Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – ADHS – im Familienhandbuch
Geschrieben am 1. September 2009 von KPBaumgardt
Der Artikel über das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom ist ein gutes Beispiel für die Qualität der Beiträge im “Familienhandbuch”.
Der Artikel stellt die verschiedenen Sichtweisen möglichst neutral dar, macht aber das Dargestellte durch erklärende Fallbeispiele deutlich:
Beispiel 2: Eine Mutter ist mit unausgesprochenen Eheproblemen so sehr beschäftigt, dass sie die Gefühle ihres Kindes nicht aufnehmen kann. Das Kind kommt zu ihr mit seinen Ängsten, Sorgen und Emotionen. Doch sie finden in der Mutter keinen Platz. Sie kann die Emotionen ihres Kindes nicht aufnehmen, wirklich ankommen lassen und verarbeiten. Die Gefühle prallen zurück auf das Kind und es ist allein mit seiner Überforderung. Das Kind leidet wortwörtlich an einem Defizit an Aufmerksamkeit von der Mutter. Das macht das Kind völlig unruhig. Echte Hilfe besteht dann beispielsweise darin, die Mutter zu entlasten und ihr einen Platz für ihre Sorgen zu geben, damit sie wieder freier für das Kind wird. (Hervorhebung KPB)
Sicher sollte man hier fragen, warum der Vater mal wieder nicht erwähnt wird, und die ganze “Behandlung” darauf abzielt, die Mutter zu verstehen und zu unterstützen.
Ich selbst hatte Anfang der 80-er Jahre zum ersten Mal von ADHS gehört. Ein etwa siebenjähriger Junge erklärte mir, dass die “Hibbeligkeit” durch das Phosphat in der Fleischwurst verursacht sei.
Bei einer anderen Gelegenheit erzählte er mir, dass seine “Klingelmatratze” jetzt angekommen sei, aber ihn natürlich immer erst weckte, wenn es zu spät war. Was nutzt ein Alarm nach dem Einnässen?
Seine Schwester, etwa ein Jahr älter, versuchte, in der Gruppe eine dominante Rolle einzunehmen…
Den Eltern
bleibt nichts anderes, als sich zu informieren und dann zu entscheiden, welchem Weg und welchem Therapeuten sie am meisten vertrauen. Im Alltag sind diese Sichtweisen dann doch nicht immer so strikt getrennt: Eine analytische Therapie hat manchmal auch verhaltenstherapeutische Elemente und Verhaltenstherapeuten kümmern sich um den Umgang zwischen Mutter und Kind. Die Psychoanalytiker allerdings nehmen zusätzlich das Unbewusste mit in ihre Überlegungen auf – das macht den entscheidenden Unterschied aus.
Auch die Psychoanalytiker gehen mit dem Unbewussten übrigens unbewusst um, weshalb sie auch nicht immer wissen, was sie tun und sagen. Und auch andere Berufe gehen zwangsläufig mit dem Unbewussten um. Wenn alles nur an den Phosphaten läge, wäre ja das Weglassen der Fleischwurst ausreichend.
Bewusst wird in diesem Artikel nur auf die Mutter-Kind-Beziehung eingegangen, die in der ersten Zeit auch die wichtigste für das Kind ist. Später sollte dieses “Dyade” (ungefähr übersetzt: Einheit zweier Wesen) sich doch öffnen und den “Dritten” selbstverständlich zulassen.
Unbewusst ist der Vater – vielleicht – im besprochenen Artikel des Familienhandbuchs ausgeschlossen worden. Warum auch nicht? Oder: Wenn Männer Frauen nicht verstehen, warum sollten Frauen Männer verstehen? Wenn Männer “nicht wahrgenommen” werden ist das auch ein Fall von AD(H)S…
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