Die Zeit der Pläne für gute Vorsätze und ein einfaches Programm

Momentan haben die Ratgeber mal wieder eine kleine Hochkonjunktur: Es geht um die Vorsätze zum neuen Jahr. Dabei muss es sich um ein Ritual handeln, das aus den Frühzeiten des Glaubens stammen dürfte: Die guten Vorsätze sollen zeitweise den Teufel vertreiben, so lange, bis er wiederkommt:

Gute Vorsätze, die aber nur jeder Fünfte durchhält: mit dem Rauchen aufhören, gesund essen, weniger Alkohol trinken (Quelle)

Ausgerechnet die oralen Befriedigungen sollen eingeschränkt werden, und dazu gibt es viele, viele Tipps. Dass Raucher, Zu-Viel-Esser und Trinker vielleicht doch Suchtpersönlichkeiten sind, denen man mit einem “Nu mach doch ma einfach…” nicht beikommen kann – geschenkt. Die Tipps sprudeln nur so, bei Apotheken-Umschau, Krankenkassen, die sich Gesundheitskasse nennen, und bei der Presse im Allgemeinen sowieso.

Beim Abnehmen:

Gefragt ist ein konkreter Plan: Wie viele Kilo sollen innerhalb welcher Zeit mit welchen Maßnahmen runter? Wie viel Sport welcher Art soll pro Woche bis zu einem Zeitpunkt X in den Tagesplan eingebaut sein?

Tatsächlich wird so getan, als könnte man “die Sache” planen wie irgendeinen Herstellungsprozess oder Betriebsablauf.

gute Vorsätze in bunten Farben

Wer da beraten wird, das bleibt offen, aber es werden auch jene beraten, die den Rat mit Sicherheit nicht annehmen können:

Die abhängige, auch dependente oder asthenische Persönlichkeitsstörung ist geprägt von überstarken Trennungsängsten, klammerndem Verhalten, geringem Selbstbewusstsein, depressiver Grundstimmung sowie mangelndem Durchsetzungsvermögen und geringer Eigeninitiative. Betroffene fühlen sich schwach, hilflos und inkompetent, weswegen sie häufig ihre Mitmenschen für sich entscheiden lassen. Anderen gegenüber erscheinen sie passiv, unterwürfig und anhänglich. Ihre eigene Meinung äußern sie oft nicht, aus Angst verlassen zu werden. Es wird von weniger als 1% Betroffenen in der Bevölkerung ausgegangen.

Einmal davon abgesehen, dass dieser Text reichlich verworren erscheint: Etwas Wahres könnte doch dran sein…

Dabei ist die abhängige Persönlichkeitsstörung noch als verwandt mit der narzisstischen zu denken. Bei beiden ist anzunehmen, dass in der Entwicklung das Kind “etwas zuviel” Einsatz bringen musste für “etwas zu wenig” (Mutter-) Liebe – und/oder (im Gegenteil) mit Verwöhnung in der Abhängigkeit gehalten wurde.

Unabhängigkeit wäre in dem Fall doch der grundlegendere Neu-Jahresvorsatz!

Nun, das sind Denkmodelle. Von “innen” könnte sich die Abhängigkeitsstörung ungefähr so anfühlen:

Meine Befürchtung ist, dass, sobald ich es aufgebe, … doch noch das zu bekommen, was ich als Kind nicht bekommen habe, und es selbst schaffe es mir zu geben, verliere ich den Anspruch darauf, die Liebe und Anerkennung doch noch von jemand anderem zu bekommen. Ich gäbe dann meine Opferrolle auf. Eine Rolle, die ich befürchte dann nie mehr wieder einnehmen zu können.

…  Und ich kann nur aus meinem derzeitigen Bewusstsein heraus in die Zukunft schauen. Und dieser Blick schließt die Erfahrung, die ich erst machen werde, wenn ich mich wirklich selbst versorge, nicht mit ein. Deshalb kann ich jetzt daraus nur schließen, dass ich dann alle Ansprüche aufgeben werde. Und dieses Risiko will ich nicht eingehen. Deshalb werde ich mich auf keinen Fall selbst vollkommen um mich kümmern und mich lieben, wie eine Mutter ihren Säugling liebt. Ich werde mich nicht mit all meinen Facetten, meinen scheinbaren Unvollkommenheiten selbst annehmen. Denn dann müsste ich es doch immer selbst machen. Nie mehr könnte ich mich darauf berufen, etwas von jemand anderem zu bekommen. …

Doch genau das stimmt nicht!

Allerdings werde ich nicht mehr alles nur noch von einer Person haben wollen, von meinem Partner oder meiner Partnerin. Nein, ich bin dann in der Lage, durch verschiedene Menschen etwas zu bekommen. Ich bin nicht mehr auf einen oder zwei Menschen fixiert. (Quelle)

Wenn das Vielessen eine Funktion hat, müssen wir uns die Lage versetzen, dass diese Funktion überflüssig wird – also uns den Ursachen zuwenden; das wird schon einiges an Arbeit bzw. Einsicht erfordern, wie auch die wahrscheinlichen Konsequenzen.

Vielleicht wird jetzt deutlich, dass all die guten Ratschläge zur geplanten Durchsetzung der guten Vorsätze in den Wind geschrieben sind. Trotzdem gilt:

“Seien wir also nicht nur im Allgemeinen, sondern besonders unseren Vorsätzen treu!”

Dabei gibt es ja den Einfluss des Denkens auf die Fähigkeit zur Selbstkontrolle: Wer annimmt, dass die Energie, die Selbstkontrolle kostet, im ausreichenden Maß “nachwächst”, hat die besseren Karten.

Was den Vorsatz: Abnehmen betrifft: Fressnet.de empfiehlt die Portionsdiät. Zumindest als Hilfestellung für eine gewisse Zeit.

Was die Planung hinsichtlich der Vorsätze betrifft: Wie wäre mit einem Vorgehen nach dem Motto: “Programm statt Plan” oder schlicht: ”Mein eigenes Programm”. Oder für Gemeinschafts-Fans: “Unser Programm”. Letztere können (sich) dann ja schnell noch eine Gruppe organisieren.

Noch eine Frage zum Schluss: Hat überhaupt jemand bis hier gelesen?   😉

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