Bloggen als Lernprozess, und das Wir-Gefühl im Sandkasten
Geschrieben am 23. November 2010 von KPBaumgardt
“Ich blogge, also bin ich”, meinte P.Sperling vom Blogparadenblog als Antwort auf die Frage “Warum bloggst Du”, die früher noch jeden Blogger vom Hocker gerissen hätte – heute aber denkt die Mehrzahl vielleicht nur: “Ich? Ich habe mal gebloggt, als Zeitvertreib und Hobby, und weil das Blog mal mit seinen Einnahmen meine Rente unterstützen sollte.”
Mit zwei “großen” Schwestern gesegnet, lagen im elterlichen Haushalt immer genügend Frauenzeitschriften herum, die neben Frisurtipps und Tortenrezepten auch die “passenden” Diäten zum Inhalt hatten. Und in einer “Wirtschaftswunderfamilie” war Korpulenz nicht unbedingt vorherrschendes Thema, das abnehmen bei den Geschwistern aber doch, dann und wann, und immer wieder, aber ohne tieferen Sinn und so ganz ohne Erfolg. So ungefähr kam ich zu einem Blog-Thema. Und noch heute ist in der Umgebung das uralte Gejammer:
“Ich möchte gerne abnehmen, weiß aber nicht wie”
zu hören. Als sozial eingestellter Mensch dachte ich, darauf eine Antwort finden zu müssen; es heißt ja “Wer gut fragt, bekommt eine gute Antwort” 😉
Was tun?
Zunächst hatte ich für Fressnet.de einen Vier-Punkte-Plan ausgearbeitet, also ein Konzept, das
- Vernünftige Ernährungsumstellung
- Entspannung
- Bewegung
- Kreative Umsetzung
beinhaltet: Abnehmen als Kunst, die man lernen kann.
Das ist allerdings nicht jedermanns Sache; deshalb entstand noch das Konzept
Jetzt erfolgreich abnehmen – Individueller Ratgeber und Leitlinien "Abnehmen und Diät nach Fressnet"
Das Schöne am Blog: Man sieht sofort, dass die Nachfrage nach so einer Dienstleistung ausbleibt…
Das hätte mich eigentlich desillusionieren sollen, aber ich war ja inzwischen ein Blogger, der nicht aufgibt und unbedingt seine Fachkompetenz beweisen will und vor allem ein erfolgreiches Blog (siehe oben) auf die Beine stellen will.
Inzwischen stellt sich heraus, dass die gleichen Jammerlappen, die nicht wissen, wie sie abnehmen sollen, mit einer verbesserten Antwort, nämlich der Portionsdiät konfrontiert, zur Behauptung “Ich kann nicht” überwechseln ;-(
Durchaus absurd: Wir haben es mit einer Angst, auf “irgend etwas” verzichten zu müssen, zu tun, während der eigentliche Verzicht mit dem Beharren in der Gewohnheit “versüßt” wird.
So lautet jedenfalls die vorläufige Diagnose. “Absurd” ist hier übrigens grundfalsch. “Durchaus menschlich” wäre treffender.
Wir haben keinen Sinn und keinen Halt in dieser Gegenwart mit ihrer finalen Selbstbezüglichkeit, ihrer ahistorischen Selbstbesessenheit. Wir sind Brüder und Schwestern in einer Geschwistergesellschaft, die sich um die Spielzeugkiste rangeln. Aus: Will Self (Die schöne Welt der Affen (Quelle))
Unter Bloggern hätte ja ein “Wir-Gefühl” entstehen können. Das kann auch noch immer entstehen, wenn auch vermutlich in Ausnahmefällen. Der Egoismus in der Geschwistergesellschaft ist aber eigentlich unüberwindbar.
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