Wettkampf der Mensen
Geschrieben am 5. Dezember 2021 von KPBaumgardt
Klar haben wir alle unsere Grenzen, „Limits“. Wir können keine beliebig großen Portionen essen (und doch versuchen viele genau das), auch bei der Zubereitung der Mahlzeiten gibt es Limits, bei Zeit, Arbeit und stehts unvergessen beim Geld.
Die Kantinen (oder -Mensa-) Chefs und Cheffinnen, die Dutzende, Hunderte oder Tausende bewirten und versorgen, werden davon ein Liedlein singen können, und bekommen mit der Ampel noch die Vorgabe, nachhaltig und ökokorrekt an Kesseln und Pfannen zu werken – ein Suppenpulver- und Geschmacksverstärkerverbot verbietet sich da eigentlich von selbst.
Eher tierfrei soll es zugehen in der neuen Deutschen Küche, was manchmal auch so interpretiert wird, dass kein Tier, das seine Heumilch abgibt, daran stirbt, so dass eine keulenförmige „Veggie-Chicken-Style“ Zubereitung den großen grünen Haken bekommt.
Die DiZutatenliste hat zu bieten: „Magermilchpulver, Weizeneiweiß, … …-Zellulose, …Polyphosphat … Aroma, Raucharoma, Kochsalz, Eisendiphosphat.“
„Petersilie“ ist auch enthalten – die löst sich nicht auf und deshalb gibt es in der teigigen Masse schwarze Pünktchen zu sehen; erkennbare Würzzutaten wären etwa Kapern, Pfefferkörner, Knoblauch-Würfelchen, doch die sind hier vom industriellen Herstellungsprozess ausgeschlossen.
Wenn die Kunden das verlangen, gibt es nicht mehr viel zu diskutieren, oder doch: Wie kommt solche Nachfrage zustande, und wie wäre der Hunger auf wirklich nachhaltige Lebensmittel zu wecken?
Der Unterschied zwischen gedämpften und gebratenen Linsentempehbällchen ist ähnlich wie bei (hier: gedünsteten) Königsberger Klopsen und Frikadellen.
Die Essenspläne, die Julia Klökner in den Stunden ihres Dienstes als Ernährungsministerin verfasst hat, sind ja sämtlich geschreddert (so ein aktuelles Gerücht), und jeder nachträgliche Protest wäre ziemlich sinnlos.
Cem Özdemir sieht sich weniger als Nachfolger denn als neue Kraft mit frischen Ideen, muss sich in die „(Sozial-)Psychologie der Ernährung“ noch vertiefen, um die gen Ernährung strahlenden grünen Impulse noch über den kranken Veggie-Day hinaus zu verstärken. In der Verkehrtspolitik sind ja ohnehin alle Konzepte verfahren und festgebacken:
Wird der „Klimaschutz im Kolalationsvertrag“ abgehandelt, beschäftigen die grünen Autoren Cornelia und Volker Quaschning sich eindeutig mit Autopolitik und nicht mit Essen, wiewohl hierfür auch sehr viel Energie aufgewendet wird.
„kann diese Koalition wie versprochen wirklich das Pariser Klimaschutzabkommen einhalten? Wie soll die Energiewende flott gemacht werden und wie stark sollen Solarenergie und Windkraft ausgebaut werden? Welche Rolle spielen künftig Wasserstoff und Atomkraft? Gibt es eine echte Verkehrswende und wie sieht die geplante Wärmewende aus?“
Der französische Kleinwagen dampft gewaltig – man könnte ihn auch mit Wasser-Injektion betreiben, doch das wäre eine Überforderung der Halter, hatte die Industrie entschieden, und ein gutes Effizienzsteigerungsverfahren vergeben.
Es ist merkwürdig, dass „wir alle“ lieber über Tempolimit als über Erbsenfasern diskutieren, doch eine Überschneidung von Landwirtschaft und Autobau dürfen wir nicht übersehen:
Leder – dem gelegentlich der Geruch nach Fetischismus nachgesagt wird, ist für die Autoausstattung der Oberklasse scheinbar unentbehrlich:
Ohne Brasilien geht nichts im Automarkt. Kein Land liefert mehr Rinderhäute für Ledersitze in Luxusautos, die von den Kunden zunehmend verlangt werden. Und den Herstellern satte Profite ermöglichen. Profitabel ist das Geschäft aber auch für die Rinderzüchter. Sie erzielen mit den Tierhäuten neben der Fleischproduktion ein umso grösseres Einkommen, je mehr sie Herkunftskontrollen und internationale Abmachungen umgehen.
Es ist zwar absurd, dass Fuchsfell verpönt ist und Kuhhaut konsensuell als Sitzbezug verwendet wird, doch das muss ja nicht so bleiben. Mit den illegalen Abholzungen für illegale Farmen und illegale Häute kann doch kein Deutscher Minister oder global denkender, dem Klimaschutz verpflichteter Mensch einverstanden sein!
Technik und Lebensmittetechnik oder auch Bioökonomie überschneiden sich häufig, wobei in Deutschland nicht mal halb so viel Sonnenschein wie in der Sahara ankommt, sowohl in zeitlicher Hinsicht als auch von der Intensität her betrachtet…
Damit ist Photovoltaik bei uns zwar möglich und nötig, aber relativ schwierig; in der Sahara könnte man mehr Sonnenstrom erzeugen, damit „grünen Wasserstoff“ aus Wasser, das dabei verbraucht wird und eigentlich fehlt oder für ein Leben in Oasen genutzt werden könnte.
Irgenwann hätten die Kapitalgeber einen Brennstoff, dem sie den Stempel „klimaneutral“ aufdrücken – Pläne unter dem Namen „Desertec“ sind nicht realisiert worden, und von der Idee, in überwiegend geschlossenen Kreisläufen mittels Algen eine brennbare Flüssigkeit für Flugzeug-Turbinen und Pflanzenölmotoren zu zapfen, schweigt der Fernsehprofessor.
#Algenöl ist auch für die menschliche Ernährung, wie in der Fischzucht, essentiell…
Vom Stromsparen in der Küche hat er auch keine Ahnung, sonst würde er es benennen: Co2-Reduktion per Multicooker.
Dass Zusammenhänge erkannt und die Folgen fehlender gesellschaftlicher Reaktion absehbar sind und nichts geschiehjt, ist ja irgendwie bekannt. Es gibt eine Handlungshemmung, verbunden mit Blindheit für alternative Verfahren.
„Gelernt ist gelernt“, und ein unbewusstes „Verbot“, Gelerntes, oft eigentlich Vorurteile, zu hinterfragen und ändern, verhindern die volle Entfaltung der Persönlichkeit.
Die hat immer noch viel mit dem Landmann gemein, der, was er nicht kennt, liegen lässt und was er isst, nicht kennt:
Das hier sind übrigens digitale Cannelloni ohne Tempeh – die sind nur für digitle Nudelverzehrer und wir dürfen sie höchstens betrachten 🙂
Bitter, bunt und ungewohnt
Wegen der Corona-Situation habe sich die Adipositas bei Kindern verfestigt, berichtet der Bayrisache Rundfunk ausführlich.
Hierzulande hat man ja schon lange an (Lebensmittel-) Ampel-Variationen gearbeitet, und weitere Feinabstimmungen werden erfolgen. Derweil im Ausland, und zwar schon länger:
Brasilien imponiert durch einfach-eindeutige Ernährungsempfehlungen, Chile mit eindeutig hilfreicher Lebensmittelkennzeichnung, Finnland bietet Beispiele für gesündere Lebensart durch reformierte Beschulung – und die deutsche Politik will weder das Rad neu erfinden, noch es kopieren.
„Wenn das Volk zu fett wird – wegen lauter ungesundem Kram – soll es doch Salat essen“ wäre eine zeitgemäße Übersetzung des Aristokratinnenspruchs „Wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen essen“ aus der französischen Revolution – und so ein dummer Zynismus geht ja gar nicht.
Wenn das Volk schon Salat probieren soll, sich an fleischarme Kost gewöhnen soll, reicht es nicht, wenn die Außenministerin Bio-Bratwurst-Grillen im großzügigen Garten vorlebt, es braucht auch die Biolebensmittelgrundversorgung, ordentliche Kinderzimmer, die man unbesorgt lüften kann und kompetente, geachtete Eltern, die wissen, was die Kids brauchen.
Wobei mir so ein Buchtitel einfällt: „Kinder brauchen Märchen“ – es wird wohl so sein, dass heutige Kinder nicht bekommen. was sie brauchen, und dass sie manipulierbar sind, wie allerdings auch die Erwachsenen, die Eltern und Ersatzeltern.
Online sein ist ja mehr oder weniger selbstverständlich, mit Ach und Krach, und kann mit neuzeitlichen Formen der Verwahrlosung der Jugend einhergehen.
Dieses Problem zu lösen, gibt es kein Super-Patentrezept. Mensen für Alle könnten ein Fixpunkt im Tagesablauf sein, richten wir also Mahlzeit-Möglichkeiten in der Nachbarschaft ein, zertifiziert und für alle, die sich anschließen?
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