Formel 1, Klimaziele, Ernährungsmedizin

Gummibärchen – sie waren im letzten Artikel Gegenstand diverser Sachfragen (Zucker-Zufuhr, Schweinehaltung, Arbeitsbedingungen in der „dritten Welt“) finden wir sogar in der Formel 1 – hier bei Ferrari und deren Pistensau(?) Sebastian Vettel, dem das Gefühl für seinen Boliden fehlte: „Weich wie ein Gummibärchen.“ Gemeint war wahrscheinlich die Radaufhängung…

Nun würde zwar dieser Zirkus durchaus mal auf den Prüfstand eines Öko-Instituts gehören – jedoch auch ohne Attest wissen wir doch längst, dass „Rennsport“ im Wesentlichen zu einem längst überflüssigen Mythos von Silberpfeil, Alpha und Romeo gehört, ohne zu wesentlichen Fortschritten bei der allgemeinen Mobiluität zu führen.

Sicher – Porsche hat irgendwo einen Schwungrad-Zusatzantrieb installiert, jedenfalls nicht in der Serie, und beim Fahrrad, wo so etwas sinnvoller sein könnte, mobilisiert niemand die Mittel, die Brems-Energierückgewinnung fürs Zweirad zur Alltagstauglichkeit zu entwickeln.

Das ist ärgerlich, könnte so ein Modul doch weltweit gebraucht werden. müsste zu keiner wesentlichen Erhöhung des Fahrzeugsgewichts führen und könnte einen erheblichen Komfortgewinn darstellen.
So lange die Presse aber eine gummibärchenweiche Abstimmung eines Ferraris wichtiger findet, wird sie ihre Leser eher für den Motor-„Sport“ als für den Breiten-Komfort-Sport auf dem Drahtesel begeistern.

Um gegebene Klimaziele zu erreichen, kann das Fahrrad für überschaubare Strecken einen guten Beitrag leisten – was wir aber vor den Supermärkten sehen, sind abgestellte Statussymbole mit vier Rädern und Auspuff.
Ein Fahrrad mit Anhänger ist für die meisten Einkaufsfahrten durchaus ausreichend, und kann sogar aus nachwachsenden Rohstoffen (Bambus!) öko-effizient gefertigt werden.

 

Dabei ist das Stichwort „Nachwachsende Rohstoffe“ für manche Überraschung gut, wenn man „Abfall“ als Rohstoff versteht, kann man mehr daraus machen: Millionen Tonnen fallen an Kaffeesatz an, der kann nach entsprechender Aufbereitung zu Geschirr (bei „Kaffeeform„), Möbeln und mehr verarbeitet werden, als Nährsubstrat in der Pilzzuch , als Peeling und Vieles mehr verwendet werden.

 

Bei Flaschen, die nicht innerhalb eines Pfandsystgems rotieren, reicht die gründliche, Deutsche Phantasie nicht bis zum „Reinigen und Wiederverwenden“, sondern praktisch-lakonisch ist „Einschmelzen“ vorgesehen.

Die unterirdische Zwischenlagerung gilt dabei als umweltschonend-leise-platzsparend, dadurch kann mehr Platz für Park-Plätze geschaffen werden, während die Verfügbarkeit von Platz in Parks und (öffentlichen) Gärten nicht gegeben ist. Die Bodenversiegelung findet statt, ohne dass irgend jemand auch nur mit der Wimper zuckt.

Man könnte das Einschmelzen von durchaus gebrauchtüchtigen Flaschen und Gläsern als unsägliche Verschwendung ansehen. Beim Gebrauch von Dosen gibt es ohnehin nur die Einmal-Verwendung, samt Vernichtung des Gefäßes – und jede Menge Schwund.
Diese Verhältnisse sind der Wirtschaftsordnung zuzurechnen, in der „knallhart“ kalkuliert wird, nur die Wirtschaftlichkeit für einzelne Branchen und Unternehmen zählt. Hinzu kommt die Trägheit und Bequemlichkeit der Verbraucher, die sich gar nicht bewusst machen, wieviel Co2 alein für die Verpackung ihres Feierabendschoppens emittiert wird: Wir verursachen Umweltbelastungen, die uns gar nicht bewusst sind, und auf keinen Fall gewollt.

Insofern ist hier von der Seite der „Kapitalismuskritik“ her auch keine Veränderung zu erwarten – bei der „Kulturkritik“, der Analyse unserer Lebensstile wiederum stoßen wir an wissenschaftliche Grenzen, was uns schon mal ratlos erscheinen lässt:

Etwa, wenn es ums „gesunde Körpergewicht“, die gesunde Lebensführung geht, und wir mit wissenschaftlichen Aussagen wie

„Abnehmen geht bei jedem anders, und Sport hilft weniger als gedacht…“

konfrontiert sind. Im gleichen Atemzug erzählt die „Propagandamaschinerie“:

„Pommes und Pralinen: Mir der richtigen Diaät vergeht der Appetit darauf“.

 

Typisch für solche Artikel ist, dass sie (unsinnige) Versprechungen machen, die nicht eingehalten werden. Den Appetit auf Pommes und Pralinen kann ich noch per Vernunft regulieren – wo im wissenschaftlichen Sinne die Grenze von „Appetit auf…“ und „Sucht nach…“ verläuft, bleibt im Nebel, und was hierbei eine Frage der liebgewordenen oder überflüssigen Gewohnheit ist, muss ohnehin jeder selbst beantworten.

 

Meistens sind keine Empfehlungen besser als die falschen, manchmal wird Ernährung als Medizin verstanden. Wenn die Patienten als charakteristische, einmalige Person verstanden werden, so dass es kein „one fits all“ geben kann – schön. Wenn psychische Traumata mit hineinspielen, sind Ernährungstherapeuten schnell überfordert, Psychiater und Psychotherapeuten aber auch.

Ob die Motivation fehlt, durch die fehlende, verloren gegangene Selbstwirksamkeitsüberzeugung gebremst ist, oder hedonistischer Narzissmus und überzogene Glückserwartungen als störende Einflüsse wirken – das sind nur zwei Beispiele, wo es mit der „richtigen Ernährung“ nicht getan ist.

Vielleicht wird unsere Gesellschaft auch zunehmend als sinnentleert empfunden, oder der (Selbst-) Wert des Menschen an den materiellen Werten und Ansprüchen des Umfelds gemessen und als zu gering empfunden: Das wäre ein möglicher (wenn auch kein guter) Grund, unglücklich und depressiv zu werden.

 

Die Gelegenheiten, Gutes zu tun und zu fordern, waren noch nie so vielfältig wie heute: Ob es um den Kampf gegen das Bienensterben, Naturschutz, bessere lokale Kommunikation oder den Weltfrieden geht; wenn (unsere) Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, die Menschheit die Basis ihrer Existenz gefährdet und in einer Haltung des „Nach uns die Sintflut – denn was kann man schon machen?“ heftig an dem Ast, auf dem wir sitzen, sägt: Machen Wir das Beste daraus!

Oder auch: Retten wir, was zu retten ist. Vom Insektenschwund war hier schon die Rede – explizit zum Bienensterben gibt es neue Meldungen: Die Menge des eingetragenen Honigs ständig nimmt ab, wofür die Mehrzahl der Imker Insektengifte für ursächlich hält, und Slowfood ruft dazu auf, ein EU-weites Verbot von Neonikotinoiden, die sich offenbar inzwischen im Honig befinden, zu unterstützen.

 

Fortsetzung:

Friedliche und kriegerische Menschen

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