Artikel III, Essen, Ethik, Mode – und Global-Verantwortung

Atmen, Trinken, Essen – solche Grundfunktionen des Lebendigen sollten wir lebenslang gemeinsam haben, auch wenn wir Menschen ansonsten immer einzigartig sind.
Das sollten wir bei aller Unterscheidungsbemühung, die fälschlich und grobschlächtig dazu geführt hat, den Rassen-Begriff in der Manier des Schwarz-Weiß-Denkens auf Menschen zu beziehen, nie vergessen.

Es klang zwar edel und gut, was so ähnlich im Grundgesetz geschrieben steht: „Keine frau, kein man, kein(e) div darf wegen Nase, Masse, Kasse, Klasse, Tasse oder Schüssel benachteiligt, gehasst oder beleidigt werden“; es wird sich eine geeignete Änderung finden, und etliche Vorschläge mit „Ethnie“ und so liegen ja bereits vor. Auch Übergewichtigte oder sonst in ihrem Wuchs Beeinträchtigte sollen auf ihren Makel weder einen falschen Stolz entwickeln müssen noch latent oder manifest diskriminiert werden.

Doch geht es hier eigentlich nur am Rande um Grund- und Menschenrechte und deren Verletzung, sondern zentralerweise ums Essen. Das hat auch seine soziale Funktion, denn hier wird aufgeteilt und eingeteilt, zugeteilt, abgewogen, hier findet Beziehungsarbeit, foodwork und Service statt, hier erwarten wir feinen Genuss und was wir dafür halten, so es mal zum „achtsamen Essen“ kommt.

Eine echte Hühnerbrühe aus dem Multicooker mit leckeren Suppennudeln und viel Gemüse (hier: TK-Erbsen, Kapern aus dem Glas, Frühlingszwiebel, Cocktailtomaten, die erst kurz vorm Servieren in die Brühe kommen, weil nichts an dieser Suppe verkocht sein soll) und ein paar Stückchen Fleisch…

 

„Grillhähnchen“ – das war einmal, und zwar eine Mode. „Einen halben Hahn mit Bratkartoffeln oder Pommes“ war einst als Bestellung so üblich wie heute noch „Currywurst rot-weiß“ an der Imbissbude, und demnächst vielleicht auch noch „Veggieburger“ bei Mc. Sowieso, und je geringer die Fähigkeit des NAchwuchses, selbst zu kochen, sich selbst zu versorgen ausfällt, desto rosiger die Zukunft der Schnellrestaurants, der Tiefkühlkost und des Vorgekochten überhaupt.

 

Einerlei, ob Kochen oder Bloggen: Es handelt sich um „kreatives Teilen“

„Um es mit einem Bild zu sagen: Es ist, wie sich ein Kuchenrezept auszudenken, loszubacken und dann den Kuchen mit den besten Freunden zu verspeisen, anstatt ihn allein zu essen.“

Das schrieb Dani von „Klitzeklein„, in: Malina Kruse-Wiegand, Annika Busse: „Wir machen dieses Social Media“, O’Reilly Media 2013.

Sich ein (Kuchen-) Rezept auszudenken – ich halte das für schwierig. Eigentlich greift man beim ausprobieren ja auf ziemlich viele alte Erfahrungen zurück – eigene und fremde, so dass man auch meinen könnte, die Rezepte mutieren von selbst. Am Besten ist es, da nicht viel nachzudenken und das Ganze zu „deckeln“.  
 

Wenn schon der Ethikrat wegen der „Nutztier-“ Haltung besorgt ist und das ZDF-Magazin (am 16.06.2020) ganz kurz über eine Ausstellung im Hygiene-Museum, Dresden berichtet, und der Beitrag gleichzeitig eine Art Überleitung zu einer zu Doku über Lachs-Zucht darstellt, dann tut sich etwas bei der Berichterstattung und der öffentlichen Aufmerksamkeit für das Thema „Ernährung“.

Das Essen als Erscheinungsform der Dekadenz hat seine Form gewandelt, wie auch die Alltagsernährung, immer noch gilt Fleisch häufig als Leitsubstanz, ist Mensch ein „Schnäppchenjäger“, auch wenn es um „Billigfleisch“ geht.

Man könnte, um „die Ernährungswende“ zu unterstützen, Beispiele und Ideeen, die  Lebensmittelvielfalt kreativ für gemüsebetonte Ernährung zu nutzen, sammeln und darstellen, man könnte auch mal einen (virtuellen?) Museumsbesuch erwägen:

Das Deutsche Hygiene-Museum Dresden greift mit seiner neuen Ausstellung „Future Food. Essen für die Welt von morgen“ eine der dringlichsten Fragen des 21. Jahrhunderts auf. Die ab Sonnabend zugängliche Schau gehe der Frage nach, wie angesichts der globalen Herausforderungen die Zukunft der Ernährung gestaltet werden kann, sagte Kuratorin Viktoria Krason am Freitag in Dresden. Es solle das Bewusstsein für eine globale Verantwortung geschärft werden. Essen sei sinnliches Erlebnis und Lebensnotwendigkeit, zugleich eine alltägliche Handlung mit unterschätzter gesellschaftlicher Sprengkraft, sagte Krason. Die Ausstellung stelle dabei die These in den Mittelpunkt, dass Essen auch ein politischer Akt sei. Ernährungssicherheit weltweit sei die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.

Auch der Bericht des  MDR Sachsen zur Ausstellung, die noch bis zum 21.02.2021 zu sehen ist, sei hier erwähnt, wie auch die aussagefähige Museums-Pressemitteilung .  Seien wir in diesem Sinne optimistisch mit einer kleinen Zwischenüberschrift:

 

Lecker, aber anders – Das Essen der Zukunft

Die gefüllte Paprika in einer anderen Ansicht: Als unterste Schicht Maiskörner mit zwei TL Sojasauce, dann gebratene Chamipnons und Cashewkerne (gehackt), obenauf fein geschnittene Dattel. Eine Gemüse-Rohkostbeilage der milchsauren Art könnte dazu passen…

 

Dieses Rezept ist von einem Food-Blog inspiriert, das sich der glutenfreien Ernährung widmet, einem ganz speziellen Sonderthema, und gleich wurde diese „Diät“ mit Versprechen von Vitalität, Gewichtsreduktion, Nie mehr Kopfschmerz und Adé Schlafstörungen sowie dem Angebot, ein saugünstiges 6-Wochen-Coaching zu erwerben, verknüpft, da erübrigt sich auch jeder Kommentar.

Macht bitte nicht viel Wind beim Applaudieren! Sagte der Klatschmohn.

Hier muss ich leider sagen: Verfasser(in) unbekannt.

Ich weiß noch nicht einmal, wer diesen Blühstreifen am Rande eines Idsteiner Parkgeländes angelegt hat – nehmen wir die Wildblumen in der Stadt mal zum Anlass, die Hoffnung, dass auch Landwirtschaft wieder mehr Wert auf pflanzliche und tierische Artenvielfalt legen wird, anzusprechen.

Die Landwirtschaft ist ja in allen Bereichen mit dem Gemeinwohl verbunden wie wenige andere Bereiche, so dass wir sie auch nicht endlos den „Kräften des freien Marktes“, „dem Kapitalismus“, aussetzen dürfen, wenn auch die Forderung nach „Abkehr vom traditionellen Kapitalismus“ innerhalb der generellen Debatte nur eher leise ertönt:

 

  • Minister Gerd Müller sieht in der Corona-Krise auch einen Weckruf an die Menschheit.
  • Die Forderung des CSU-Politikers: Ein Umdenken in Sachen “Raubbau an der Natur”. Denn eben diesen macht Müller mitverantwortlich für die Pandemie.
  • Zur Normalität der Globalisierung dürfe nicht einfach zurückgekehrt werden.

 

 

„Die Grenzen der Ressourcen sind endlich und wir nehmen uns ein Vielfaches dessen, was uns zusteht. Wir leben nicht über unsere Verhältnisse, sondern über die Verhältnisse der anderen und unserer Kinder und Enkel“, sagte Müller. Vor allem die armen Länder litten unter dem deutschen Ressourcenverbrauch – am stärksten durch die Auswirkungen des Klimawandels.

Das ist ja ein altbekanntes Lied, das seit den „Grenzen des Wachstums“ immer mal eine weitere Strophe erhält. Auch, dass  Lebensmittel verschwendet, als Viehfutter gebraucht und als Sprit missbraucht werden, während die Zahl der menschlichen Erdenbewohner  steigt und ansteigt, hat Anteil am Ressourcenverbrauch.

Dass ist kein Grund, es für unabänderlich zu halten. Es kommt darauf an, was wir daraus machen.  Wenn Müller den „Weckruf“ aufgreift, weil die Epidemie nach wie vor nicht einfach weg ist und noch viel Beachtung und Aktion erforderlich macht, ist das ein Gegensatz zur älteren, leiseren, verdrängteren Epidemie, der Adipositas. Die ist ein derart „multifaktorielles Simultangeschehen“, über dass kein Epidemiologe sich im wöchentlichen Podcast den Kopf zerbricht, kein Landrat wöchentlich die Zahl der Neuerkrankungen publiziert, und bei den „genesenen Fällen“ sieht es ganz, ganz arg aus.

Beim „Pflanzenburger“ werden wir zum Nahrungskonkurrenten fürs Rind und lassen uns Erbsen-, Sojaprotein und -Fasern mit roter Beete, Aromen und Bindemitteln braten und servieren. In den USA ist der nächste Schritt der Pflanzenverarbeiter, preislich mit der Fleischindustrie gleichzuziehen, der übernächste, sie zu unterbieten.

 

Ein sahniger, cremiger, schneeweißer Yoghurt lässt sich aus Kokosmilch fermentieren – sollte es den mal auch unverpackt, nicht aus der Dose, geben, könnte man über den noch vertretbaren ökologischen Fußabdruck noch reden. Doch wie verhält sich das bei der Mango?

Vielleicht sieht so das Essen der Zukunft aus: Yoghurt aus Kokosmilchyoghurt mit reifer Mango; ohne Zucker und frei von Chemie, vegan pur, aber mit langen Lieferwegen verbunden und nicht ohne Verpackungsaufwand. Man könnte sich deswegen Sorgen machen oder wegen gesättigten Fettsäuren; Sorgen sind keine Entscheidungsgrundlage, und es bräuchte Fachleute, die Vertrauen verdienen für die wirklich notwendigen Informationen.

 

Ähnliche Zutaten sind auch bei der folgenden Kaltspeise verwandt:

Auch Banane, ein süßes Sesammus und Pistaziencreme sind hier verquirlt, mit einem Teelöffel Pflaumenmus an der Spitze.
 

Solche Rezepte weiterzuentwickeln erfordert einen hohen Aufwand, in der Industrie werden ganze Expertenteams eingesetzt, laufend geschult und gefordert, und auch Testpersonen aus dem Alltagspublikum bei der Blindverkostung und Verträglichkeitsprüfung.

Wenn die Gemeinschaftsverpflegung – z. B. an der Schule – direkt vor Ort stattfindet, führt das zu Transparenz und die Kids können auch, indem sie obligatorisch „Küchen-AG“ im Stundenplan haben, sich in der Betätigung bestätigen.

Küchen, die amtlich geprüften Hygiene-Standarts gemäß hauswirtschaften, könnten auch über den eigenen Bedarf hinaus wirtschaften – Stichwort: Tempeh.

Solche regionale Produktion, am Besten natürlich mit regionalen „Rohstoffen“, können sich weiterentwickeln und zu „Hot-Spots“ der Ernährungswende, und, da sie auch Nachfrage generieren, auch der Agrarwende werden.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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