Kachelmann: Mannheim als Sinnbild des Elends
Geschrieben am 10. Juni 2011 von KPBaumgardt
Ein Buch mit dem Titel “Mannheim als Sinnbild des Elends” zu schreiben, hat Jörg Kachelmann, der nach seinem Freispruch um seine völlige Rehabilitierung kämpfen will, sich vorgenommen. (Quelle) Da sind wir doch schon auf den ersten Vorabdruck gespannt: Vielleicht gibt es auch ein Kapitel “Wie es sich anfühlt, auf eine narzisstische Persönlichkeitsstörung untersucht zu werden.”
Die “Glaskugeljuristerei des LG Mannheim” hatte auch ein psychiatrisches Gutachten bedingt, in dem allgemeine Grundsätze der Menschenkenntnis verbreitet wurden:
„Je mehr der Scheinwerferkegel in die seelische Landschaft hineinreicht, desto mehr sieht man auch problematische Eigenschaften.“
Das Bild von der dunklen, “seelischen Landschaft” mit ihrer eigenen, unbewussten Topographie ist zwar weit verbreitet, lässt aber wenig an direkten Rückschlüssen über die seelische Struktur eines Individuums zu. Das Gutachten war eine Ferndiagnose…
Im Laufe des Verfahrens war wiederholt über eine narzisstische Persönlichkeitsstörung Kachelmanns spekuliert worden.
Folglich (?), oder genauer gesagt: Irgendwie ging der Gutachter auf diesen Punkt ein:
Narzisstisch gestörte Menschen würden … in Beziehungen versuchen, den anderen in Besitz zu nehmen. In Kachelmanns Beziehungen habe hingegen eine „gewisse Beliebigkeit und Austauschbarkeit“ geherrscht. …
Kachelmann … habe … [andere Menschen] „immer mehr als Publikum betrachtet und benutzt“. … Wenn Kachelmann narzisstisch gestört wäre, so Pleines, dann träfe dies sicherlich auf einige andere im Gerichtssaal genauso zu. (Quelle, Hervorh. d. A.)
Die diagnostischen Kriterien für eine “narzisstische Persönlichkeitsstörung” sind vage, der Gedanke, dass der Gutachter bei Kachelmann die Störung ausgeschlossen hat, weil die Diagnose, träfe sie auf Kachelmann zu, auch auf Andere zuträfe, ist nicht auszuschließen, kann jedenfalls auftauchen.
Immerhin hat der Gutachter implizit auf den Beziehungsaspekt des Narzissmus hingewiesen, wenn auch höchst unvollständig. Vereinfacht gesagt, gehören zum Narzissmus eigentlich (mindestens) zwei Personen:
Besitzwunsch, Verwünschung, Rache und Vergeltung finden sich beim “Komplementärnarzissten”, Abweisung, Kränkung und Flucht vor einer wirklichen Beziehung beim “Narzissten als solchem”.
Zum Elend von Mannheim gesellt sich das Elend des Medien-Publikums, das, wie im Mittelalter, mit dem Pranger in der Öffentlichkeit – heute virtuell und nicht recht fassbar – konfrontiert wird.
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