Nur Teppich-Fliegen ist schöner: Abnehmen mit 16:9-Fasten

Es wäre kein normaler Januar, gäbe es nicht die „Nachrichten“ und Lobpreisungen von – nunmehr nur noch Altdiäten, was auch erlaubt, den Gang ins Archiv zu wagen und ein paar vergilbte Artikel aufzugabeln, die man bequem aufhübschen und als „Gebraucht, aber sehr gut erhalten“ anbieten kann – „Damit dann in der Badesaison die Bikinis wieder passen“, bekunden die Diätanpreiser, als ob die Gattin in den Schwimmdress des pubertierenden Toechterleins schlüpfen wollte.

Während man beim Fasten auf Nahrung verzichtet, frisst sich der Körper in gewisser Weise selbst auf. Das ist so cool, wie es gruselig ist.

Das lernen wir bei der ZEIT uebers Intervallfasten, und dass es im Selbstversuch eines Journalisten wirkt – hatte er schon im Sommer 2018 geschrieben, der „Relotius-Effekt„, der häufig Artikel in wärmeren Farben erstrahlen lässt, als eigentlich „wahr“ wäre, war offiziell noch nicht bekannt. So ein Diät-Test mit einem Teilnehmer – hier F. Giammarco – liefert als Ergebnis, was er soll, wenn weniger motivierte Tester erst gar nicht ausgewählt werden, trotzdem scheint etwas dran zu sein, am Intervallfasten, ich kenne jedenfalls erfolgreiche Diät-Nutzer mit sehr unterschiedlichen Methoden und erfolglose Diäter, die erst gar nicht anfangen oder nur im Traum oder mit Rückfällen, von denen sie sich meist nicht erholen – also, was soll’s?

Wir hatten Intervallfasten schon als „Einen Tag essen, einen Tag fasten und so weiter“, das war ein großartiger Blödsinn, dessen Richtigkeit aber von ein paar ganz Wichtigen bekräftigt wurde – und die Medien berichteten über einen Trend, der es zur Volksbewegung nicht gebracht hatte.

Jetzt wird „16:8“ propagiert, der Körper soll sich ohne Nährstoffzufuhr 16 Stunden entgiften und vom Essen erholen, während acht Stunden nicht pausenlos, sondern vernünftig gegessen wird.
„16:9“ wiederum ist das Seitenverhältnis bei „modernen“ Handy-Kameras – wenn man das irgendwie aufs „Fasten“ übertrüge, bräuchte man nur noch Leute, die einem die Fotos abnehmen, die früher mal das Format 24×36 mm oder 6×9 cm hatten.

Beim „Fasten“ schlagen Andere auch eine „12:12“-Diät oder „20/4 Diät“ vor, berufen sich auf Mäusestudien, zu denen sie nicht verlinken – unter Medienwissenschaftlichen Gesichtspunkten ist das Ganze so abgedreht wie ein „Gesundheit-der-Frauen“-Titelblatt: Motto: „Such Dir Dein Lieblings-Gesundheitsversprechen aus, für 2 Dollar ins Reich der Illusionen.“

Ob Schilddrüsentgiftung oder „schmerzfreies-Knie-Salbe“ den größeren Fortschritt darstellen, sei dahingestellt: Immer kommt es auf die Dosis an, sonst wird die Entgiftung schnell zur Vergiftung.
Zum Heilfasten (Link zu einer etwas älteren ARTE-Dokumentation) sei angemerkt: „Die Betreuung durch einen Facharzt ist unerlässlich“. Wird die Arbeit einer Fastenklinik hierzulande von den Kassen erstattet? Kennt Dein Hausarzt das Stichwort „Sanogenese“ – Selbstheilung?

Von der Dosis des Brennstoffs hängt auch die Emmission des Autos ab – die läge idealerweise bei Null, wird in den Herstellerangaben auch optimistisch in diese Richtung gemogelt, doch wirklich wirksame Wege zur klimaneutralen Fortbewegung – dafür ist noch Andreas Scheuer, der Verkehrsminister, zuständig – würden verstärkt auf die Biologie (Füße, Unterschenkel, Oberschenkel, Hüfte) setzen, kurze Wege und Straßenbahnen und Radwege setzen.

Stattdessen spricht er zur BILD-Zeitung:

„Wir wollen die wirklich spannenden Zukunftsthemen der Mobilität ausarbeiten – und nicht Zorn, Verärgerung oder Wohlstandsverlust in der Bevölkerung hervorrufen mit völlig überzogenen, realitätsfernen Gedankenspielen“, sagte der CSU-Politiker.

Gemeint war eher und heuchlerisch die Angst vor Wohlstandsverlust, die würde ich Manchen, die Schottergärten statt Gemüsebeeten anlegen, wünschen – sie würden dann nicht so bedenkenlos „landwirtschaftliche“, zur Selbstversorgung mit Lebensmitteln geeignete Flächen stilllegen.

Doch die Leser der Skandalpresse bekommen Angst vor Treibstoff-Steuererhöhungen, die doch gerade erst durch Verbrauchsminderrung neutralisiert werden sollen…

Roden, um große Flächen zu bewirtschaften“ war ein Motto der Nachkriegszeit, unter dem (mindestens) vier Fünftel der Streuobstwiesen aufgelöst wurden. Aus heutiger Sicht, berücksichtigt man den Artenschwund und beobachtet den Rückgang der Singvögel, ist das ein Ausweis gescheiterter Politik.

Der Erhalt von Streuobstwiesen ist ein Anliegen der „Safterei Ostmost“ – eine andere Frage wäre, ob zu den verliebenen, wenigen Streuobstwiesen neue „wiederaufgestockt“ werden können, wer das machen soll, oder ob wir es bei den „hochwertigen“, gezuckerten Frucht-Nektaren im Lebensmittelregal zufrieden belassen wollen; die müssen doch in Ordnung sein, denn „wir“ haben ja nur qualitativ beste Ware in den Regalen – und alles ist Region erzeugt und erschwinglich?

«Es gibt so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt», sagt Uwe Knop. «Man muss aber statt auf selbst ernannte Food-Gurus auf den eigenen Körper hören, denn dieser weiss intuitiv, was ihm guttut.»

Das ist doch schönstes Experten-Sprech, kein Guru könnte es schöner sagen. Die selbsternannten fliegen auf magischen Teppichen durch die Lande und – doch davon ein anderes Mal…

 

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