Die Anatomie der Diät – Von Fehlschlägen und Irrtümern

Das Problem der “hartnäckigen Pfunde”, die sich langfristig von keiner Diät verscheuchen lassen wollen, kennen wir hier ja zur Genüge. Enttäuschungen bleiben nicht aus – und die Grundannahme, dass wir “nur” 7.000 Kalorien einsparen müssen, um ein Kilo Körperfett zu verlieren, stellt sich jetzt als falsch heraus:

Wieder eine Studie zum Abnehmen

So beschreibt es jedenfalls ein Artikel in der NewYorkTimes, der sich auf eine Studie von Dr. Kevin D. Hall und Kollegen bezieht.
Das Team hat das Abnehm- Problem mit einem dynamischen mathematischen Modell untersucht und beispielsweise belegt, dass ein langsamer Gewichtsverlust günstiger ist. Vor allem aber: Würde die 7000-Kcal-Regel funktionieren, müssten die “Diäter” doppelt so schnell abnehmen, als sie es tatsächlich tun. Faktisch aber verlangsamt die Gewichtsabnehme sich nach einiger Zeit, (nicht nur???) weil der Grundumsatz mit sinkendem Körpergewicht ebenfalls sinkt.

Die Plateauphase der Diät

Mit Erreichen eines gewissen Plateaus oder “Gewichtsstillstands”, nach etwa einem halben Jahr der Diät,  tendieren viele wieder dazu (geringfügig) mehr zu essen:

Und auch nur 100 “Extra-Kalorien” wirken sich über die Zeit aus.

Schwere Personen verbrennen bei der  gleichen Bewegung (Beispiel: “Treppen steigen”) mehr Kalorien als leichte, und der Kalorienverbrauch sinkt mit dem Gewicht. Gleichzeitig kann der Sport mehr Appetit verursachen, die Tendenz, sich mit Snacks für den Sport zu belohnen, ist gegeben.

Hinweise, das Gewicht erfolgreich zu halten

Studies of the more than 5,000 participants in the National Weight Control Registry have shown that those who lost a significant amount of weight and kept it off for many years relied primarily on two tactics: continuing physical activity and regular checks on body weight.

Die Erfolgreichen lassen bei den körperlichen Aktivitäten nicht nach und kontrollieren regelmäßig ihr Körpergewicht. Sie haben also gelernt, wie man das Körpergewicht reguliert, und tun das auch.

 

Das Rachlin-Prinzip

Ein Leserbrief zum Artikel beinhaltet die “eigentliche Sensation” – jedenfalls eine schlichte, wahre Erkenntnis:

Dr. Kevin D. Hall’s dieting model correctly suggests that weight loss programs should be undertaken in two phases: a temporary, aggressive phase; and a more relaxed, permanent phase. But the phases are in the wrong order. The more relaxed, permanent phase should come first, since it involves the learning of weight maintenance skills that must last a lifetime. These skills, such as accurate calorie counting, are most easily learned before an aggressive diet, with its accompanying stress.

Howard Rachlin

Manhattan

Diäten verlaufen in zwei Phasen: Eine aggressive Phase, in der das Gewicht angegangen wird, und eine mehr entspannte, in der es darum geht , das Gewicht beizubehalten. (Lassen wir einmal dahingestellt, ob Kevin D. Hall und Kollegen diese Auffassung teilen ;-)  ).
Man sollte die Abfolge dieser zwei Phasen austauschen, und mit der ruhigen Phase anfangen: Dann beinhaltet sie das Training der Fähigkeiten, die dazu gehören, das Gewicht zu halten.
Diese Fähigkeiten, wie das korrekte Kalorien-Zählen (Ich würde hier ja eher zum einfacheren Portionen-Zählen anraten) sind vor einer “aggressiven Diät” leichter zu lernen als während derselben, da die Diät ja “immer” von Stress begleitet ist.

Die Anatomie der erfolgreichen Diät

Der Grundgedanke ist wohl richtig:

  • Ohne “Skills”, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die es zu erlernen gilt, ist das schönste Konzept wirkungslos.
  • Diese Fähigkeiten regelmäßig (sozusagen pflichtgemäß) anzuwenden, bringt Ergebnisse.
  • Mit einer “Plateauphase” ist zu rechnen. Diese sollte nicht zum abschlaffen, sondern erst recht – mit Geduld – zum Weitermachen verleiten.

Alles auf einmal geht nicht. 10 Kilo abnehmen in 8 Wochen – das sind, wenn überhaupt, Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Wer zu viel auf einmal erwartet, setzt sich unter Stress, erleidet Schiffbruch.
Wer sich unter Druck setzt oder setzen lässt, verliert die Fähigkeit, seine Diätziele in Ruhe zu reflektieren, und sorgfältig vorzugehen.

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