Weniger Krabben, mehr Verantwortung – und maßgeschneiderte Teigwaren

Weil den Krabbenfischern an der Nordsee kaum noch Krabben in die Netze gehen – das kann auf den verbesserten Schutz der Raubfische zurückgehen, die uns kaum noch etwas von der Delikatesse übrig lassen – kann ein Krabbenbrötchen schon mal in zweistellige Preisregionen vorpreschen…

Das Krabben-Angebot im Inland ist tiefgtefroren, stammt hier aus „dem Eismeer“ – so etwas gibt es bei mir alle Schaltjahre mal, und dann mit Foto…

 

Bei den Preisen, die sich gewaschen haben. und dem mangelndem Angebot kommen ersatzweise sonstige  Garnelen in die Pfanne, die „… heißen auch Shrimps, Gambas oder Krevetten. Es sind possierliche Tierchen, die blau schimmern.“

Die Zuchtgarnelen werden in

„… Asien und Lateinamerika …  in großen Becken unter freiem Himmel gezüchtet… . Für Aquakulturen werden Mangrovenwälder in Thailand, Vietnam, China, Indien, Indonesien und Ecuador abgeholzt, ihr salzhaltiges Brackwasser zerstört die Böden. Eine rätselhafte Seuche namens EMS geht unter den White-Tiger-Garnelen um, … wahrscheinlich wird die Krankheit durch Stress und zu wenig Platz in den Becken ausgelöst. Garnelen werden überhaupt leicht krank und bekommen Antibiotika zur Vorsorge.“

Unter ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten sind Garnelen als Nahrungsmittel somit indiskutabel – doch die Deutsche Qualitäts-Aquakultur könnte einen Ausweg bieten, mit bester Filtertechnik im per Abwärme von der Biogasanlage geheizten Salzwasser. Woher das Fischfutter, das auch hier noch gebraucht wird, stammt, ist eine offene Frage.

Bei der WELT wird jedenfalls verkündet, dass Garnelen aus „ökologischer Zucht“ ein gutes Gewissen bescheren („Garnelen gibt es jetzt auch ohne schlechtes Gewissen“).

Die Zukunft der Garnelen-Zucht  in Deutschland hängt von Preisen und Kosten ab,  wird sich weitgehend automatisiert und optimiert gestalten. Vielleicht sind wir erst am Anfang des Wegs zur „regionalen Garneele“; der jüngste Schritt geschah in Nordhessen.

 

So schön diese Romantik auch ist, so exotisch ist die frische Nordseekrabbe, im Spiel von Angebot und Nachfrage. Aufs ganze (Binnen-) Land bezogen, eigentlich ein Nischenprodukt  wie Strauß, Yak und Alpaka.

 

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass zukünftig die Krabbenfleisch-Patties gleich formschön und Brötchen-gerecht in der Petrischale gedeihen und bei Käptn Mac Donaldson in der „Systemgastronomie“ an die Schlange-stehenden Massen ausgegeben werden – die Jüngsten Kunden bekommen noch ein Eimerchen Sand samt Schäufelchen gratis, damit sie etwas zum Spielen haben.

Alternativ könnte man das Imitat auch im 3-D-Druck herstellen, aus fermentiertem Erbsenprotein, Algen-Öl und Meergrasextrakt – darüber wäre noch zu diskutieren und abzustimmen, nach der Demokratie-betonten Sichtweise, oder nicht abzustimmen, denn der Markt macht, was das Beste ist, nach der „liberalen“ Weltanschauung.
Das „Meatless Meat“ könnte genau so schnell den Markt erobern, wie das bei der Digitalfotographie gegangen ist – auch hier wollten manche nicht an den Systemwechsel glauben und die Verlierer etwickelten bis zuletzt analoge Formeln.

 

Vor 2000 Jahren waren die Grenzen des „Römischen Imperiums“ noch klar erkennbar – das ist bei den heutigen Imperien anders, und die Theorie vom „Imperialismus“ ist weitgehend sinnlos. Zwar kann man die These aufstellen, dass der Kolonialismus noch längst nicht überwunden sei, weil momentan China dabei sei, sich Europa einzuverleiben – doch hinter den „-ismen“ steckt ein System samt Systemfehlern und Anpassungsschwierigkeiten an moderne Herausforderungen:
Our current food system is not working well for humans, animals or the planet. And it is likely not sustainable as we prepare to welcome another couple of billion hungry mouths over the next 30 years.

 

Der Markt ist auf der Seite der Großen, zwingt die Kleinen in die Knie, konzentriert die Marktmacht da, wo sie schon ist, jedenfalls nicht beim Verbraucher.

Zwischen 2012 und 2016 sank … [die Zahl der kleinen Imbisse in Österreich] um fast zehn Prozent, im vergangenen Jahr nochmals um zwei Prozent auf nunmehr 1.511 Standorte. In den letzten fünf Jahren wurden österreichweit fast 200 Imbisse geschlossen. Zwischen dem durchschnittlichen Umsatz von Imbissständen – im Vorjahr 180.000 Euro – und dem Durchschnittserlös in McDonald’s-Filialen von 3,2 Millionen Euro liegen eben Welten.

Spinat und Pesto – Spinat aus Senfblättern, Brennessel (wobei auch die Taubnessel gut geeignet sein soll), Pak-Choi und etwas „Wasserspinat“, gewürzt mit etwas Salz und ein wenig „Flüssig-Habaneros“. Die Nudeln in der Vollkornvariante – die dürfen auch eine Minute länger kochen, als auf der Packung angegeben.

 

Anfang Mai hatte Wolfgang van den Berg zum Ärztetag kommentiert, dass es um  Respekt und Anerkennung gehe – besonders zwischen Patienten, Ärzten und Politik.
Dabei macht der Ton die Musik, und der Ton in der „Auseinandersetzung“ ist dissonant geworden:

„Wie selbstverständlich werden vor laufenden Kameras Tabus gebrochen, begründet mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Es ist schick und cool zu provozieren. Die Hemmschwellen sinken gefährlich schnell.“

Ich denke etwa an Szenen bei Autounfällen, wenn die „Bürger“ vor lauter Handy-Video-„drehen“ vergessen, die Rettungsgasse zu öffnen,  wenn in der Notaufnahme randaliert wird (was es aber „schon immer“ gegeben haben muss), die Feuerwehr angegriffen wird oder im Bundestag Äußerungen fallen, die-  gar nicht mehr spaßig – bestimmte Gruppen „vorführen“ sollen.

Bemerkenswert erschien daher die zitierte Äußerung von Bodo Ramelow, die Weimarer Reichsverfassung sei nicht an den Nazis oder den Kommunisten gescheitert, sondern an einem Mangel an Demokraten.

Damit bleibt nur noch zu hoffen, dass wir heute genug und gut ausgebldete Demokraten (definitionsgemäß engagierte?) aufbringen, um „unser Schiff“ durch die anstehenden Krisen zu navigieren – wobei das ja ein hinkender Vergleich ist: In der Seefahrt geht es nach Befehl und Gehorsam zu, wird nicht abgestimmt.

Auch beim Essen sind wir in unseren Auswahlmöglichkeiten eingeschränkt – industriell gefertigte Tortellini gibt es erst gar nicht in der Vollkorn-Version,  für die Verbraucher heißt das: „Friss oder stirb“, zum Beispiel, wenn es mal schnell gehen soll. Und eher interveniert die Lebensmittelwirtschaft bei der Politik, als umgekehrt. Da der Gesundheitsminister ein großer Freund der (Sahne-)torten ist, mangelt es ihm hier an Gesundheitsbewusstsein.

Zum Demokratieverständnis von Ärzteschaft und Gesundheitsminister Jens Spahn:

„Ein neuer Minister fordert den intensiven Dialog und wehrt sich vehement dagegen, dass unterschiedliche Auffassungen zwischen Politikern und Ärzten sogleich als Streit und nicht als wertvolle Diskussion um die Sache qualifiziert werden.“

Das ist edel, wenn auch bei anderen, abweichenden Auffassungen, etwa zum Problem der Überzuckerung, nicht zu erkennen ist, dass die politische Leitperson sie überhaupt zur Kenntnis nimmt. Auf diese Weise werden also wichtige Diskussionsbeiträge unter den Teppich gekehrt, mit Füßen getreten.Wie demokratisch ist das?

Was Nudeln betrifft, sind wir eher auf die Form als auf die Zusammensetzung fixiert – dass mit Haferkleie und Curcuma angereicherte Vollkorn-Nudeln ihren ernährungsmedizinischen Sinn haben können, wird zwar niemand bestreiten, aber kaum jemand beherzigen.  

 

Die Rolle der Ernährung wird scheinbar weder von Politik noch Medizin angemessen berücksichtig: An dem etwas flapsigen Feuerbach-Sprichwort „Der Mensch ist, was er isst“ haftet mehr Wahrheit, als gedacht. Es interessiert nicht. „Gut ist, was gut schmeckt“ stimmt ja auch – wenn man sich die entsprechende Qualität leisten kann.

Wenn eine Gruppe von Krankheiten als „nicht übertragbar“ klassifiziert wird, dient diese Abgrenzung nur dazu, die Rolle des Umfelds besser verdrängen zu können, mithin sich aus der gesellschaftlichen Verantwortung zu stehlen, anders gesagt: sich dieser Mitverantwortung nicht zu stellen. Was hilft, ist das demokratische Engagement von Ärzten und Ernährungsfachleuten, interessenunabhängige Forschung,  was gegen Diabetes, Adipositas und so weiter getan werden soll.

Man sollte zum Beispiel mal nachfragen, was aus der medizinischen Verwendung der  Bittergurke geworden ist. Mehr gedanklicher Aufwand wird mit der Frage nach dem schlüssigen und wirkksamen Konzept gegen Adipositas verbunden sein. Die bisherigen Ideen und auch voller Stolz präsentierten Konzeptchen sind nutzlos, nur etwa so wirksam, wie die regelmäßige Ausnahme von der Regel.

 

Die Teigtasche war mal erfunden worden, um gewisse Essensreste aufgehübscht noch mal  servieren zu können – auch hier hat sie der Resteverwertung gedient: Etwas eigentlich zu dickes Salatdressing, ein Restchen Ziegen-Camembert. Um die schöne helle Farbe der Füllung zu erhalten, hatte ich sie mit feinen Weißbrot-Würfelchen „angedickt“. Das ganz hervorragende Pesto war ein Geschenk – auch das ist ursprüngliche soziale Kultur: Selbst gemachtes Essen zu verschenken.
 
Paul Ivicz kocht nach dem Motto „Gemüse ist mein Fleisch“, und niemand vermisst Fleisch, wenn er kocht – „Kochen“ kommt schließlich von „können“  😉

 

 

 

 

 

Foto „Krabbenkutter“
https://de.wikipedia.org/wiki/Garnele#/media/File:Norderney_Fischkutter.jpg

 

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