Die Ernährungstrends für 2018

Meine Idee war es ja nicht, die im nächsten Jahr auf die Ernährung zukommenden Trends vorherzusagen – sondern eine bei der ZEIT geborene; dort hat Carmen Böker ein Interview mit der Food-Trendexpertin Hanni Rützler geführt, das in einem Satz so zusammengefasst wurde:

„Gemüse übernimmt die Hauptrolle auf dem Teller … [und] Essen ist der neue Pop.“

Das finde ich nun nicht wirklich spannend, gibt es hier doch längst den Artikel mit der These (dem gewünschten Trend) vom Gemüse als Hauptgericht – wirklich interessant finde ich die Übereinstimmung bei der „lockeren“ Erwartung eines Trends weg von allzu großen Fleischmengen.

Würde man einfach das tierische Fleisch durchs „Fleisch“ von Pilzen austauschen, wäre dieser Systemwechsel schneller geschehen, als die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke denkbar ist – was leider nur illustriert, dass solche Entscheidungen mehr von Interessen als von der Vernunft abhängen; beim Essen insbesonders kommt noch die Macht der Gewohnheit hinzu.

Flammkuchen mit Spinat und Pilzen. Die Rezeptentwicklung für das fleischarme Essen findet nicht bei den Trendforschern statt, die machen sich, so gesehen, die wenigste Arbeit.

Es ist ja nicht damit getan, in einem 125-Euro-Trendpapier Veränderungen in der „Restaurantwelt“ vorherzusehen, die sich aus der „Arabisierung der israelischen Küche“ ableiten:

Mit Mezze werden im Nahen Osten nicht nur die kleinen Gerichte beschrieben, sondern auch die Kultur des Teilens, bei der das Zelebrieren des gemeinsamen Essens im Fokus steht. Diese arabische Tradition, kombiniert mit der hebräischen Offenheit und Kreativität, sowie der eklektische Zugang zur Kulinarik zeichnen die neue Levante-Küche aus.

Wenn ich auf dem Elekroherd koche, habe ich einen „elektrischen Zugang“ und keinen eklektizistischen, Kenner des östlichen Mittelmeerraums wissen, dass „Levante“ „die Länder des östlichen Mittelmeerraums“ bezeichnet, wenn etwas richtig prophetisch klingen soll, muss es nicht gleich relevant sein, jedoch unbedingt unverständlich klingen 😉

Jedenfalls, wir sind weg von den Zeiten der fetten Fleischtöpfe und werden uns dem Gemüse widmen – wie genau, dafür müssten die Rezepte noch entwickelt werden. Was einmal Utopie war, wird zur Fiktion, Tütengerichte haben in dieser Welt-Anschauung ausgedient:

Mit der Vorhersage von Trends hat sich schon die Science-Fiction schwergetan; hier ging es 1983 um die zukünftige Herstellung von synthetischem „Truthahn aus der Tüte“ – so weit wird es nicht kommen, aber die Fernseh-Kochshows werden uns erhalten bleiben.

Realistisch ist, dass „wir“ bald per Sprachsteuerung einen Küchenroboter dazu bringen können, die Ausgabe des synthetischen Truthahns (oder eines selbsterdachten Phantasievogels) aus dem 3-D-Drucker zu veranlassen…

Man kann auch gewünschte Trends prophezeihen und beschwören, missliebige Trends negieren oder schlechtmachen, anders gesagt: Trends lassen sich nicht nur beobachten, sondern auch beeinflussen. Die schon 2014 herausgekommenen brasillianischen Diät-Richtlinien („1. Nimm die Vielfalt der pflanzlichen Nahrung als Basis Deiner Ernährung“) sind hierzulande quasi totgeschwiegen worden – jedenfalls, bevor sie die Chance hatten, im „entwickelten Norden“ zum „ausgewachsenen“ Trend zu werden.

 

Gelatine und Zucker

Regelmäßig gehört „weniger Zucker“ zu den guten Vorsätzen, die zu Jahresbeginn gefasst werden – wobei sich langsam herumspricht, das die Vorsatzfasserei vergeblich ist.

Nahrung aus Gelatine und (Frucht-) Zucker – in dieser Form hat der Privathaushalt keine Chance, sie herzustellen.
Ausgepackt, entpuppt sich die undefinierbare Masse als Ansammlung von Zimtnikoläusen, die, wie allerlei sonstiges Gelatinegetier, scheinbar unausrottbar sind – als sei kein Kraut dagegen gewachsen.

 

Doch die Rettung naht:

Ein deutsch-britisches Forscherteam hat das Hirnzentrum für Selbstkontrolle entdeckt.
Damit kann ein Mensch eine Tat zurückhalten, obwohl er sich zunächst impulsiv (auch unbewusst) dafür entschieden hatte. Die Studie erweitere das Verständnis darüber, wie Entscheidungen gefällt werden, sagte Mitautor Marcel Brass vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Sie könne zudem beim Verständnis helfen, warum manche Menschen impulsiv handeln, andere aber erst nach längerem Abwägen ? oder auch gar nicht. Impulsivität und Selbstkontrolle werden demnach in zwei unabhängigen Hirnzentren gesteuert. (Quelle)

Die Hirnregion, die die Selbstkontrolle kontrolliert, liegt unmittelbar hinter der Stirn, über den Augen. Naheliegend ist damit die Aktivierung des „Kontrollzentrums“ durch (mit geschlossenen Lidern) „Schielen“ hin zur eigenen Stirn, also ein unauffälliges Verdrehen der Augen, das gegebenenfalls trainiert werden muss 😉

Andererseits – wer schon wenig Zucker isst, muss nichts ändern. weil weniger als wenig schon zum Nichts tendiert – das muss nicht sein.

Vielleicht geht es nur um den Blutzuckerspiegel – der soll sich bei Vollkornprodukten gut auf einem niedrig-gleichmäßigen Niveau einpendeln, trenden wir mal zur Vollkornspaghetti:

 

Spaghetti, gedünsteter und pürierter Ruccola mit Sahne und Muskatnuss, in Kräuteröl eingelegte, getrocknete Tomate mit Lachs in Spuren – nur etwas mehr Ruccola, und es wäre „Gemüse als Hauptgericht“ geworden…

 

Der Flammkuchen und die Schwalbe

„Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling“, heißt es – aber eine Schwalbe muss ja immer den Anfang machen – oder sind Schwalben Schwarmvögel ohne individuelles Wesen?

Wie auch immer – ein Flammkuchen macht noch keinen Trend – wie ist es mit mehreren?

Flammkuchen mit Zwiebel und verdeckter Salami – gegenüber dem Sonntagsbraten enorm fleischarm…

 

Flammkuchen mit frischen Champignons und einem Fizzelchen Stremel-Lachs nach dem Motto „weniger ist mehr“.

Es gibt übrigens eine Theorie, derzufolge ein empfindlicher Magen einen Teig besser verträgt, wenn der eine recht lange Stand- oder Ruhezeit hatte.
Tipp: Hefeteig, in einer leicht mit Öl eingeriebenen Plastikschüssel mit dicht schließendem Deckel, hält im Kühlschrank schon mal zwei Tage.

Zur Pflege der Darmflora wäre noch einiges anzumerken – auch der positive Einfluss von Kefir lässt sich leicht nutzen, doch mit den Mega-Trends ist es so, dass die hier nicht ausgelöst werden.

 

Sei Dein eigener Trendsetter!

Wenn „Trend“ und „Mode“ sich gegenseitig bedingen, frau und mann sich in den „Trendfarben des Jahres“ einkleiden wollen – meinetwegen.

„Ein dramatischer, provozierender und nachdenklicher lilafarbener Ton. Ultraviolett kommuniziert Originalität, Einfallsreichtum und visionäres Denken, das uns in die Zukunft weist“ (Quelle) .

Was Nagellack und Lippenstift betrifft, ist das bei aller Gleichberechtigung doch eine recht frauenspezifische Angelegenheit, die sich nur selten aufs Essen übertragen lässt. Vielleicht wieder im Frühsommer: Safran-Vanillepudding mit Veilchenblüten.

 

 

 

Related posts:

  1. Neue Erkenntnisse über Diät, die Kraft des Willens und die Selbstkontrolle
  2. Warme Mahlzeiten – Alles für ’nen EURO – Die Flut der Wutbürger – Auf Schienen zum Ballermann –
  3. Gestörtes Essen, Normen und Bloggerinnen
  4. Die Ernährungs- und Foodtrends 2022
  5. Fasten – SOS! STOP! … _ _ _ … !

Hast Du eine Anregung, Frage, Kritik oder ein Lob? Dann
Gib doch einen Kommentar ab!
(Aber keinen Quatsch schreiben!)

Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
  • ClaudiaBerlin: Mit all meiner fortgeschrittenen Lebenserfahrung kann ich sagen, dass das mit den...
  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
  • Ulrike: Nachhaltigkeit und Produkte aus der Umgebung sind wichtig, da bin ich ganz bei dir. Alles...
  • Bine: Lieber Klaus-Peter, ich bin über die Foodblogbilanz2021 auf Deinem Blog gelandet und...

Rubriken

Archive

Motivation