Özdemir, Bauernschaft, Volksgesundheit – und eine Überraschung!
Geschrieben am 29. Dezember 2021 von KPBaumgardt
Als Minister Özdemir neulich von der Bild am Sonntag ins Interview genommen wurde, nannte er Sorgen um unsere Bauern-Existenzen und unsere ernährungsbedingt häufig schlechte Gesundheit als Probeme, wegen derer es zu kämpfen gelte.
Einen Tag später wurde er von der Alltags-Bild geschimpft: Er wolle den kleinen Mann bestrafen, und zwar mit hohen Fleischpreisen.
Vergessen war damit die Re-Formulierung von Fertig-Gerichten, das „weniger Zucker, Salz und Fett„, das in der Vorzeit schon Frau Künast wollte, und von Julia Klöckner mit dem Etikett „Freiwilligkeit“ in die treuen Hände der Industrie gelegt worden war.
Dank Özdemir wissen wir jetzt aber, dass die Lockvogelangebote Ramschpreise sind, und dass wir überhöhte Motoröl-Preise eher tolerieren, in der Küche aber die Vorteile von Hanf- Argan- und Algenöl nicht vermissen. Das sollten wir mal gesondert besprechen. Mich wundert auch, dass Özdemir darauf verzicht hat, den Vertrieb von „Gammelfleisch“ zu thematisieren.
Ein Eröffnungszug ist gemacht, es hat einen Gegenzug gegeben, wir werden sehen, ob die Partie ein gutes Ende nimmt.
Die edlen Speiseöle übrigens, die mit Salz und Knoblauch uns die Lust aufs Schnitzelbrötchen vergessen lassen, kann sich ja jeder selbst im Rahmen der #Biolebensmittelgrundversorgung subventionieren, wenn wir sie verwirklicht haben.
Nach Ansicht der NWZ (Göppinger Kreisnachrichten), für die Guido Bohsem darauf hinweist , dass „bildungsferne Schichten“ dringend aufgeklärt werden müssen, „welche Folgen unser Essverhalten haben kann“ – die Ursachen sieht er ja bereits in einem genetischen Programm, ist damit genug verunglimpft und Cem Özdemir neu im Amt. 😉
Ob Özdemir das Programm (die Dauerwerbesendung) „Zu gut für die Tonne“ fortführen will, ist noch nicht beschlossen. Einerseits sollten die mündigen Bürger=innen selbst in der Lage sein, nicht viel mehr, als benötigt, einzukaufen, andererseits muss man ja auf der grünen Woche demonstrieren, dass „die da oben“ haushalten können, so gut, dass sie sogar das Volk mit Tipps zum Sparen im Haushalt erfreuen.
Was ich sagen wollte: Die Bratbanane war ordentlich reif, wäre in besseren Häusern nicht mehr pärsentabel, und die Yoghurt-Suare-Sahne-Kokosmilch-Kefir-Sauce war eine einzige Restverwertung – probiotisch, also mit Eigenschaften, die von Politker:innen eigentlich nie vorgestellt werden.
Cem Özdemir will Lebensmittelpreise erhöhen – weil die Deutschen zu dick sind
Das ist eine denkbar schlechte Gesundheitskommunikation . Die Einen fühlen sich angegriffen und diskriminiert, die Anderen werden auf „die Dicken“ wütend, weil man denen ja die teuren Lebensmittelpreise zu verdanken hätte, wie es schwarz auf weiß zu lesen und allgemein bekannt ist. Und außerdem sind die auch noch selbst schuld!
Oder will Özdemir für die Grünen für gute Stimmung bei den Bauern sorgen, möglichst noch gute Stimmen fischen und ist dadurch für solche Überschriften sogar dankbar??
Kinder mögen es süß – Erwachsene auch, und wenn es sahnig wird, schmilzt so manche Kaffeetante glücklich dahin – das ist gelernt und vor allem angeboren. Hier ist im Pfannkuchen eine halbe, sehr reife Banane verbacken, die Kerne stammen aus einem eigentlich schon überreifen Granatapfel, etwas Naturjoghurt rundet die Sache ab. Zugesetzter Zucker: Keiner.
Dass etwas ähnliches auch mit Birne und Kirschen machbar ist – oder dunklen Beeren – ist selbstverständlich. Wenn wir etwas für die Zukunft des Planeten tun wollen, sollten wir in der Sozialisation bewusst sein, dass „Geschmack“ sich früh herausbildet. über gewisse Wiederholungen und Überraschungen, und die kleinen Persönlichkeiten dürfen nicht glauben, dass die Milch aus der Tüte zu kommen hat, und das Obst vom Lieferservice oder aus dem Supermarkt kommt.
Mit solchen „Problemen“ sollten wir den Landwirtschaftsminister aber nicht alleine lassen – hier müssen die Veränderungen der Ernährungskultur von allen, die beteiligt sind, flankiert und unterstützt werden. Und „Ernährungspyramiden“, die Süßigkeiten an die Spitze der begehrenswerten (und nötigen) Nahrung platzieren, sind überflüssig…
Wenn Werbung auf die Vorlieben von Kindern abzielt, um „die Kinder im Sinne der Auftraggeber zu formen“, ist das eine Schande.
Erwachsenen „Fröhlichkeit“ und letztlich „Glück“ beim Frühstück zu versprechen, erfüllt auch diesen Zweck, weil die Kids sich mit ihren Bezugspersonen identifizieren müssen und sie mehr oder weniger imitieren, ihre Art und Weise übernehmen.
Vielleicht wurde diese Reklame vom Manna. das vom Himmel fällt, inspiriert – etwas magisches scheint bei der der Fotomontage dabei zu sein, eine Überdosis Warenästhetik, neben dem Zucker möglicherweise.
Als Unterhaltung, Träumerei zum Abschalten von der Realität, tarnt sich manche reinste Reklame – beim „Traumschiff“ schon seit 40 Jahren. Der irrwitzige Ressourcenverbrauch wird ausgeblendet, und in der Bordüche arbeiten zu dürfen, erscheint als das Humorbasierte, reinste Honigschlecken – keinesfalls als Akkordarbeit oder Küchenschlacht:
Das zeigt: Auch mit Illusionen kann „Spass“ vermittelt werden – wie es seichte Unterhaltung gibt, gibt es Essen ohne Tiefe. Um die Analogie auf die Spitze zu treiben: Ähnlich, wie sich nicht alle die reale Kreuzfahrt leisten können und dürfen, reicht es nicht für alle mit den artgerechten Prädikatslebensmitteln.
Mein Traumschiff wäre ein Segelschiff mit moderner „Takelage“, also insgesamt so umweltfreundlich wie möglich – und mit einer begrenzten Zahl von Passagieren, die, wenn sie irgend dazu fähig sind, auch ein paar Stunden mitarbeiten, ähnlich wie in einer Jugendherberge. „Resteverwertung“ wäre in der Bordküche kein Fremdwort, sondern Praxis, mit beispielsweise Käsesemmelknödeln mit lecker Lauch und Tomatensauce.
Es muss ja nicht immer die Kreuzfahrt sein, und mit einer wohlorganisierten Flotte könnten wir die Flugzeuge einfach „abschalten“.
Der Käsesemmelknödel ist im Prinzip ganz einfach zu machen – ohne Multicooker wäre das allerdings nichts geworden. Die Brötchen dazu waren steinhart, aber mit reichlich verbackenen Walnüssen sehr hochwertig. Der Ausnahmeknödel wurde mit der auf die Scheiben aufgetragenen Ei-Mozarella-Milch fluffig und scharf, was an der Gewüzmischung mit Salz, Chili und Kräutern lag.
Insofern vermisse ich die glaubwürdigen politischen Konzepte gegen die Lebensmittelvernichtung aus dem Ernährungsministerium oder von der berühmten „Zivilgesellschaft“ doch sehr. Der Mensch ist, was er isst, was ihm schmackhaft gemacht wird und gern, wenn es schmeckt, machbar und leistbar ist.
Joerg Alt hat Lebensmittel aus Containern geholt und verteilt, ein gerichtliches Verfahren ist zu erwarten.
Mit dem „peinlichen Verfahren“ könne er nun die Bundesregierung daran erinnern, dass im Ampel-Koalitionsvertrag ein Lebensmittelrettungsgesetz versprochen werde. Für ein solches Gesetz existiere bereits ein umsetzungsfertiger Vorschlag. „Es gibt also keinen Grund, die Dinge zu verzögern“, sagte Alt.
Es gibt auch ein Buch zum „Paradigmenwechsel“, und einen Satz aus der Vorschau zum Buch können wir uns zum Schluss noch „reinziehen“:
Das Problem ist ja gerade, dass viele … mit Inbrunst zentralen Glaubensüberzeugungen anhängen, ohne deren ideologische Herkunft und Heimat zu kennen, zum Beispiel:
»Werden Reiche reicher, nützt das den Armen!«
… Solche Sätze werden, wenn man sie nur oft genug hört, selbstverständlich und verfestigen sich irgendwann tief in unserem Unbewussten mit anderen Glaubenssätzen zu einer Erzählung von Verheißung und Erfolg, der wir bereitwillig folgen.
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