Überleben und Priorität – Neoliberalismus, Intelligenz, G-sundheit
Geschrieben am 25. Dezember 2021 von KPBaumgardt
Ungeimpfte, Raucher, Übergewichtige, Unfittte sind selbst schuld an ihrem gegebenenfalls suboptimalen Gesundheitszustand und sollen nur einen Anspruch auf zweitrangige Behandlung haben – wenn es eng wird auf den Intensivstationen, muss ja jemand aussortiert werden.
Nur scheinbar gehört solches „Abwägen“ zur aktuellen Impfdebatte, und eine „Rechtsphilosophin“ wird nicht zur Göttin, nur weil der Spiegel sie „Topjuristin“ nennt. Eigentlich sind bereits die Überlegungen eine die Menschen-Würde-verachtende-Grenzüberschreitung, ist doch die gesellschaftliche Verwurzelung des Krankheitsbildes bei Rauchen und Übergewicht bekannt, bei Ungeimpften zu vermuten.
Die „Triage“ derart ungerührt hinzunehmen, macht es leicht, gesellschaftlich notwendigen Fortschritt bei der Krankheitsbehandlung aufzuschieben:
„Obesity is a disease that does not receive prioritisation commensurate with its prevalence and impact, which is now fastest rising in emerging economies.“
„Adipositas ist eine Krankheit, der nicht die Priorität eingeräumt wird, die ihrer Prävalenz (Rate der an einer bestimmten Krankheit Erkrankten) und ihren Auswirkungen entspricht, die inzwischen in den Schwellenländern am schnellsten zunehmen.“
Und: „Corona zeigt, wie viel wir bei der Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten versäumt haben“. (*)
Keine Riesengarneelen, sondern einfach nur XXL-Nudeln
Eiweiß, pflanzlich, nachhaltig
Maira Gomez Godinho vom Stamm der Tatuyo im brasilianischen Amazonas konnte wegen der Epidemie nicht mehr als Fremdenführerin arbeiten, geriet zufällig auf „Tic-Toc“ und wurde im Rahmen des dort möglichen ein Star…
Lustig finde ich die Einleitung zum Artikel:
„Das globale Ernährungssystem ist klimaschädlich. Agrarexperten suchen nach Alternativen, um eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Eine indigene TikTokerin im Amazonas präsentiert Lösungen – und wird damit berühmt.“
„Agrarexperten suchten“ – das klingt schon so, als sei das Studium eine notwendige Voraussetzung, um (alternative) Pfade zur Ernährung zu finden.
Mit der Veredlung einfacher Hülsenfrüchte zu mykoproteinhaltigem Tempeh kommen unsere unterhaltsamen und Forschungs-Gemeinschaften offenbar nicht zurecht.
(*) Nun räumt Corona endgültig mit dem Mythos auf, dass wir unantastbar sind. In unserem reichen Land ist die Hälfte der Menschen vorerkrankt. Das erscheint uns normal, ist es aber nicht.
Chile hatte einst eine Rolle gespielt, Hoffnungen geweckt, die von Pinochet und Kumpanen erstickt wurden.
Deshalb die Notiz, dass jetzt Gabriel Boric („der neoliberalismus wurde in chile geboren und wir werden ihn in chile begraben“) dort Päsident ist.
Was die Einen „Lichtverschmutzung“ nennen, finden alle Lemminge schön
Dieses Bild bot sich neulich bei Vollmond. Wenn auch hier etwas verwackelt und verfremdet, musste ich doch bei all der „Weihnachtsbeleuchtung“ an Lichtverschmutzung denken.
„Lichtverschmutzung“ ist also unproblematisch – für die, die sie verursachen und an dem Ast sägen, auf dem wir sitzen. Wenn sie, wie bekannt, Krankheiten verursacht – ist das nicht ein Anlass für fundamentale Veränderungen, und zwar für welche?
Wer ist bei Ernährung zuständig, und kompetent?
Dass die politische Zuständigkeit für “gesunde Ernährung” ins Ministerium für Gesundheit gehört, sieht auch die politische Redaktion des Ärzteblatts so:
Für das Patientenwohl wäre es von Vorteil, würde das BMG beim Thema gesunde Ernährung die Federführung übernehmen. Hier sollte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einmischen.
Der Artikel war schon etwas älter, und aktuell ginge es bei der Ernährung um die Alternativen Lauterbach oder Özdemir – oder um die Frage, wie die Beiden kooperieren. Das Argument, momentan hätten wir aber wichtigere Probleme, darf aber nicht gelten, weil es sonst für immr dabei bleibt.
Pyramidenrotation
Dem „Flämischen Institut für gesundes Leben“ war übrigens schon vor ein paar Jahren eingefallen, unser „Maß der Dinge“ bei der Ernährung vom Kopf auf die Füße zu stellen und eine Lebensmittelpyramide, die auf der Spitze steht, vorzustellen:
Belgien hat eine neue Lebensmittelrichtlinie mit einer interessanten Wendung. Tofu, Hülsenfrüchte, Öle, Gemüse und Getreide stehen oben im umgekehrten Dreieck – als Lebensmittel, die man in seiner Ernährung priorisieren sollte -, während Speck und Salami in einen Außenkreis verbannt werden, der Kuchen, Kekse, Pommes Frites und Alkohol enthält und Soda. Diese externen Gegenstände sollten „so wenig wie möglich“ gegessen werden. Auf halber Strecke der Pyramide befinden sich Hühnchen, Eier, Milchprodukte und Fisch mit rotem Fleisch und Butter am Boden.
Die neuartige Regelung spiegelt die Aussage der Weltgesundheitsorganisation von 2015 wider, dass verarbeitetes Fleisch ein mögliches Karzinogen ist.
Neurosen, Narzissmus
Während die Reichen reicher und die Armen zahlreicher werden, diskutieren wir über „relative Armut“, denken nostalgisch an „Solidarität“ und Fortschritt, doch mit der Solidarität geht es bergab, und Wildgewordene gehen demonstrativ spazieren.
Das möchte man psychologisch erklären, mäßigt vielleicht erste Einfälle (lauter Irre) zu allgemeinem „alle neurotisch“, verschafft sich eine Kurzdefinition zu „Neurotizismus„, um bald darauf über „neurotische Individuen“ zu lernen:
Neurotiker:innen können sich selbst nicht leiden, weil ihr tatsächliches Selbst nicht den unstillbaren Ansprüchen ihres Ideal-Selbst entspricht. Rastlose Ansprüche unter der Tyrannei des Sollens, gnadenlose Selbst-Vorwürfe, -Geringschätzung, -Enttäuschung, -Schikane, -zerstörerische Impulse.
Derart „kompromissloses Streben nach Perfektion“ geht selbst im Märchen schief, führt in der Realität zu ständiger Unzufriedenheit und Sehnsucht, doch nie zu Ausgewogenheit und Balance.
Wie so oft, haben wir es wohl mit „frühen Störungen“ zu tun und dürfen, weil ja ein Portiönchen unerwiderte Selbstliebe dabei ist, an „Narzissmus“ denken, um nach alter Gewohnheit angesichts eines Problems „Was nun, was tun?“ zu fragen. Doch da sind, wie das Beispiel der „Therapie eines Narzissten“ zeigt, keine Verallgemeinerungen zulässig.
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