Topinambur, die politische Hydra, spartanischer Blumenkohl, verhüllte Blutwurst

„Topinambur können Sie ähnlich wie Kartoffeln verwenden, aber im Gegensatz zur Kartoffel ist der auch roh genießbar“ hatte ich kürzlich der Verkäuferin erklärt, die wissen wollte, was man damit macht.

In diesem Fall hatte ich den Topinambur nach dem Schälen in dünne Scheiben geschnitten und in Öl gebraten. Dazu als Spinat verarbeiteter Pak-choi und ein wenig umgeformte Bratwurstfüllung, gebraten.

 

Die politische Hydra

Die Hydra war ein bissiges, gefährliches, eigentlich unbesiegbare Fabelwesen, das mehrere Köpfe hatte. Für jeden, den man abschlug, wuchsen sofort zwei nach…
Das scheint in der Politik ähnlich zu sein: Für jede begangene Grausamkeit, die man ausmerzt, wachsen zweie nach…

Sicher, eigentlich ist das alles nicht schlimmer als immer, nur: In letzter Zeit nerven die mimosenhaften Politikerpersönlichkeiten ganz enorm.

Die Genossen schauen recht bedrückt aus der Krawatte – spartanischen Blumenkohl, wie von der Diätleiterin angeordnet, als Mittagessen hatten sie nicht erwartet 😉
 

Eine Epidemie, die den Geist verwirrt scheint ausgebrochen. Der Erreger ist dabei unbekannt – könnte aber auch („nur“) vorgeschwächte, empfängliche Gruppen befallen – so weiß man vom  Lactobacillus rhamnosus CGMCC1.3724, dass er geschlechtsspezifisch wirkt; vielleicht ist während der „närrischen Tage“ etwas in der Berliner Luft, das unseren Volksvertretern nicht bekommt und ihre Urteilskraft lähmt. Sie halten dadurch symbolische Politik für Realpolitik, untaugliche Rezepte der Vergangenheit für aktuelle, gesunde Delikatessen.

Hier ist die Blutwurst im Rührei „versteckt“. Zwar weiß ich, dass es den Spruch „Rache ist Blutwurst“ gibt, aber ich weiß nicht, warum. Deshalb …
 

Deshalb hier noch ein Hinweis auf die Tücken der Sprache: Dass ein Wort gleichzeitig sein Gegenteil bedeutet, scheint es nur hierzulande zu geben: „Du solltest dieses Ding umfahren“ kann heißen „Fahr drumherum“ oder auch „überfahr es!“

„Wir sollten mit der Zeit  öfters mal fleischlos essen“ heißt aber nicht, dass wir Hunger leiden sollen. Viel gesundes Gemüse ist, wie Hülsenfrüchte (Kichererbsen und Linsen im Bratling), sehr gesund, und vom „Weiter, wie gehabt“ wollen wir doch weg?
 
 

Nicht Hydra, sondern Hybris!

Tja, Hydra und Hybris kann man schon verwechseln, wenn die auch beide kaum in unserem Wortschatz, Vorstellungsvermögen als Begriff vorhanden sind. Die politische Situation ist jedoch so ernst, dass Journalisten schon mal auf uralte giechische Begriffe ausweichen, um das Geschehen in unserer Heimat zu beschreiben:

 

Hybris, Fehler und eine Männer-Fehde – das traurige Ende von Martin Schulz

So überschreibt der STERN eine Story zum aktuellen Geschehen. Die Hybris ist dabei nichts greifbares, sondern eine Wesensart –  übermäßiger Stolz, der entgegengebrachte Liebe, Begehren und Verehrung abwehrt. Die Mythologie (also die gedachte Gesamt-Mythensammlung der Menschheit, von der die Bibel ein Teil ist) hält zum Trost allerdings die Göttin der Vergeltung bereit – die kann man im Fall der Kränkung anrufen und schon wird sie aktiv, macht ihren Job.

Jetzt gibt es Wasser und Brot für die Kontrahenten, die keinen Frieden halten können. Als Aufbaukost und Belohnung, nachdem Gabriel seiner Tochter beigebracht hat, dass man „die Haare im Gesicht“ „Bart“ (1) nennt, dann wieder den versprochenen Blumenkohl. Jeder nur eine Portion!

Alle wollen Röstaromen! Insofern ist das Bestreuen mit Geröstetem richtig – hier en trockenes Vollkorn-Körnerbrötchen, Walnuss, Oliven, Salz und Pfeffer in Olivenöl geröstetals Delikatess-Paniermehl.

Der Anpalagan-Komplex

Zum politischen Mikroklima passt die Angst (vor) der AFD, die Hemmung der politischen Gegner, miteinander ins Gespräch zu kommen, der destruktive Ton der Auseinandersetzung.

Viral„, also häufig geteilt und tausenfach geliked, erging es einem Facebook-Post:Argumentativ scheint es sich bei dem Text um eine profunde Abrechnung mit der Partei und „dem Nationalsozialismus“ zu handeln – aus der Masse an Material mal ein Zitat zur Vergangenheitsbewältigung:

„… wenn es etwas gibt, worauf wir in diesem Land stolz sein können, dann wohl die verantwortungsvolle und demütige Aufarbeitung unserer Vergangenheit, der daraus resultierenden Schuld, der Reue und der Sühne, unsere Verfassung und ihre kompromisslose Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte.“

Wir haben hier wieder die missbräuchliche Verwendung des „WIR“. ER kann stolz sein, worauf er will, wenn er unbedingt meint, auch auf seine „demütige Aufarbeitung“ seiner Vergangenheit.

Der „deutsche Hausputz“ begann allerdings mit einer „Entnazifizierung“, mit „Persilscheinen“ und – mitbedingt durch wirtschaftliche und verwaltungstechnische Erfordernisse, „personeller Kontinuität“. Was es dann noch an „Systemwechsel“ gab, entwickelte sich in Ost und West unterschiedlich, im Westen hin zu einer Imitation amerikanischen Konsumverhaltens, Übernahme kultureller Präferenzen, Nato, Nylons, Chewing-Gum  und so weiter.

Ansonsten stehen wir vor ungewältigten Gegenwartsproblemen, verfügen über ungezählte soziale und mehr noch ökologische Zeitbomben (je nach Geologie braucht das Phosphat 40 Jahre, bis es das Grundwasser erreicht, und dann war es keiner gewesen). Wenn unsere Nachkommen die gegenwärtige Plastik-Verschmutzung der Welt einmal aufarbeiten, werden sie vielleicht die jetzige Generation verfluchen, statt sich in Demut zu üben.

Reue, Sühne und Buße noch für die Enkelgeneration, weil die Großeltern  mal einem Rattenfänger gefolgt waren, sind angesichts der Gegenwarts- und Zukunftserfordernisse doch recht hemmend – zumal, was meist verschwiegen wird, die Traumata der Vorfahren(2) sich „vererben“ konnten.

Der Topinambur-Kartoffelstampf mit Butter und Petersilie  harmoniert sehr schön mit Bio-Bratwurst und Kohl  („Romanesco“)-  vom gedämpften Letzterem darf es etwas mehr sein.

 

So gibt es in meiner Generation noch die Angst, nicht genug zu bekommen, also gibt es zu große Portionen und, was ungern zugegeben wird, suchtartiges Verhalten, wenn es ums „Bekommen und Behalten“geht.

Anpalagan scheint zu meinen, eine Gesellschaft kitten zu können, indem er Feindbilder bekämpft, was auch nicht reibungslos verläuft, wie der STERN anmerkt:

„Doch die klare Kante gegen die AfD ruft auch Beleidigungen oder sogar Drohungen auf den Plan. Anpalagan, dessen Familie aus Sri Lanka stammt, wird … diffamiert und dazu aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Er jedoch möchte sich weiter in den politischen Diskurs einbringen – dafür ist er kürzlich in die SPD eingetreten.“

 

Ich hoffe, dass einige erfahrene Genossinnen und Genossen Anpalagan unter ihre Fittische nehmen und in Deutscher Geschichte, Geschichte der Arbeiterbewegung, Internationalismus, Marxismus/Leninismus und was noch so zum sozialspezialistischen Handwerkszeug gehört, fit machen.

Frau Wagenknecht, die das doch Marx & Engels komplett durchgearbeitet hat, hilft vielleicht bei dem theoretischen Teil der Weiterbildung – oder beim Kuchen-Aufschneiden.

 

Zu viel Politik, zu wenig Entspannung

Bei allen Versuchen, sich zu einigen, hat sich bewahrheitet, dass „Weniger ist mehr“ zielführender ist als „Viel hilft viel“. Wohin end- und schlaflose Verhandlungsrunden führen, haben wir gesehen.

Entspannung in der Natur, wofür es naturnahe Räume braucht, die wir schützen und gestalten müssen wird sogar ärztlich empfohlen. Öfters mal einfach laufen, spazieren, schauen:

 

Nachtisch

Statt eines Nachworts ein Nachtisch: Denn ein Nachtisch sagt mehr als 1000 Worte 😉

 

(1)

„Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: ‚Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“ „- schlimmstes Schmierentheater -„

 

(2) Bezieht sich auf individuelle Traumen, Erlebnisse, Konflikte, Entbehrungen, aber auch auf eine „aufgehalste Kollektivschuld“; als Mitglied dieses Kollektivs kann eigentlich niemand frei von Schuldgefühlen sein, ist noch nicht einmal frei in der Wahl des Umgangs mit ihnen.

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