Tiefgefrorene Gesundheitsblogs

Wenn große bzw. relevante Institutionen ihre Blog-Initiativen im Gesundheitsbereich  einstellen, „auf Eis legen“, dann ist das bedenklich. Aus dem November des Vorjahres stammt der letzte Blog-Eintrag beim ZEIT-Blog

„Diagnose Mensch“, der sich mit der übermässigen Verwendung von Mais als Viehfutter beschäftigt.

Das Adipositasblog der Spessart-Klinik ist zwar auch noch online, wird aber nicht mehr aktualisiert:

Hier im Adipositasblog hat unser Autoren-Team – Experten, Fachleute, Betreuer und Journalisten – über ein Jahr lang Informationen und Hilfestellungen rund um das Thema Adipositas geboten und diese Informationen für Sie aufbereitet. All dieses Wissen ist auch weiterhin für Sie verfügbar im Blogarchiv.

Das ist besonders bedauerlich, weil derart renommierte Publikationen eine Vorbildfunktion haben, die nun allerdings wegfällt.
Liegt der Rückzug allein an der fehlenden Rentabilität? Muss/kann man die Facharztstunden, die fürs Blog gebraucht werden, hier auch wieder hereinholen? Was ist eine kritische Expertenmeinung wert?

Dass gerade das Blog der Spessart-Klinik eingestellt worden ist, ist extrem schade: Es hatte auch eine symbolische Funktion, drückte aus, dass Spezialisten nicht nur Reparaturbetrieb sein wollen, sondern auch fähig sind, weiter zu denken.

Gerade solche Gedanken zu kommunizieren, ist technisch kein Problem mehr. Und Gesundheit hat natürlich mit Kommunikation zu tun: Das wird bei jedem Arztbesuch, bei der Erklärung von Diagnose und Therapie deutlich: Keine Medizin ohne Kommunikation und Mitwirkung des möglichst mündigen Patienten.

Und können die Hobbyblogger die Lücke schließen?

Warum eigentlich nicht? Zum einen gibt es solche, die ausgewiesene Fachleute sind, wie den „Landarzt„, zum anderen spezialisieren private Hobbyblogger sich und werden auf dem gewählten Gebiet zu Fachleuten.

Andererseits: Hobby bleibt Hobby, auch wenn es gesellschaftlich wertvoll ist. Wer nun die Aufgabe hat, für die medizinische Grund- und Hintergrundinformation zu sorgen, das ist hierzulande nicht geregelt.

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5 Kommentare zu “Tiefgefrorene Gesundheitsblogs”

  1. Nun ja, vielleicht können es die Hobbyblogger so ähnlich angehen wie Wikipedia, also etwas opensource schaffen, wo eine freie und ständige Kontrolle stattfindet.

    Wikipedia wird auch ständig korrigiert, die „Diskussionen“ kann jeder Mensch beiwohnen und mitdiskutieren… und an den Beiträgen wird dann gefeilt, bis es keine Diskussion mehr gibt (und somit als „vollständig“ oder zumindest den heutigen Erkenntnisse zutreffend angesehen).

    Änderungen können (bei Wikipedia zumindest) allerdings nur von einem autorisierten Wikipedia-Mitarbeiter genehmigt werden–> aber: wie kann man das Modell Wikipedia nehmen, und etwas für die Gesundheit aufbauen?

    Was meinst Du?

  2. Oh, bei Wikipedia erinnerst Du mich an eine schlimme Sache:
    http://fressnet.de/blog/?p=196

    Wenn Du mal schaust, was da zu „Selbsthilfe“ steht.
    Also, wir brauchen keine lexikalischen Beschreibungen, sondern Veränderung, Initiativen, bessere Bedingungen, wirkliche Unterstützung.
    Letztlich zeigt ja schon jedes einzelne „Abnimmblog“ mehr über die Schwierigkeiten mit den Gewichtsproblemen, als die ganze Enzyklopädie…

  3. Lieber Klaus-Peter,

    mir ging es weniger um „lexikalischen Beschreibungen“ als um das dynamische System von Wikipedia…

    Was wenn die oben genannten Profis sich zusammen täten und gemeinsam daran arbeiten würden? Oder eben von unten hoch, das kleine Bloggervolk anfangen, so was aufzubauen…

    Aber Du verstehst mich vielleicht nicht…

  4. Hallo, Andrea,

    was könnte das kleine Bloggervolk aufbauen? Ein „Netzwerk“ vielleicht, in dem es um Informationen, Möglichkeiten, Alternativen, subjektive Wahrheiten geht, in unserem Fall zum Thema „Abnehmen und Diät“?
    Von da aus geht das Themenspekrtrum ja noch weiter – Beispiel, siehe oben, Nahrungsmittelerzeugung (Maisanbau, Konsum, Umwelt) oder auch Gesundheitspolitik…

    Bei den Profis sieht es jedenfalls so aus, als hätte man ihnen den Hahn zugedreht, und auch der Stern will ja schon Laien für lau bloggen lassen…

  5. Be the change you want to see…

    Glauben wir, dass das Bloggen in Kommen ist? Das diese Form der Kommunikation schon eine Menge Vorteile mti sich brint (ja, auch neben Nachteilen): Die Macht des Kleinvolks liegt hier in der Vernetzung… und da sehe ich schon eine enorme Potential.

    Das, was Du schreibst, nämlich die Tiefe und Vielfalt des Spektrums, das kann sehr wohl seinen Platz in ein Wiki finden. Kennst Du die Anfänge von Wikipedia? Weisst Du, wie das zum Mindest auf englisch abläuft? Auch Wikipedia war zuerst eine Idee und Wiki-software gibt es schon längst als Opensource…

    Und eben die Tatsache, dass ein Wiki „offen“ für Korrektur, Ergänzung und Erweiterung ist, wenn alles so funitioniert, wie es soll, dann wird die „subjektive Wahrheit“ auch wenig Platz finden… (es kommt rein, aber durch die Kontrolle von alle Beteiligten kann dies revidiert, korrigiert usw. werden, bis letztendlich was gescheites steht).

    ((Hast Du je die Diskussionen bei Wikipedia verfolgt? Im Englischen ist da eine sehr rege Beteiligung… leider weiss ich nicht, wie dass auf der deutsch Übersetzung aussieht… dennoch, vom Prinzip her geht das schon recht gut.))

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