Gesund leben, rundum gesund leben, und die 100-Euro-Prämie für freiwillige Bewegung
Geschrieben am 12. August 2010 von KPBaumgardt
So geht’s: Obst und Gemüse für die häusliche Ernährung wird mit dem Fahrrad eingekauft.
Dumm nur, dass das Foto nicht aus dem Leben gegriffen, sondern gestellt ist.
Tatsächlich bewegen sich laut einer Umfrage fast ein Drittel der Befragten pro Tag nie länger als zehn Minuten zu Fuß oder Fahrrad. Knapp ein Viertel der Männer und Frauen, die für die Studie interviewt wurden, sind in ihrer Freizeit überhaupt nicht körperlich aktiv.
“Ein gesunder Lebensstil zeichnet sich nicht nur durch …
- ausgewogene Ernährung
- und Sport aus. Auch Faktoren wie
- Stress oder der Konsum von
- Alkohol
- und Tabak
beeinflussen die Gesundheit. Eine Studie der Deutschen Sporthochschule in Köln hat nun den Alltag der Deutschen analysiert und festgestellt, dass nur jeder siebte Deutsche wirklich gesund lebt.”
So ähnlich war die Prämisse der Umfrage, die die private DKV in Auftrag gegeben hatte, und so sind auch die Ergebnisse ausgefallen.
Dass zu einem gesunden Lebensstil, einer gesunden Lebensweise vielleicht auch noch andere Faktoren gehören, ist hier nicht gesehen worden. Stattdessen werden über 30 Seiten Text und Grafiken abgeliefert: Versicherungsmathematik…
Was könnte Sie zu mehr körperlicher Aktivität bewegen?
Na ja, auf die Idee, für "mehr Bewegung auch noch Geld zu bekommen oder gar zu fordern, würde ich von selbst ja nicht kommen – aber wenn ich es angeboten bekäme…
Auch der persönliche Coach ist mehr ein Wunschtraum, bei den Versicherungsbeiträgen stimmt man auch schon mal zu, wenn man über die Implikationen nicht viel nachdenken muss, das Wetter als Ausrede geht auch noch, und der letzte Punkt zeigt vielleicht ein wirkliches Bedürfnis auf.
Da hatte es doch in letzter Zeit eine Studie gegeben, die von der Gesundheitsgefährdung durch Einsamkeit handelte.
„Wie gesund lebt Deutschland?“
– das war zwar die Überschrift der Studie, aber die Qualität der sozialen Kontakte, über die die Bevölkerung verfügt, hatte man glatt übersehen.
Und mit 100 Befragten pro größerem Bundesland, in einem telefonischen Interview, erübrigt sich der Anspruch, ein repräsentatives Ergebnis vorzulegen, auch.
Der “Gesundheitsversicherer” hat ja auch so sein Ziel, günstig in die Schlagzeilen zu kommen und Meinung zu machen, erreicht.
Vielleicht hätte man die Bewegungsmuffel auch mal fragen sollen, ob sie die Viertelstunde zum nächsten Geschäft, Briefkasten usw. überhaupt noch laufen können…
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Ich würde nicht sagen, dass die Leute zum Bewegen nur zu faul sind, aber ich sehe es auch nicht so einfach, wie in der Studie behauptet wird. Natürlich würde ich persönlich mich zum Beispiel freuen, wenn Freunde mit mir Sport treiben würden. Das wäre nach meinen Ansprüchen aber 2-3 mal die Woche und das machen nicht alle mit. Ein Fitnesstrainer wird aber dafür bezahlt und kann dich darum auch dann motivieren, wenn deine Freunde keinen Bock haben. Nicht, dass ich ihn mir leisten könnte 😉
Bei mir scheitert es oft mit Müdigkeit an der Bewegung. Nach einem langen Arbeitstag will ich relaxen. Natürlich weiß ich, dass das grundfalsch ist. Ich würde mich nach einer abendlichen Stunde Sport einfach wohler fühlen. Aber hier ist eben keiner, der mich in diesem Schwachen Moment an diese Tatsache erinnert.
Ich finde auch, wer mit „Faulheit“ arumentieren will, soll lieber den Mund halten, denn das ist eine Diskriminierung.
Es gibt den Wunsch, „abzuschalten“, aber wenn man sich erst mal in Bewegung gesetzt hat, macht es auch mal unerwartet Spass. Und manche müssen „abgeholt“ werden; oder müssten.
Auch gemeinsames Spazierengehen könnte man einführen, es muss ja nicht gleich ein Wanderverein sein.
Und wie sieht es mit „Frühsport“ oder Morgengymnastik aus?