Ravioli, Shepherd’s Pie, Fettfeindlichkeit, Radikale bekämpfen

Eine Art „Aufstrich“, oder eben eine Füllung in Nudelteig zu verpacken und zu garen – wo auf der Welt geschieht das nicht? Ziegenfrischkäse ist für diese Prozedur auch bestens geeignet, gut gewürzt und mit weich gekochten gelben Linsen, etwas frischem Paniermehl, Zwiebelwürfelchen nach Belieben vermischt.

Der frische, fast weiche, jedenfalls feuchte Nudelteig muss garnicht im siedenden Wasser schwimmen Dämpfen ist da einfacher, und das geht fast überall auf der Welt auch ohne Dampfgarer, zum Beispiel im Multicooker.

 

Hier ist der „kulinarische Glücksfall“ eingetreten: Im Spätherbst hatten die Balkontomaten irgendwie die Lust auf mehr Ertragslieferung verloren, nichts hat sich mehr getan, und um sie keinem überraschenden Frost auszusetzen, hatte ich die Minis geerntet – die sahen auf der Fensterbank auch nicht so toll aus, aber, mit etwas Paprika, Knoblauch, Olive und Chili eingekocht, waren sie wenigstens haltbar, bis vor Kurzem 😉 .

 

Produkte-Tests beim ZDF unter der Rubrik „Besseresser“ – und 1 Kommentar: „Sebastian nutzt bei seiner Kreation die gleichen Tricks wie die Industrie“

—————————- Sebastian IST die Industrie! ——————————–

 

Wenn ein Shepherd’s Pie–Rezept auf den Rezepteseiten eines Lebensmittelmarkts wiedergegeben wird und bei 600 Gramm Kartoffeln 800 Gramm Lamm-Hackfleisch vorgegeben werden, kann ich kein vernünftiges Verhältnis von Fleisch und Nicht-Fleisch erkennen, doch ist die Frage hier für uns sowieso nicht so dramatisch wie bei Shakespeare: „Sein oder Nicht sein“ ;-).

Ich hatte ein anderes Rezept variiert, bei dem auf eine Schicht gestampfter Kartoffeln ein „veganes Gyros“ kam, mit Sauerkraut abgedeckt und mit Käse überbacken. Bei mir war das „Veggie-Gyros“ mit einem kleinen, in Streifen geschnittenen und mediterran marinierten Putenschnitzel ersetzt, und beim Sauerkraut hat es sich mal wieder um selbst gemachtes mit Apfelstückchen gehandelt, das vor dem Backen zusammen mit den zu garenden Kartoffeln im Dampfdrucktopf ein wenig erweicht worden war.

Die Art der Zubereitung hat mir gefallen; vielleicht versuche ich es auch mal mit Tempeh.

 

„Seit dem Kindergarten glaubte Melodie Michelberger, abnehmen zu müssen. Jahrelang kämpfte sie gegen ihren Körper – bis sie sich mit ihrer eigenen Fettfeindlichkeit auseinandersetzte.“

 

Die Modejournalistin, Autorin und „Fettaktivistin“ hat also ein ganzes Buch zum nicht ganz frischen Thema geschrieben – aus weiblicher Perspektive auf „die Frauen“ und sich den Blick gelenkt, ohne das Unwort Adipositas zu verwenden, ohne Männer, die an der eigentlichen Krankheit leiden, zu „behandeln“, ohne an Geschlechterstereotypen zu rütteln, aber mit der Geste: „Hey, mollige Frauen, auch für euch gibt es Bademode, ich zeig euch mal, welche.“

Da wird „die Fettfeindlichkeit“ zum eigentlichen Problem gekürt und weniger das schädliche Übermaß Fett als solches diskutiert, der „Kampf gegen die Pfunde“ ist ohnehin sinnlos, Ursachen wie das maligne Introjekt oder „der innere Schweinehund“, Einflüsterungen während der Erziehung, übernommene negative Vorurteile, die Identifikation mit dem Aggressor, Abhängigkeiten und trotziger Kampf um Autonomie – geschenkt.

Ich bin stolz auf
diese Frau, die ich heute
bin, denn ich ging
durch höllische Zeiten
um sie zu werden.

So stand es – Deutsche Frauen werden „englisch“ beschriftet – geschrieben, mehr Edding als Tatoo, fast am Arsch, nur ein wenig höher, vielleicht als Ausdruck eines kunstvollen Körperkults.

Die andere Seite an diesen Inszenierungen sind neben Verlags- und Medienapparat auch die, die sich so etwas anschauen, ist das Publikum. Dem ist ein schöner Erkenntnisgewinn zu wünschen. (Nicht jedes Druckerzeugnis ist frei von Denkfehlern und -Fallen.)

Sehen wir es mal so: Viel Fett ist eine Last, die so einige Bewegungen verhindern kann. Tierische Fette machen besonders (und ungesund) dick, die Tiermast ist Ausdruck eines Ungleichgewichts zwischen Tier und mästendem Mensch und das Verzehren der so gemästeten Tiere selbst erzeugt zumindest Anklänge an den Mastbetrieb als solchen.
Im „Ich brauche kein Social Distancing, sondern Snack Distancing“ steckt viel Wahrheit; sich angesichts der Faktenlage über „Bodyshaming“ (künstlich) aufzuregen, ist zunächst mal gelungene Verdrängung.

Mästen ist menschlich, wenn so ein Nudelsalat zum Mastmittel wird, sind wir der Gier gefolgt und/oder haben uns verführen lassen, denn nüchtern betrachtet, gibt es Besseres ohne Zuckerzusatz, Appetitverstärker, auch bessere Mayonaise oder keine.

 

Wir finden Spuren von Senf oder Senf im Sammelglas – von Kindheit an ein Kaufargument:

Die Glucosinolate, die in allen allen Kohlarten, Rettich, Radieschen, Kresse und Senf zu finden sind, wenn man die entsprechende Laboreinrichtung bedienen kann, habe ich mir nicht ausgedacht, die Radikalen in Plauen und Bautzen auch nicht – da hilft auch der schönste Löffel Senf wenig.

 

Doch finde ich „den Senf (in) der Mitte“ ganz nett – hier inmitten Hafertempehgefüllter Paprika:

Was hier Füllung ist, hatte ursprünglich Frikadelle werden sollen, kam mir dann aber zu bröselig und folglich riskant vor: Haferflockentempeh, gebratene Champignon- und Zwiebelwürfel, mit frischem Weckmehl als Bindemittel.  Bei der Paprika hatte ich, anders als bei der gefüllten Kartoffel, noch (übrigen) Reis hinzugegeben, damit das Gemüse auch wirklich vollgefüllt wurde. Nach dem Dampfgaren kam noch Gemüsebrühe-Rapskernöl-Hanföl im Verhältnis 1:2:1 über das Ganze.

 

 

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