Halb Deutschland is(s)t essgestört

Fast ein wenig spät in der jährlichen Diät-Veröffentlichungs-Rally ist der Stern dieses Jahr – aber vielleicht steckt auch System dahinter.

Immer im Januar starten die Weight-watchers eine Werbekampagne, Anfang des Jahres hatte die ZEIT ihr Sonderheft zur Ernährung, Ökotest im Februar, und der STERN zieht jetzt im Mai nach, worauf Christoph vom Bandscheiben-Blog aufmerksam gemacht hat.

Konnte schon das Heft der ZEIT nichts aufregend Neues bieten, ließ man bei ÖKOTEST immerhin ein paar Betroffene zu Wort kommen –

gestaltete dafür das Äußere des Hefts eher konventionell. Die Weight-watchers-Anzeige inspirierte zur "Nudeldiät".

Gewisse Magazine geben ja vor, uns stets mit den Neuesten Erkenntnissen zu versorgen, wobei es vorkommen kann, dass die eigentliche Erkenntnis, die Selbsterkenntnis, auf der Strecke bleibt.

Dem vorzubeugen, nutzt man Tests, es könnte ja sein, man hängt schicksalshaft über der Kloschüssel wie dieses Fotomodell:

Meine bange Frage, ob ich essgestört sei, wurde nun bejaht:

Bei Ihnen oder der Person, für die Sie den Test ausgefüllt haben, scheinen Symptome einer Essstörung vorzuliegen. Ihre Punktzahl liegt im Bereich dessen, was essgestörte Patienten in einer Klinik erreichen. Vielleicht machen Ihnen Mahlzeiten Angst, weil Sie dabei zunehmen oder die Kontrolle verlieren könnten über das, was Sie essen. Lassen Sie sich unbedingt von einem Arzt untersuchen oder suchen sie eine Beratungsstelle für Essgestörte auf. Wenn Sie den Test für jemand anders angekreuzt haben, sollten Sie ihn umgehend ansprechen und ihn bitten, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Ein möglicher Gedanke an dieser Stelle:

Dann werde ich mir jetzt mal Hilfe suchen. Ich kann doch gar nicht anders, als immer ans Essen zu denken: Immer, wenn ich ein Bild hochlade, muss ich "fressnet" eintippen. Wie soll man dabei nicht ans Essen denken – zu blöd!

 

Es könnte aber auch sein, dass solche Tests, die ihre Objekte bloss in Schubladen einsortieren, ethisch verwerflich sind, dass man derartige Ferndiagnosen gar nicht stellen darf, weil man nicht weiß, wie die Betreffenden damit zurechtkommen – und der Rat, sich professionelle Hilfe zu suchen, zum einen nicht immer angenommen wird, und zum zweiten daran scheitert, dass es diese Hilfe gar nicht im erforderlichen Maße gibt.

Anders gesagt oder interpretiert: Hier werden Leser verunsichert, um sie um so mehr an das Blatt zu binden – das hat nichts mit Aufklärung zu tun, sondern mehr mit Volksverdummung.

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3 Kommentare zu “Halb Deutschland is(s)t essgestört”

  1. Wie ? Du denkst immer nur ans Essen ? Das darf doch wohl nicht wahr sein 😉

    So sind die Medien eben – So ist eigentlich ja die ganze Gesellschaft und …

    Ach was solls – Anja und ich gehen jetzt lieber in den Wald laufen und der ganze Medienquatsch soll uns mal den nicht vorhandenen Buckel runterrutschen 🙂

    Viele Grüße
    Lutz Balschuweit

  2. War recht motivierend, Dein Kommentar – zum Radfahren in dem Falle.
    Schön auch Dein Spruch von heute.

    Viele Grüße

    Klaus-Peter

  3. […] Seine Nabelschau hat S. Bartels hinter sich und hatte dabei das Privileg, unter den Fittichen einer großen Wochenzeitschrift zu bloggen. Als Berufsschreiber hat er bei der Gelegenheit noch ein Buch erstellt. […]

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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