Helfen Apps beim Abnehmen? Wann gibt es „das“ Anti-Adipositas-Coaching?

Eher zufällig bin ich kürzlich auf einen Artikel zum leidigen Thema „Übergewicht“ gestoßen, der aber in gewisser Hinsicht auf mögliche Fortschritte hindeutet:

Welche Apps helfen beim Abnehmen?

„Mögliche Fortschritte“ und „reale Fortschritte sind allerdings nicht das Gleiche: Der Artikel der Pharmazeutischen Zeitung stammt von Ende März 2022, und die Diskussion um Adipositas ist trotzdem in eine anhaltende Flaute geraten.

Wie unbemerkt haben sich dabei die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt, und reine „Food-Tracking-Apps“ oder Papier-basierte Ernährungsprotokolle  sind irgendwie der „Staub von Gestern“.
So ganz voraussetzungslos geht es bei den „Apps auf Rezept“ aber auch nicht los:

„Wenn die Motivation zum Gewichtsverlust da ist, können Apps das Abnehmen unterstützen – bei Fettleibigkeit gibt es sogar zwei Optionen auf Rezept.“

Man könnte allerdings gleich am Anfang darauf hinweisen, dass Gewichtsabnahme auch mit der Verwendung von Apps als Unterstützung noch psychotherapeutische Unterstützung brauchen wird, besonders, wenn eine Essstörung im Spiel ist.
Grundlegend richtig ist, dass eine langfristige Veränderung von Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltensgewohnheiten statt einer kurzfristigen Diät angestrebt werden sollte.
Ebenso richtig kann auch die Forderung nach neuen Denkgewohnheiten sein: Das (Fleisch-) Essen wird vielfach schlicht überbewertet…
Die Saubohne hat ihren Namen, weil sie etwas Saugutes ist. Ihren Verzehr zu verbieten oder vorzuschreiben, heißt die Freiheit zu beschneiden. 😉

 

Zwei digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) namens „Zanadio“ und „Oviva Direkt für Adipositas“ sind vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und als verordnungsfähig eingestuft worden.

Diese Apps bieten individuelle Behandlungsansätze und Unterstützung.
Zanadio arbeitet mit Schulungsprogrammen und künstlicher Intelligenz, während Oviva einen multimodalen Ansatz verfolgt und persönliche Ernährungsberater einbindet.

Das Ziel „langfristige Gewichtsabnahme, um eine dauerhafte Änderung des Lebensstils zu erreichen“ braucht seine Zeit und fallweise auch dauerhafte Betreuung:

So eine Aussage beruht jedoch allenfalls „nur“ auf Erfahrungswissen, gilt nicht als wissenschaftlich abgesichert und interessiert in der Gesundheitspolitik überhaupt gar nicht, oder bestenfalls sehr wenig.

Weitere Apps wie „Noom“, „My Food Doctor“,  „Hirschhausen-Diät“ und Andere sind auf dem Markt bzw. Smartphone, und alle sollten mal, wenn sie sich ohnehin bereits in digitaler Form präsentieren, ihren Wirksamkeitsnachweis vorlegen.

Zu den Funktionen und Herangehensweisen dieser Apps sowie den damit verbundenen Preisen und Nutzungszeiten wäre eine genauere Analyse vonnöten  – aber wie bei jedem „Warentest“ bleibt die Betrachtung auf das „Gegebene“ beschränkt, statt sich auf das Mögliche und Bessere auszurichten.

Die Rolle der gegenseitigen Unterstützung und gemeinsamer Ziele von Gleichgesinnten könnte man noch herausarbeiten: Das sind aber Formen der sozialen Interaktion, die bisher nicht wirklich erforscht, gefördert und entwickelt werden.

 

Coaching

Ähnliches gilt auch für das Coaching, das mal mehr, mal weniger in die Apps integriert ist. Nicht so ganz ist das hier aufzubringende  Vertrauen zu fassen, kaum zu glauben ist, dass beim „Coching per App“ eine tragfähige Beziehung aufgebaut werden kann. Positiv kann Coaching bedeuten:

  1. Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl: Ein Coach kann dabei helfen, das Selbstwertgefühl und die Selbstakzeptanz zu stärken. Dies beinhaltet die Arbeit an positiven Selbstbildern, der Annahme des eigenen Körpers und der Anerkennung der eigenen Wertigkeit unabhängig von der Körpergröße oder dem Gewicht.
  2. Zielsetzung und Motivation: Ein Coach kann dabei helfen, realistische Ziele im Zusammenhang mit Gesundheit und Wohlbefinden zu setzen und den Coachee bei der Motivation und Umsetzung dieser Ziele zu unterstützen. Dies kann beinhalten, gesündere Lebensgewohnheiten zu entwickeln, eine ausgewogene Ernährung zu praktizieren und eine aktive Lebensweise zu fördern.
  3. Umgang mit Fat-Shaming: Ein Coach kann dabei helfen, Strategien zu entwickeln, um mit Fat-Shaming und Diskriminierung umzugehen. Dies kann beinhalten, den Umgang mit negativen Kommentaren oder Vorurteilen zu bewältigen, Selbstbewusstsein aufzubauen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.
  4. Veränderung des Denkens und Verhaltens: Coaching kann dazu beitragen, negative Denkmuster und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Körperbild und Gewicht zu identifizieren und zu verändern. Ein Coach kann dabei unterstützen, positive und konstruktive Gedanken zu fördern, Selbstsabotage-Muster zu erkennen und alternative Verhaltensweisen zu entwickeln.
  5. Unterstützung im Alltag: Ein Coach kann als Unterstützungssystem dienen, indem er den Coachee bei Herausforderungen im Alltag begleitet. Dies kann beinhalten, den Umgang mit emotionalen Essgewohnheiten, Stressmanagement-Techniken oder die Integration von Bewegung in den Alltag zu entwickeln.

Coach oder Coachin sind keine medizinische oder psychologische Fachkraft, können aber bei der Arbeit mit Adipositas immer mit anderen Fachleuten, wie Ernährungsberatern oder Therapeuten, zusammenarbeiten, um eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten.

Zudem wird sich eine aufgeklärte Zivilgesellschaft auch in der praktischen Arbeit gegen Isolation und für sinnvolles  Zusammenarbeiten und -Leben engagieren.

Zu der  „überall“ angeführten Bedeutung einer langfristigen Veränderung von Lebensgewohnheiten, um eine nachhaltige Gewichtsabnahme zu erreichen kann ich spontan nur sagen:

Da werdet Ihr Euch noch wundern, wenn Ihr mal „Butter an die Fische tut“!

 

 

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Ein Kommentar zu “Helfen Apps beim Abnehmen? Wann gibt es „das“ Anti-Adipositas-Coaching?”

  1. […] ob  Apps beim Abnehmen helfen, ist noch offen, wie auch die Frage nach „dem“ Anti-Adipositas-Coaching, das noch niemand entwickelt hat. Bei den Fusionsreaktoren ist es ja ähnlich: In 20 Jahren sind […]

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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