Dekadenz, Saubohnen und Heilwasser
Geschrieben am 13. Juli 2023 von KPBaumgardt
Die Frage, ob Apps beim Abnehmen helfen, ist noch offen, wie auch die Frage nach „dem“ Anti-Adipositas-Coaching, das noch niemand entwickelt hat. Bei den Fusionsreaktoren ist es ja ähnlich: In 20 Jahren sind sie betriebsbereit, wenn wir mit der Forschung nicht nachlassen – bei der Adipositas-Behandlung läuft es zukünftig wohl auf eine tägliche Anti-Dickbauch-Pille hinaus, eine Vorstellung, die nicht überall Wohlbehagen hervorruft.
Unbehagen empfinden wir auch, wenn wir nur ans Klima denken, und finden in einer wissenschaftlichen Erklärung auch keinen Trost:
„Da sieht man, wie Wissenschaft funktioniert. Ich finde das so spannend, das Wort: Wissenschaft (man hört Wissen schafft!). Das ist ein sehr schönes Wort im Deutschen. Das ist ein Prozess. Das heißt, man setzt sich mit etwas auseinander und muss immer wieder prüfen.“ Sven Plöger im ZDF, 11.07.2023
Verglichen mit unserer Vergangenheit greift unsere heutige Technik auf altes Vorwissen zurück – wer von „Ohnmacht der Wissenschaft“ redet, muss auch von den Irrtümern und Versäumnissen der Wissenschaft und dem allgemeinen Mangel an Vernunft sprechen. „Die Aufklärung“ hat nicht viel gebracht, bevorzugt wird meist:
Der kurze Spass an Stelle der Vernunft
Wer es quietschbunt liebt, einen vier-bis-fünfstelligen Betrag für eine Woche „Spass“ ausgeben mag und frei von ökologischen Skrupeln ist, kann jetzt „Kreuzfahrt Maximal“ buchen.
Es sind ja – historisch betrachtet – schon ganze Gesellschaften auf unerklärliche Weise untergegangen; unerklärlich jedenfalls, so lange das Wörtchen „Dekadenz“ nicht aufgetaucht ist. Deshalb wird der Verfall beziehungsweise die Verkommenheit der Gesellschaft auch nicht als Zeiterscheinung wahrgenommen, gedeutet und wissenschaftlich erforscht.
„Nach Angaben der Reederei gibt es an Deck 28 verschiedene Unterkunftsarten, darunter auch ein dreistöckiges Stadthaus, mit weißem Lattenzaun und eigenem Briefkasten.“
Das heißt, nach dieser Einteilung, dass es an Bord 28 abgestufte Klassen von Kund*innen gibt, wobei die „Underdogs“ sich freiwillig in eine tageslichtfreie Innenkabine mit mehr oder weniger Motorenlärm begeben – die Unterkünfte der gerundet 2 1/2-Tausend-Crew stehen auf einem anderen Blatt.
Wer statt Flug und Schiffstörn zu buchen, einen Fahrradurlaub macht, wird im Verständnis der Urlaubsindustrie-TeilnehmerInnen einfach wertlos sein, es haben sich aber auch schon Vielflieger bei den Co2-Sparern bedankt, weil sie somit guten Gewissens (oder noch gewissenloser?) fossile Energie verprassen könnten.
Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie beeinflussen Superreiche das Klima?
„Ich achte schon auf die Umwelt“
Inzwischen emittieren die reichsten 10% in Deutschland mehr als die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Das hat natürlich Gründe. Die Sicherheit z.B. Wer eine teure Armbanduhr trägt, kann nicht mit der Bahn fahren und nimmt den Privatjet.
Leid tun können einem auch die PilotInnen, Stewards und Chefstewardessen, die sich, wenn alles gut werden soll, eine andere Arbeit suchen müssten.
Man könnte ja im eigenen Lande bleiben, und netten Kurzurlaube in der Region machen.
Wir sind in der Provinz, in Bad Schwalbach, Kreis- und Kurstadt, nicht gerade eine Metropole. Der gut gemeinte Trinkwasserbrunnen in der schattenfreien Fußgängerzone liegt trocken, ist jedoch mit einer alten Bierflasche geziert. Bei all der Lieblosigkeit riecht es nach Verfall.
Am Rand des Kurparks stehen stillgelegte Sanatorien:
Das hat zwar seinen Charme (gehabt), aber „da muss Leben in die Bude“!
Notfalls, indem man die Adipositas-Erkrankten, denen eine Kur etwas nutzen kann, zur Kur schickt – und wenn man sie bei der Gelegenheit kostenschonend mobilisiert, indem man ihnen Saubohnen-Pellen und gemüsehaltige Ernährung aufbrummt!
Auch dieses Foto ist in „groß“ zu haben; Der Slogan „hier steckt Gesundheit drin“ passt eben nicht nur zu Naturmoor und Heilwasser, und wenn die Stadt „ihren“ Bahnanschluss reaktivieren wollte, könnte die regionale Welt ein Stückchen besser werden:
Mit neuen Gesundheits-Dienstleistungen wie langfristigem, schließlich präventivem Anti-Adipositas-Coaching und loyalen, treuen Kundinnen und Kunden lässt sich das örtliche Einzugsgebiet nämlich erst durch die Bahn-Anbindung entwickeln und gestalten.
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