Die mentale Toleranz gegenüber dem Suchtmittel
Geschrieben am 20. Juli 2010 von KPBaumgardt
Mit Alkohol ist in der Diät nicht zu spaßen. Er hat eine Appetit-steigernde Wirkung, und – bei eigentlich nicht-gehemmten Menschen – eine enthemmende Wirkung – bei Übergewichtigen enthemmend in der Hinsicht, dass er Ess-Hemmungen überwindet, und das Abnehmen verhindert.
In diesem Zusammenhang wird oft der Begriff “Toleranz” ins Feld geführt:
Toleranz
In der Medizin versteht man unter Toleranz die Gewöhnung an einen Wirkstoff. Dadurch, dass sich der Körper an die Droge, z.B. Alkohol, gewöhnt, setzt auch gleichzeitig eine verminderte Wirkung ein. Dies führt dazu, dass die Dosis erhöht werden muss, um die ursprüngliche Wirkung zu erreichen. Der Weg in die Abhängigkeit beginnt. [Quelle]
Nun ja, die Toleranz hat ihre zwei Seiten: Es gibt auch die mentale Toleranzentwicklung: Nämlich nicht mehr nach einer gewissen Dosis aufzuhören, sondern mehr zu “tolerieren”, wo es eigentlich nicht mehr viel zu tolerieren gibt.
Bei einer entwickelten Spielsucht gibt es ja auch die mentale Toleranz, mehr als den einen Lottoschein zuzulassen.
Die ursprüngliche Wirkung je wieder erreichen zu können, halte ich für eine grundlegend falsche Vorstellung – da kann die Dosis so hoch sein, wie sie will.
Was funktionieren mag, ist eine gewisse Re-Sensibilisierung durch maßvolles Verhalten. Das gilt vielleicht für alle Süchte, von der Ess- bis zur Beziehungssucht. Es gibt Grenzen, hinter denen das ursprüngliche Glück auch, gerade durch das Übermaß verfehlt wird.
Die Toleranz gegenüber unerträglichen, unhaltbaren Zuständen ist im Übrigen auch ein gesellschaftliches Phänomen – “geht mir doch am Arsch vorbei”, sagt bekanntlich der Hesse. Und wie schaut’s sonstwo aus, mit der falsch verstandenen Toleranz?
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