Wann werden homöopathische Arzneien verboten?
Geschrieben am 26. Februar 2010 von KPBaumgardt
Sind Parlamentarier, die ein Verbot unwirksamer Arzneimittel fordern, engstirnig?
Ja, das sind sie, jedenfalls für die Homöopathen, die mit stark verdünnten Substanzen “arbeiten”, deren Wirkung in “harten Studien” nicht nachzuweisen ist.
Die Forderung:
Die Zulassungsbehörde (MHRA) solle homöopathische Medikamente nur noch zulassen, wenn die Wirksamkeit in randomisierten klinischen Studien belegt ist, also niemals. Angesichts der Fülle von Belegen zur Unwirksamkeit seien weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit der Homöopathie nicht notwendig.
Nachweisbar ist andererseits immer mal wieder der Placebo-Effekt. Insofern folgerichtige:
Die British Homeopathic Associations hat den Bericht erwartungsgemäß als „engstirnig und oberflächlich“ kritisiert. Die Zufriedenheit der Patienten spreche doch klar für die Wirksamkeit der Therapie.
Die “Zufriedenheit der Patienten” beweist zwar nur, dass sie sich gut behandelt fühlen; dass “sich verstanden-fühlen” ein wichtiger Wohlfühl-Faktor ist, muss wohl in keiner Studie mehr bewiesen werden.
Insofern könnten homöopathische Mittel in der Hand des Heilpraktikers eine Ergänzung zur “Gesprächstherapie” sein.
Dann sollte man aber den Verkauf im freien Markt, die “Selbstbehandlung”, unterbinden: Hier kontrolliert niemand mehr, was der Patient ohne Arzt womit kurieren will.
Gerade auf dem Diät-Sektor kursieren etliche Empfehlungen, wie welche Mittelchen eingesetzt werden könnten – von einer Placebo-Wirkung bei den Schüssler-Salzen hört man auch nur wenig. Die Foreneinträge, die Schüssler-Salze befürworten, sind häufig nur irgendwo in der Phase der Anfangseuphorie abkopiert.
Angesichts der nicht nachweisbaren Wirkung wäre es durchaus besser, den Kunden reinen Wein einzuschenken und keine Hoffnungen, die dann zur Enttäuschung werden, zu wecken.
In der Homöopathie gilt zwar der Grundsatz: ”Gleiches mit Gleichem behandeln” – welchen Sinn dann aber etwa eine Kava-Verdünnung haben soll, bleibt unerfindlich. Gemäß dem Homöopathen-Grundsatz müsste das dann ein Medikament gegen gute Stimmung sein. Wer will, mag das einmal recherchieren. Ich glaube, das Mittel wird nur gekauft, weil die Information, dass es sich um eine homöopathische Verdünnung handelt, nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Warum solche Mittel verkauft werden, dürfte klar sein. Die Hersteller bürgen ja auch nicht für irgendeine Wirkung.
Zum abnehmen mit Homöopathischen Mitteln:
Heißhunger, Homöopathie, Diäten
Dass die Grundsätze der Homöopathie nicht immer stimmig sind, zeigt sich übrigens am Beispiel eines Schlangenbisses, oder einer anderen Vergiftung: Dass das verdünnte Gift als Heilmittel wirken sollte, entzieht sich meiner Vorstellung.
In anderen Bereichen mag das “Gleiches mit Gleichem” funktionieren: Bei chronischer Bewegungslosigkeit kann man regelmäßige, definierte Pausen verschreiben – wenn der Patient sich daran hält, ein schöner Erfolg gegenüber der Dauerpause.
Das nennt man dann aber – glaube ich – paradoxe Verschreibung, und hat mit Homöopathie nach Hannemann nichts mehr zu tun.
Related posts:
- Abnehmen mit Schüssler-Salzen: Humbug oder das Ei des Kolumbus?
- Nebenwirkungen der Schüssler-Salze
- Zehntausend Teller Suppe mit einem Huhn, und überhaupt: Die Homöopathie
- Heisshunger nach Schüssler-Salzen
- Homöopathie zum Abnehmen…
Abgelegt unter: Gesundheit, Politik | Ein Kommentar »
das schlimmste ist, dass der Homöopathie-Blödsinn mittlerweile sogar manchmal von den Krankenkassen gezahlt wird. Ich als Versicherte finanziere den Mist also gezwungenermaßen mit meinen Beiträgen mit…