Gefüllte Spitzpaprika mit Nudeldeckchen und soziologisches Herumdoktern an der Politkrise

Wohin geht die Reise?“ Also, wie geht es weiter, mit Staat, Wirtschaftsentwicklung, Gesellschaft, Politik, Gesundheits-Politik, sozialen Beziehungen und so weiter? „Was jetzt?“

Das werden Andere beantworten wollen, mir fallen diese „komischen Fragen“ ein, weil mit der gestrigen Hambach-Demo vielleicht der Drehpunkt für den Kohle-Ausstieg bei der Stromerzeugung gesetzt ist, sich damit gleichzeitig ein anderes Wirtschaften, das Ende der Produktion fürs Wegwerfen, Verschleißen und Verschrotten auf die Bühne schleichen und zum Akteur werden sollte…

Im Bereich Lebensmitteleinzelhandel stellen Kund*innen mit „neuem Bewusstsein“ die Anbieter vor neue Herausforderungen, meint der Wirtschaftspsychologe Timo Meynhardt:

„Es gibt einen gesellschaftlichen Megatrend: Sag mir, was du isst, und ich sage dir, was du bist. Das neue Bewusstsein für gesünderes Essen wird den Lebensmitteleinzelhandel umkrempeln. Denn gleichzeitig gibt es bei den Konsumenten auch eine übersteigerte Beschäftigung mit dem eigenen Essen. Der Handel wird damit zum Lebensmittelberater.“

Das wäre schön, wenn es funktioniert. Wenn.

Wenn bei der Lebensmittelberatung die Frage „Was kann man denn mit solchen Spitzpaprika machen?“ mit einem schnippischen „Machen Sie doch, was Sie wollen“ beantwortet wird, wird sich jemand nicht ernstgenommen fühlen.

Andererseits geht es auch nicht darum, Kund*innen mit Rezeptvorschlägen glücklich zu machen…

 

Gefüllte Spitzpaprika mit Nudeldeckchen:

Paprika längs aufschneiden, ausputzen, mit Marinade einpinseln, mit Paprikastückchen und gewürzt-geräucherten Bauchspeckstreife füllen.

Die Spitzpaprika in den gelochten Schnellkochtopf-Einsatz legen, mit Nudeldeckchen zudecken und gut 10 Minuten dämpfen…

Noch mit der besten Anleitung kann man bei solchen Rezepten einiges falsch machen – hier ist allles in Ordnung, nur die Spitzpaprika etwas zu weich und die Zubereitung als Wan-Tan ergibt das schönere Ergebnis – diese sollten vielleicht lange genug und mit durchströmendem Dampf zubereitet werden, auf keinen Fall aus zu trockenem Teig, alternativ in einem geflochtenen Bambus-Dämpf-Behältnis, wobei die sich anschließende Saucen-Frage noch nicht gelöst ist.

Bei den knappen Margen im Lebensmitteleinzelhandel wird der auf die Idee kommen, solche Beratungen von Systemen, die über übermenschliche künstliche Intelligenz verfügen, durchführen zu lassen – die schnelle Technik wird es in naher Zukunft erlauben, schon lange können Computer besser Schach „spielen“ als Menschen. Die wollen aber spielen, statt sich von Maschinen sagen zu lassen, was sie wollen oder sollen.

Bei den Konsument*innen kann dieser artifizielle Kontakt folglich zu einer Gegenbewegung führen:

„Sie können sich informieren und ihr Verhalten anpassen. Sie können sich zusammenschließen – zum Beispiel zu Genossenschaften, in demokratisch verfassten Betrieben, in Ökodörfern, in der solidarischen Landwirtschaft –, um neue Wirtschafts- und Lebensformen auszuprobieren.“

Wenn der Slogan „Urlaub auf dem Bauernhof“ sich zu „Urlaub auf unserem Bauernhof“ wandelt und das Verhalten sich ändert, wird auch das Klima wieder heil – versprochen!

Wer brav im Lande bleibt und redlich Permakultur betreibt oder heimische Regionalkulturen wertschätzt, betreibt keine Himmelskalligraphie mit klimaschädlichen Kondensstreifen.

 

In der Ideologie der Urlaubsindustrie kommen – das ist aber auch bei anderen Konsumsparten so –  die „Abgehängten“ nicht vor, deshalb sind sie eine Randgruppe, die sich den Rummel  anschaut, ohne dabei zu sein und ohne dazuzugehören.

Wenn die Abgehängten wählen gehen, wählen sie anders als die Abgeordneten.

Mit dieser Graphik sollte gezeigt werden:

„Durch einen stärkeren Fokus auf sozialpolitische Themen kann man vielleicht nicht die Mehrheit der AfD-Wähler zurückgewinnen. Aber zumindest ein Teil könnte  …  ansprech- und bewegbar sein – gerade auch … [weil] die Hälfte der AfD-Wähler/innen als Protestwähler gelten kann …  Und schließlich besteht die nicht unrealistische Chance, dass die Betonung sozial- und verteilungspolitischer Themen auch die massenmediale Salienz dieser Themen erhöht und damit das Thema „Migration“ – auch angesichts sinkender Zuwanderungszahlen – an Bedeutung verliert.“

Das „Vielleicht“ ist vielleicht etwas zu bestimmend bei diesem Artikel. Das mit der Sichtbarkeit („Salienz“) verbundene Themenspektrum gibt zu denken; abgehängt zu sein (nutz- und wertloses fünftes Rad am Wagen) kann bestimmt  unerträglich sein. Die Soziologen-Therapie, Thematisierung von a, b, c, d…  bleibt ein Herumdoktern am Symptom, sollen die Kurpfuscher durchführen, denen die krankmachende Diät zu verdanken ist?

Vielleicht ist es auch an der Zeit, für eine verbesserte Salienz von Süßkartoffel und Kichererbse zu sorgen: Diese migrierten Unterschichts-Lebensmittel, Kinder allen Übels, sind dabei, die Deutsche Leibkultur zu unterwandern:

Wenn das nicht reicht, gibt es noch ein paar Hirsetaler, die dem Grundgedanken der Stetigen Resteverwertung zu verdanken sind. Die werden mit Zwetschgenmarmelade ohne Zuckerzusatz, mit Zucker & Zimt serviert.

Zitat ohne Zusammenhang

»Die besten Köpfe meiner Generation denken nur noch darüber nach, wie man Menschen dazu verleitet, auf Werbung zu klicken. Das ist doch beschissen.«

Genau! Das ist Murks. Und wenn ich mal sage: „Lest doch auch mal diesen Artikel“,  hat niemand mehr Zeit dafür, weil alle mit Werbung für „irgendwas“ beschäftigt, von Propaganda, Meinungsmache und Wunschformung umtost sind.

 

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Ein Kommentar zu “Gefüllte Spitzpaprika mit Nudeldeckchen und soziologisches Herumdoktern an der Politkrise”

  1. Hallo Klaus-Peter,
    …..ich hatte Zeit, Deinen wunderbaren Artikel zu lesen.
    Er macht wie immer sehr nachdenklich und Appetit auf Deine wunderbaren Kochkünste!

Hast Du eine Anregung, Frage, Kritik oder ein Lob? Dann
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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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