Bedingungslose Bio-Grundversorgung – Erbarmen, die Grünen kommen!

Was wäre, wenn sie plötzlich und über Nacht Umweltministerin wäre, war die Frage der Taz an Annalena Baerbock: Natürlich wäre Schluss mit all(t)en Kohlekraftwerken, es gäbe eine Co2-Steuer einerseits und ein Energiegeld andererseits,

„… Klimaschutz [müsste sich] als verbindliche Aufgabe durch die gesamte Regierung ziehen. Für die Landwirtschaft hieße das: Deutschland müsste sich für eine grundlegende Reform der EU-Agrarförderung einsetzen: Ein Betrieb sollte nur so viele Tiere haben, wie er mit seinen Flächen grundsätzlich ernähren kann.“

Ob Soja-Importeure dann eine Umschulung brauchen, ist fraglich – vielleicht können sie etwas Anderes importieren oder produzieren und importieren, zum Beispiel Algen; Winzer werden mit dieser Regelung kein Problem haben, denn allzu viele Weinbergschnecken halten sie nicht, und die, die sie hegen, füttern sie nicht, obwohl die kleinen behausten Schleimer so eine beliebte Proteinquelle sind, wobei die meisten Foodies doch die gemeine Küchenzuckerschnecke bevorzugen 😉

„Mit der Kohlsuppendiät zur Traumfigur“ war einst ein Slogan, der sogar geglaubt wurde. Als autodidaktischer Diätberater hatte ich hier auch die Roh-Rosenkohl-Diät erwähnt, über die ein Boulevardblatt einen ganzen Artikel verfasst hatte. Fakt ist: Wenn man den Rosenkohl richtig aufbohrt, wird der Strunk entfernt, das Rosenkohlköpfchen „entkernt„.

 

Experten haben ja so manche Ratschläge, und reden darüber: Michael E. Mann, Direktor des Penn State Earth System Science Center, Pennsylvania empfiehlt neben dem umwelt-korrekten persönlichen Handeln, klimafreundliche Politiker zu wählen.

 

Bedingungslose Bio-Grundversorgung

Sicher würde er zustimmen, dass die Freundlichkeit auch auf die zwischenmenschlichen Aspekte bezogen sein sollte – bei der Agrarförderung wäre das wunderbar zu vereinbaren, indem gezielt regional-biologisch Angebautes – bis zu einem Höchst-Wert – kostenlos verteilt wird, per Bezugsschein und „Rabattmarkenheft“ oder, in digitalen Zeiten, bargeldlos per App oder Öko-Bankkarte: Und schon ist die Frage „Wohin mit den Agrarsubventionen?“ unbürokratisch gelöst, mit einer bedingungslosen Öko-Gemüseversorgung. Das würde auch den oder die Gesundheitsminister*in froh machen, den Krankenkass*innen Kosten sparen, und Leinöl für die Salatsaucen oder Öl-Quark-Diät könnten sich alle leisten.

Bei der bedingungslosen Lebensmittel-Grundversorgung

ist  Agrarförderung wunderbar mit gesundheitlicher Prävention und Nachhaltigkeit zu vereinbaren, indem gezielt regional-biologisch Angebautes  im Rahmen eines kostenlosen Öko-Lebensmittelsbudgets für Alle – bargeldlos per App oder Öko-Bankkarte gekauft wird: Und schon ist die Frage „Wohin mit den Agrarsubventionen?“ unbürokratisch gelöst, mit einer bedingungslosen, vegetarischen Öko- Lebensmittelversorgung. Das würde auch die allgemeine Gesundheit verbessern, weil mehr Obst- und Gemüseverzehr – für Olivenöl müsste man eine Ausnahme von der Regionalitätsregel machen – einfach gesund ist. [Dieser Absatz als Merkzettel]

Mit dem Slogan „Weg mit der Massentierhaltung“ kann man – in der Vorweihnachtszeit zumal – Spenden sammeln, doch selbst mit Millionenbeträgen nicht die Massentierhaltung abschaffen. Klimafreundliche Politiker kann man kostenlos wählen, auch millionenfaches „Fleisch-Nein Danke“ kann etwas ändern.

 

Per Espen Stoknes, Autor des Buches „What We Think About When We Try Not To Think About Global Warming: Toward a New Psychology of Climate Action“ :

Weltweit sollten alle Produkte und Dienstleistungen mit einer klaren Kennzeichnung ihrer CO2-Emissionen und ihres ökologischen Fußabdrucks vermarktet und verkauft werden. Der Lebenszyklus des Produkts sollte für den Verbraucher vollkommen verständlich sein.

Das wird – bei Kaffeekapseln etwa – eine lange Liste von umweltbelastenden Faktoren, die zusammen mit der Co2-Steuer und dem, was die Hersteller für sich verlangen, in den Endabgabepreis einfließen; selbst 1€ und mehr pro Tasse Kaffee sind jedoch für die Kapselkäufer, die Kapselkaffee als alternativlos empfinden, kein Hinderungsgrund.

Das führt zur Frage: Sind klimafreundliche Politiker willens, ökologisch schädliches Verhalten zu verbieten und in der Lage, so ein Verbötchen durchzusetzen? Weil doch der Teufel im Detail steckt: Wie lange noch dürfen Kaugummikauer mit ihrer ausgelutschten Spearmint-Kaumassemischung Pflaster, Stühle und Tische verkleben?

 

Minimalismus

Alle Autos sind Volkswagen – vom Volk gefahren, vom Volk gebaut. Deshalb „brauchen“ Städte größere Parkplätze: Der SUV-Marktanteil liegt jetzt bei ? Prozent. Vier „Luxus-SUV“ sind so lang wie ein Bus, kosten so viel, befördern – meist nur den Lenker. Der ADAC fordert, dass die Städte sich dem Raumbedarf der Straßenfahrzeuge anpassen. Da bleibt nur noch Polemik:
 

„Seit Jahrzehnten wachsen Fahrzeugbreite, Länge und Höhe der Neuwagen in Deutschland schubweise ins Irre. Das ist kein Wunder: Zwischen 1995 und 2016 stieg die Zahl der Zulassungen der deutlich breiteren und längeren SUV bundesweit von knapp 68 000 auf mehr als 735 000 Stück. Das entspricht einem Marktanteil von 22 Prozent. Diese Form der Fettsucht …“

 

Am Essen gespart

Leider ist Umweltpolitik nicht nur Schutz und Pflege, sondern auch Reinigung und Entsorgung – wobei die Lebensmittelentsorgung heutzutage nicht nur Abfälle betrifft, somit auch „Retter“ des essbaren Überschusses vor Gericht stehen, denn „Containern“ kann als besonders schwerer Diebstahl betrachtet werden. Bei solchen juristischen Fragen wird der Normalbürger schnell zum nur noch rechtsempfindenden Laien, und die salomonische Weisheit der Richter ist auch irgendwann erschöpft, wenn es um Wegnahme oder Mitnahme von Sachen geht, die als Überschuss zu entsorgen sind (doch eigentlich nicht insgesamt richtiger Müll sind), während der Nachschub an potentiellem Überschuss schon anrollt, und zwar vorläufig unaufhörlich.

 Man könnte sagen, unsere Landschaft ist recht gebirgig – da gibt es den Milchberg, Butterberg, Fleischberg, Eiweißberg, Zuckerberg, Obstberg und so weiter, und jährlich bleiben Massen an Schokoladenweihnachtsmännern und Osterhasen unverkauft, weil die Nachfrage einfach nicht abzuschätzen ist. Letztere sind ein echtes Umweltproblem – sie sind nicht kompostierbar, die Verpackung will niemand recyclen und (nur) mit der Vorschrift, solche Schokowesen nur noch bei  verbindlicher Vorbestellung zu produzieren und in den Verzehr zu bringen, könnte Annalena Baerbock sich aus dem „Die-freiwillige-Selbstverpflichtung-der-Industrie-sie-lebe-hoch“- Chor ausklinken.

 

Die Parteien sind so unterschiedlich wie schwarz, rot und gold

Voraussetzung wäre natürlich, dass solche Themen jenseits der Co2-Abgabe (so 120 Dollar pro Tonne, haben UNO-Mathematiker errechnet) relevant sind. Karl Lauterbach betont derweil den „Ideenabstand“ der SPD zur CDU:

„Wir müssen und werden uns wieder stärker nach links orientieren. Umwelt und Gerechtigkeit und Sicherheit sind als linke Themen durch SPD neu zu definieren. Daran hängt viel, für uns alle.“

Nun wird also der gedankliche Abstand zu den Grünen kleiner, doch ist das sozialdemokratische Element längst grün überholt, ein bisschen auch links überholt, die Meinungsführerschaft verschwunden?

Das ist allerdings nur ein kleines Dilemma gegenüber der Entscheidung „Wie weiter?“ überhaupt:

Haben und besitzen wird mit Macht assoziiert, Autos mutieren zu Panzern oder Schlachtschiffen, kennen weder Bescheidenheit noch Minimalismus:

Da steht es herum, des Deutschen liebstes Kind. Tonnenweise wird Technik durch Städte und über Land bewegt („Großmannssucht „), das verbraucht Flächen, die biologisch und kleinklimatisch nützlich sein könnten, wären sie keine Parkplätze.  Die große Masse des Vehikels gaukelt Sicherheit vor – für die Insassen, nicht aber für kleinere Unfall-„gegner“.  Die Zahl der getöteten Radfahrer steigt –  deren Sicherheitsbedürfnis ist vorrangig.
Hat Lauterbach bei „Sicherheit“ an so etwas gedacht, oder an Polizeigesetze mit bisher undenkbaren, unheimlichen Vollmachten?   
Auch Zäune könnten der Sicherheit dienen – wobei die hässlichen sich im Sommer aufheizen und die eher vernünftigen etwas Kühlung verschaffen und die Luft filtern. „Liberale“ machen sich um Ästhetik und Umweltverträglichkeit keinen Kopf, wo sie das doch dem Markt überlassen können, und „konservativ“ heißt heute: Steingärten anlegen. Wer also tut was für „Natur in der Stadt“?

 

Recycling ist gut – Pfand & Wiederverwendung oder auch selbstorganisierte Verpackung (unverpackt ist oft nicht möglich) sind besser.  Mit einer verbesserten, intelligenten und sparsamen Wertstoff- und Verpackungsinfrastruktur wäre viel zu erreichen.  Wenn „WIR“ schon soo viele sind, könnten wir auch den Kohlekraftwerken den Stromkauf verweigern, und den „Kohleausstieg“ beschleunigen, indem wir weniger Strom und Güter verbrauchen. 

 

Wollen wir  noch eine Zukunft haben, vielleicht eine mündige Bildungs- und Dienstleistungsgesellschaft werden? Das wäre doch eine Alternative mit kleinem materiellen Ressourcenanspruch und sozialer,  ethischer und emotionaler Wertschöpfung.

Wer das bezahlen soll, wie das funktionieren soll?
So ein paar Randfragen bleiben zum Glück noch – so hat auch eine ordentliche, für die gesellschaftliche Entwicklung nötige fortschrittliche Gesellschaftswissenschaft noch viel zu forschen und zu vermitteln.

 

 

 

 

Transasia-Express London-Teheran

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7 Kommentare zu “Bedingungslose Bio-Grundversorgung – Erbarmen, die Grünen kommen!”

  1. […] Bedingungslose Bio-Lebensmittel-Grundversorgung […]

  2. Mich würde interessieren, wie hoch das Guthaben innerhalb der „Bio-Grundversorgung“ sein sollte.

  3. Gute Frage – Anfangs muss das sicher getestet werden, Erfahrungen müssen gemacht und ausgewertet werden. Für diesen Zweck wären 35 EURO pro Nase und Monat durchaus spürbar; in einem demokratischen Prozess könnte man das dann an die Erfordernisse anpassen.

  4. Habe mich gefreut, diese Seite zu finden – Danke für Deine Arbeit, Deine Gedanken.
    Diese „Bedingungslose Bio-Lebensmitteltgrundversorgung“ wird es allerdings kaum schaffen, wahr zu werden – so etwas ist einfach zu ungewöhlich – lieber diskutieren die Leutz 14 Tage über eine Fleischsteuer und stampfen die Diskussion danach wieder ein.

    Trotzdem viel Glück damit!

  5. Danke Dir für Deine freundlichen Worte – wenn es auch im 2. Abschnitt pessimistisch wird…

    Die „Fleischsteuer“-Diskussion flacht in der Tat ab, wobei schon gemunkelt wird, dass auch Gemüse ökologische Kosten verursache, und was real mit den Milliardensummen geschieht, ist für Normalbürger nicht nachzuvollziehen.

    Der Gedanke an eine Bedingungslose Bio-Lebensmittelgrundversorgung kann auch eigentlich gar nicht aufgriffen werden, weil heute alles durch die Maschinerie der Werbeindustrie gejagt wird – wenn es aufgenommen werden soll, auch endlos.

  6. […] – im Endeffekt dienstbar und stabilisierend. Agrar-Suventionen gehören umgelenkt: Bedingungslose Bio-Lebensmittelgrundversorgung. “Laut, weil Zukunft geklaut” ist kein tragfähiger Slogan. “Ihr nehmt uns die […]

  7. Bei der Lebensmittelgrundversorgung, wie du sie vorschlägst, liegen die Vorteile auf der Hand, und Qualtität als Ziel der MAßnahme (also Bio-Qualität) könnte zum „Big Change“ führen…

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Frische Kommentare

  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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  • Julia: Da hast du recht, was das Fermentieren angeht, bin ich Spätzünderin 😂
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