marx’ Charaktermaske«
von Heide Volkening. Im Sinne von Karl Marx können wir also auch die „Kreativen“, die ihre Haut zu Markte tragen (müssen), als Rädchen im Getriebe des Wirtschaftssystems verstehen, und ihre Schnulzen als Schmiermittel 😉 . Für Politiker-innen, die ihre „Expertise“, in Büchern gebunden oder im TV-Format gesendet verkaufen, gilt das Gleiche: Sie machen sich zu „Repräsentanten“ ihrer mehr oder weniger originellen Meinung, diese zur Ware, auf dem Markt der Eitelkeiten.
Phaeton und Bert an der Bank
Der Begriff Charaktermaske lässt einerseits ans Theater denken, wie es in der Antike gespielt wurde: Die Schauspieler trugen Masken, damit unumstößlich klar war, dass sie eine Rolle darstellten. Was unter der Maske passiert, entzieht sich der unmittelbaren Wahrnehmung.
Die Fraglichkeit des narzisstischen Charakters
Bei „Charakter“ dürfen wir auch mal in die Welt der psychonalytischen Lehren abschweifen, wo Karl Abraham einen FREUDschen Gedanken ausführte und den Typus des geizigen, zwanghaften Pedanten erklärte, und kürzlich von Schmidbauer die hamsternden Klopapierbeschaffungsmaßnahmen als Auswuchs des Analcharakters in Teilen der Bevölkerung verstanden wurden.
Die Existenz eines „narzisstischen Charakters“, wie ihn Wilhelm REICH in der Schrift „Charakteranalyse“ postuliert hatte, wird im Allgemeinen nicht angesprochen, aber eine Unzahl an Autoren und „Coaches“ arbeitet sich an narzisstischer, toxischer Männlichkeit ab, an Praktiken des „Gaslighting“, an diversen Anzeichen, die Narzissten entlarven, an narzisstischen Maschen, oder bieten „Narzissmus-Therapie“ als „erkennen, verstehen und Inspiration für die eigene Weiterentwicklung“ an – vorgeblich.
Zu Nachdenklichkeit oder Ablehnung dürfte der Artikel
Narzißmus als Doppelrichtung.
Von LOU ANDREAS-SALOMÉ.
führen, der zumindest aufzeigt, dass „Narzissmus“ eigentlich noch nie so ganz verständlich dargestellt wurde, jedoch früher noch mehr im Zusammenhang mit kreativem Ausdruck oder künstlerischem Schaffen.
Salomé lehnt ausdrücklich die Reduzierung des „Narzissmus“ auf „(„eitle“) Selbstliebe“ ab und betont gleich eingangs das ursprüngliche Streben aus der universalen Einheit mit „der Welt“ (den später so genannten ozeanischen Gefühlen) heraus zur Ich-Entwicklung – im Laufe des Lebens kann die ursprüngliche Ungeschiedenheit sich (günstigenfalls) zu einer Verbundenheit entwickeln.
Quarkspeise
Wie wichtig bei unsereins Essen und Trinken sind, spiegelt sich in der Charakterlehre der Psychoanalyse darin wieder, dass sie annimmt, dass es orale Phase und oralen Charakter gibt. Es geht hier nicht nur um die Liebe zur Nahrung, sondern auch ums Einverleiben, und um die Kontrolle dessen.
Deshalb sind „Diäten“ wie die „Quark-Diät“ häufig so interessant, und nur am Rande, zur Auflockerung sei hier auch erwähnt, dass die Lieblingsspeise vieler Frösche „Quak-Bällchen“ sind. 😉
Der „amphibische Charakter“ konnte bisher in die pychoanalytische Charakterologie nur unzureichend integriert werden,
obwohl die Verwandlung der Menschen in Frösche längst schon in der Mythologie zu finden ist.Von daher stammt vielleicht auch die gebräuchliche Redensart „Sei kein Frosch“, sinngemäß also „Sei nicht so geizig“ und manchmal auch „Sei nicht so sprunghaft und großmäulig“ ;-).
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