Ampel oder Kreisverkehr

Die Ampel der Vernunft“ heißt ein Artikel im Tages-Anzeiger.ch, der stellt kurz zwei gegensätzliche Thesen gegenüber

  • Hände weg von den Tellern mündiger Bürgerinnen und Bürger!
  • zehn Prozent der Gesamtkosten [des Gesundheitssystems wären] absolut vermeidbar – wenn möglichst viele Menschen sich …. vernünftig ernähren würden.

„Gesundheitsprävention ist also gesellschaftlich erwünscht und politisch schlicht ein Muss. Das Ampelsystem ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber es ist ein vernünftiger und vor allem frei­williger Ausgangspunkt für die Aufklärung über einen gesunden Lebensstil“ – so die schlüssige Argumentation beim Tagesspiegel.

Mit Ampel könnten wir uns etwas informierter fühlen, würden vielleicht auch mehr Lebensmittel aus dem „grünen Bereich“ in den Regalen liegen – mit „freiwilliger Selbstverpflichtung der Lebensmittel-Industrie“ drehen wir uns im Kreis, seit den Wirtschaftswunderjahren wird der hierfür anfällige Teil der Bevölkerung geradezu gemästet, nicht aber das Angebot aus der Massenproduktion verbessert.

 

Die Angaben in der heutigen Form: Hier ausnahmsweise nicht winzigklein, doch die Bewertung bleibt dem Einzelnen überlassen. Kommt üblicherweise der Bezug zur empfohlenen täglichen Aufnahme hinzu, sind wir sind überfordert, weil man sich einfach nicht merken kann, was man wovon bereits zu sich genommen hat. Buchführung beim Essen hat einen negativen Spassfaktor – bei der Mehrheit.

 

Es wäre auch überzogen, von der Lebensmittel-Ampel, bei der auch eine bessere als die in der Schweiz vorgesehene Ausgestaltung möglich ist, eine deutliche Verminderung der Krankheitskosten zu erwarten; „Gesund Essen nach Signalfarben“ (wie sie mit der Ampel-Kennzeichnung auf der Verpackung zu finden wären) ist zum Glück nicht die einzige Option, die wir haben.

„Julia Klöckner … belässt es [was die „nationale Fett-, Zucker- und Salz-reduktionsstrategie“ betrifft] dabei, … ‚Bittebitte‘ zu sagen. Die Zuckerlobby, Nestlé oder Coca-Cola dürften ihr Glück kaum fassen, dass die Ministerin die Verantwortlichen für ein krankmachendes Nahrungsmittelangebot so billig davonkommen lässt. … Sie ignoriert die Stimmen von Medizinern und Ernährungsexperten und trägt damit eine wesentliche Mitverantwortung für die Misere.“

So weit ein kurzer Auszug aus einer „Foodwatch“-Erklärung, die vor Annahmen und Fehlbeobachtungen strotzt: Die wenigsten Mediziner engagieren sich auf dem Gebiet der verbesserungsbedürtigen Ernährung, Apotheker nie, Ernährungsexperten wie Ernährungsberaterinnen verhalten sich mehrheitlich ruhig oder applaudieren höflich. Julia Klöckner sagt auch öfters mal „DankeDanke“, nehme ich an und prüfe das gleich, indem ich die Aktion „Zu gut für die Tonne“ mit einem Reste-Verwertungsrezept unterstütze:

Maultaschen, mit Essensresten gefüllt: Bolognese-Sauce, „angedickt“ mit Bröseln von altbackenem Baguette. Zur alternativen Darstellung.

 

Die Methode der Politik, Ernährung gesünder zu gestalten, hat vorwiegend einen Alibicharakter. Wer auf Seiten der Konsumenten über genug Geld und Bildung verfügt, verhält sich – unterdurchschnittlichen Geiz vorausgesetzt – auch dementsprechend, wo der Mangel herrscht, wird nach dem Grundsatz „viele Kalorien für wenig Geld“ gerechnet.

Eine Binsenweisheit ist, dass total überzuckerte „Frühstücks-Cornflakes“ nach einer 20-prozentigen Zuckerverminderung immer noch überzuckrig sind – da nutzen auch Presseerklärungen, die niemand mehr lesen will, nichts. Die Vereinbarungen mit den Herstellern laufen auf „… ein bisschen weniger ungesund“ heraus, kommentierte die Tagesschau – eine Leserin merkte an, dass künftig mehr Wasser für mehr Geld im Angebot sein würde.

Die Lebens(-mittel)-Qualität rangiert von „absolut exzellent“ bis „fatal“. Was im Kampf gegen die Klima-Verschlimmerung gilt, gilt auch hier: Nicht nur Listen möglicher Maßnahmen erstellen und die auf die lange Bank schieben, sondern, bitte: Mehr Ambition in der Maßnahmenumsetzung!

Im privaten Bereich eine ambitionierte Umsetzung zum festen Bestandteil der Lebensmittelzubereitung zu machen – das braucht nur ein paar Grundsätze, die dann auch befolgt werden. Klar, das „NUR“ ist relativ zu verstehen, wenn man auch mal Impulsen und Moden, Beeinflussungen nachgibt.

Solche „Sicherheitslücken“ muss man schließen, ordentliche Sicherheitsventile installieren, das Projekt zum Modellprojekt erklären und fortführen.

„Die Magie der Kohlsuppe“: Fermentierte Rote Beete, kimchi-artig mit Knoblauch, Ingwer, Chili und Kräutern eingelegt, gedämpfte Mangold-Stiele (nur das Weiße), tiefrote Kimchi-Lake, mit wenig Bestem Olivenöl aus Tunesien gut püriert, im Teller mit Leinöl beträufelt. Diese Suppe ist kalt zu verspeisen – im Sommer erfrischend, im Winter gewöhnungsbedürftig.

 

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