„Splaining of all kinds“ – Wir und die Erklärbären

Der Ausdruck „Splaining“ ist eine Verballhornung von „explaining“, einem „von oben herab“-Erklären, das auftritt, wenn Männer Frauen erklären wollen, wie Frauen ticken  (das heißt dann „mensplaining“), oder Dünne Dicken erklären, wie ein schlankes Leben funktioniert (thinsplaining) und wenn  Dicke Dünnen erklären, was ihnen fehlt (thicksplaining ). Fähige verständigen sich mit weniger Fähigen, wie Fähigkeit „geht“, oder Weiße halten Schwazen einen White-splaining Vortrag, über beispielsweise Rassismus, denn, warum dunkelhäutige Menschen selbst schuld sind, sollten sie diskrimiert werden:

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Also wirklich: Nieder mit den Pfunden!

Zum Anfang des Jahres war auf der Südwestfunk-Homepage zu lesen:

Runter mit den Pfunden – diesmal aber wirklich! – Für immer schlank? Schön wär’s. Kaum geht es aufs Frühjahr zu, ist wieder halb Deutschland auf Essensentzug.

Und der SWF hat wieder sein Diät-Spezial gebracht.  Authentische Gäste, und alles penibel recherchiert? Oder gibt es auch Gäste, die uns allen – auch dem Moderator – gekonnt einen Bären aufbinden?

 

Die Ausstrahlung einer Sendung wird angekündigt:

Der Vorab-Information zur Sendung zufolge ist nicht Gutes zu erwarten:

Es scheint schon fast eine Art Volksbewegung zu sein, die nur ein Ziel vor Augen hat: Der Winterspeck muss weg und zwar zackig.

Hm – das ist doch nachweislich eine mediengesteuerte Meinungsmache, die mehr aufgekocht wird, als die Sache wert ist. Was den „Bären“ betrifft, vor dem ich Angst habe – das ist nicht so schnell erzählt, dazu gibt es bereits einen Artikel.
Und eigentlich hatte ich ja schon längst mal beim Sender anfragen wollen, ob es denkbar ist, dass Michael Steinbrecher, der Moderator des Nachtcafés, sich von Nicole Jäger, der Abnehm-Bestsellerautorin dereinst hatte foppen lassen…

Nie darfst Du Nudeln essen und sagen, das sei wegen Deiner Nudel-Diät! Sag einfach, „Das ist mein Essen“.

Um es den Zuschauern nicht zu einfach zu machen, wird nun nicht erläutert, wie und was ein gesunder Lebensstil sein könnte, der ursprünglich, bei den alten Griechen, mal „Diät“ genannt wurde, nein, es wird gewarnt:

Renommierte Ernährungswissenschaftler warnen jedoch eindringlich: Diäten machen dick!

Der Geist, der hier gemeint ist, kann kaum der Geist der reinen Wahrheit sein, der in dieser Sendung schwebt, auch sind die „rennomierten Ernährungswissenschaftler“ demnach deplaziert, oder in „neuer Schreibweise“ „deplatziert„:
Der eine sagt „Hüh“, der andere „Hott“, mal muss es die links, mal die rechtsdrehende Salatsauce sein – als „Ernährungswissenschaftler“ darf sich auch der Herr des rollenden Hähnchengrills, den wir wöchentlich an den bekannten Standplätzen finden, definieren: „Hähnchen-Grillen ist eine Wissenschaft für sich!“

Zum/mit „Abnehmen mit Fasten“ gibt es vielleicht eine halbe Million Artikel – das „Plastikfasten“, der Versuch, in der Fastenzeit auf Plastik zu verzichten, hat wenigstens noch einen gesellschaftlichen Mehrwert.

Sicher, es gibt auch die „Ernährungswissenschaftler“, die „Abnehmen mit Vernunft“, mit wenig Fett, mit Gemüse, ohne Kohlenhydrate, mit den Genen, nach der Blutgruppe, im Schlaf, im Büroschlaf und mit Vernunft , verminderter Energiedichte oder  Hypnose propagieren –

Ob Intervallfasten, mit Hypnose oder ohne Kohlenhydrate: Es ist völlig egal, welche Methode gerade der letzte und angeblich effektivste Schrei ist…

Abnehmen in Hypnose funktioniert nun mal nur, solange man auch in Hypnose ist, nach dem Aufwachen vermindert sich schnell die posthypnotische Wirkung. Aber es haben auch schon Raucher vom Laster gelassen, und Hypnotiseure den Moderator bezirct…
Festzuhalten ist am Rande, dass Diät-Moderatoren, wie Ernährungsberaterinnen, meist vollständig naturschlank sind, oft genetisch bedingt – das „zwingt“ sie in die Rolle der Ratgeber.

Schlussendlich ist die Bilanz des wochenlangen Entbehrens und Quälens fast immer gleich: Was übrig bleibt, ist ein schlechtes Gewissen bei jeder noch so kleinen Kaloriensünde…

Die „Kaloriensünde“  ist das Erbe des kirchlichen Keuschheitsgedankens; Wer sündigt, ist schlecht, wer schlecht isst, sündigt. Insofern meldet sich das Gewissen, wenn wir an „Diätsünden“ denken, die wir nicht genossen haben. Die Selbstkasteiungen waren vielleicht auch krankheits – bedingt:

… schlechte Laune beim Löffeln der faden Kohlsuppe und die Erkenntnis auf leeren Magen: Bei aller Liebe zur Traumfigur, das kann kein Dauerzustand sein.

Das hier wird eine Pastinakensuppe, und gar nicht fade. Sondern mit dem exotischen Geschmack des fermentierten Meerettichs, der Cremigkeit von saurer Sahne und echtem Kefir und den verlockenden Aromen einer ausgefeilten Gewürzmischung…

 

Aber, aber: Ich dachte, von Kohlsuppe wäre die Fastennation geheilt? Und wer hatte deren Erfolg wo herausgestellt?

Was den Kohl betrifft: Mit Pak-Choi geht mehr…

Also gibt es wieder grünes Licht für die liebgewonnenen alten Essgewohnheiten.

Also brauchen wir nicht nur eine Lebensmittelampel, sondern auch eine Essverkehrsordnung, die genauso selbstverständlich eingehalten wird wie die Straßenverkehrsordnung?
Also fallen die Diätwilligen oder -verpflichteten wieder in den sündigen Zustand der ungezügelten Esslust zurück?

Wie wäre es damit, dafür zu sorgen, dass ein „Rückfall in neue Essgewohnheiten“ möglich wird?

Die Vollnuss-Schokolade tröstet ein wenig über die Diät-Niederlage hinweg, als Denkzettel kommen dafür noch ein paar Pfunde zusätzlich oben drauf.

Brilliant geschrieben! Wer war das?

Schokolade braucht kein Mensch – nur manche öfter und mehr als Andere, und Pastinakensuppe empfehle ich hiermit für den Ernährungs-Grundbedarf. Es hatte auch niemand in der netten Abnehm-Runde davon gesprochen, dass Selbst-Kochen seinen eigenen Wert hat…

Aber es gibt nicht nur Verlierer: Eine milliardenschwere Diätindustrie, zahllose Buchautoren und Fitnessstudios verdienen prächtig an der Illusion des perfekten Bodys.

Vielleicht auch die makellosen Models? Sollte man denen nicht mal ein alternatives Arbeitsfeld anbieten? Was ist mit der Unterhaltungsindustrie, die idealgemaßte Sternchen auf die Leinwand projiziert? Die Ankündigung zur Sendung geht in den Endspurt:

Wie schaffen wir es, dieser Diät-Endlos-Schleife zu entkommen? Wie wichtig ist Veranlagung und wie entscheidend der Wille? Was sind die Zutaten fürs dauerhafte Lebens- und Gewichtsglück? All das im Nachtcafé „Runter mit den Pfunden – jetzt aber wirklich!“.

Ach! Und auch Ja- Ja, Jaja – soso.

Hier sollen also viele, viele, gewichtige Fragen beantwortet werden! Fragen zu einer chronischen Krankheit?

 

Die Gäste in der Sendung am 26. Januar 2018

Elena Uhlig, die Schauspielerin steht zu ihren Pfunden
Sebastian Vogt, nahm in 18 Monaten mehr als 165 Kilo ab
Sylvia Kasten, verlor mit ihrem Übergewicht auch ihren Partner
Raimund Ludwig, leidet seit 13 Jahren an Magersucht
Anne Kissner, erfolgreiches Fitness-Model auf YouTube
Prof. Dr. Johann Klotter, Ernährungs- und Gesundheitspsychologe

Redaktion: Karen Rentsch (Chefin vom Dienst), Nadine Ackermann, Simon Götz, Martin Klein, Katja Stolle-Kranz, Claas Collet

Ich habe mir die Sendung angetan – bis zu einem Punkt, an dem es nicht nehr feierlich war. Essstörungstherapie im öffentlichen Raum – schön und gut – aber als Zuschauer kommt man da in eine saublöde Rolle, weil man sich das Elend anschauen müsste, ohne etwas antworten zu können. Sorry – wozu sollte ich mir das antun. Solche Gespräche kann man in der Klinik führen, nicht unbedingt im Fernsehn, wo die Zuschauer in keinster Weise wahrnehmbar reagieren können.

Der „Klient“ war offensichtlich seit Kindheit oder Jugend traumatisiert – es ging um ein körperliches Erscheinungsbild, das allgemeine Zustimmung und Anerkennung finden sollte – oder „nur“ um Anerkennung, allgemein. Das Bedürfnis haben alle Menschen, behandlungsbedürftig war hier das Trauma, und der körperliche Verfall mit Gedächtnis- und Konzentrationsschwierigkeiten, die der Gesprächsrunden-Teulnehmer selbst nannte.

Demgegenüber war die „nette Runde“ sprachlos und Prof. Klotter machtlos; beim Übergewicht konnte er noch sagen, jeder müsse seinen eigenen Weg finden (von der Macht des eigenen Willens war dann entgegen der Ankündigung doch nicht mehr die Rede); beim akut behandlungsbedürftigen Fall war die öffentliche Präsentation nicht das Mittel der Wahl. Vielleicht tut sich ja (jetzt) noch etwas…

Das schlimmste am Übergewicht ist doch immer der Bauchspeck 😉

 Die Frage, was eine Essstörung sein kann, war somit am „dünnen Ende“ der Skala beantwortet, am „dicken Ende“ ausgelassen worden. Dass Neurologen vor Informations- und Reizüberflutung in der heutigen Zeit warnen, wurde beim Konzept der Sendung nicht berücksichtigt.

Davon abgesehen hatte latent über lange Strecken eine gewisse- Feindseligkeit in der Studio-Luft gehangen: Raucher und Trinker bräuchten nur mit dem Finger schnipsen – und sie bekämen Hilfe vom öffentlichen Gesundheitssystem, im Gegensatz zu den Übergewichtigen, sämtliche Diäten seien nicht durchzuhalten, weil fremdbestimmt…

Schön – damit war „Die Diät“ auf der Anklagebank, aber die Suche nach dem Schuldigen ist eine Art von Detektivarbeit, bei der nicht zu erwarten ist, dass der Täter ein Geständnis ablegt. Der Gärtner war es diesmal nicht – nehme ich an.

Zudem: Im Krimi handelt der eigentliche Mörder häufig nicht ganz uneigennützig, sondern gegen Bezahlung,  wäre ohne Auftraggeber nie in Aktion getreten. Die Frage nach dem Motiv, nach der Motivation  hat beim Abnehmen wieder einen anderen Klang…

 

Fake-News, entlarvende Bilder

Es gibt doch Bilder, Botschaften, die mit dem Missbrauch von Symbolen einhergehen – hier aus dem amerikanischen Wahlkampf – wie kommt dieser Mensch dazu, mit dem „Kampfgruß der Arbeiterklasse“ zu hausieren?  Was für eine Gesellschaft wird von einem derart, offentsichtlich selbstverliebten Mensch repräsentiert?

 Der Gedanke, dass Nicole Jäger den gleichen Moderator (und uns Zuschauer, und zahllose andere Diätsendungs-Moderatoren) schon mal aufs äußerste gefoppt haben wird, macht die Sache nicht schöner. Der Gedanke, dass es doch auch eine Evolution der Diät-Sendungen geben könnte, ist reizvoll.

Es könnte sich mehr bewegen, wenn sich bei Moderation und Redaktionen eine leise Einsicht in „Wissenslücken“ und mögliche Fehler entwickelt.
Immerhin: Die Phase, in der wir aus vielen Übeln das Kleinste ausgewählt hatte, auf der Suche nach „der richtigen Diät“, sind scheinbar vorbei.

Die Idee, „Fad Diets“ nicht mehr zu beachten, stammt aus den USA, ich schlage  vor, sie zu übernehmen, mit der Sprachregelung, etwa eine „Brigitte-Diät“ als „Pseudo-Diät“ zu kategorisieren.

Andere Bild-Botschaften berichten von Missgeschicken und Missverständnissen:

Man könnte diese Geschichte auch als Indiz für mangelhaftes Ernährungswissen deuten, und die Unzufriedenheit der Frau mit dem Mann als Normalzustand, der sich bloß selten so offen öffentlich äußert – nun, auch latente Spannungen können familiärer Stress sein und umgekehrt.

 

Aus der überaus gehaltvollen Sendungs-Ankündigung sind noch Fragen übrig geblieben:

Was sind die Zutaten fürs dauerhafte Lebens- und Gewichtsglück?

aber auch:

Was ist machbar, um der Diät-Endlos-Schleife zu entkommen?

 

Dazu soll es hier nur ein paar Anmerkungen, Gedanken geben. Zum Glück ist mir eine Zeile aus der „Dreigroschenoper“ eingefallen:

 

– Ja, renn nur nach dem Glück, doch renne nicht zu sehr, denn alle rennen nach dem Glückdas Glück rennt hinterher.

Es geht hier eigentlich um ein Bild, eine Vorstellung: Alle wollen vorwärts, meinen, irgendwo in der Zukunft liege das große Glück, also gilt es, im Wettlauf mit den Anderen eine gute, vielleicht erste, Position zu erringen.
Wenn nun aber das Glück hinterherrennt, hat man es schon längst überholt, hat es im Fieber des Wettlaufs übersehen, ist wahrscheinlich daran vorbeigelaufen. Das heißt, so riesig ist es garnicht, das Glück, eher unscheinbar, leise und gar nicht auffällig. In der Zukunft „liegt“ es nicht, wenn man sich entschleunigt, kann es einen hoffentlich einholen.
Wir wollen vielleicht zu viel und Unmögliches – wer keinen zierlichen Körper hat, kann kein absolutes Leichtgewicht sein, wer eine runde Gesichtsform hat, sollte nicht mit aller Macht versuchen, das Runde Eckig oder oval zu machen. Weiter heißt es bei BRECHT:

Denn für dieses Leben. ist der Mensch nicht anspruchslos genug, drum ist all sein Streben. nur ein Selbstbetrug.

So viel aus dem „Lied von der Unzulänglichkeit“. Wenn wir „Selbstbetrug“ durch „Illusion“ ersetzen, wird die Sache auch nicht beglückender, wenn wir weiterhin „uns etwas vormachen“, auch nicht.

 

Chronische Krankheite, gesundheitliche Fürsorge

Wenn wir annehmen, dass chronische Krankheiten – wenn man sie denn behandelt und nicht schleifen lässt, dauernde Betreuung, Kontrolle, Anstrengung, kurz, wie es im Englischen heißt, Health-Care erfordern, müssen wir diese „gesundheitliche (Für-) Sorge“ entsprechend beachten.

Bei Diabetes oder auch bei Blutdruck-Problemen, als bekannten Beispielen für chronische Krankheiten, kann mit

  1. vernünftiger Ernährung,
  2. Permanenter Betreuung,
  3. „Exercice“,
  4. Blutzucker- oder Blutdruckkontrolle und
  5. Medikamention

ein tolerabler – aber nicht wirklich gesunder Zustand erreicht werden. Nur darf keiner dieser „Bausteine“ weggelassen werden, sonst verschlechtern sich die Werte.

Die Analogie zum Übergewicht muss ich hier wohl kaum herausarbeiten. Wenn „es“ aus dem Ruder läuft und eine Therapie nötig wird, schaltet „die Medizin“ häufitg auf stur und überlässt die Kranekn ihrer „Eigenverantwortlichkeit“, auch nach dem Muster:

„Was zu tun ist [weniger essen, mehr bewegen] muss ich Ihnen ja nicht sagen. Sie müssen eigentlich nur wollen!“

  1. Die vernünftige Ernährung ist umstritten – und Übungssache.
  2. Die permanente Betreuung ist unter den gegebenen Bedingungen  nicht erhältlich.
  3. Die körperliche Betätigung ist für einen durchs Gewicht, oder organische Schäden schwerfälligen und „trägen“ Personenkreis vielleicht mehr Frust als Lust.
  4. Die Gewichtskontrolle beim Arzt ist, wie sie durchgeführt wird oder auch garnicht, für die Katz.
  5. Die Medikation – das wär’s, nur gibt es kein vernünftiges Präparat, ersatzweise gelegentlich eine „Magen-OP“. Die wird unterschwellig beworben, deshalb werden nur solche Beispiele gezeigt, die einigermaßen gimpflich ausgegangen sind – die Risiken sind jedenfalls hoch.

 

Das Trio gegen das Übergewicht

Christopher Gardner von der Stanford-Universität sieht drei Faktoren, die dauerhaft und immer wieder zu nennen sind:

  1. Sich vom (zugesetzten) Zucker fernzuhalten,
  2. auf ausgemahlenes Mehl zu verzichten, und
  3.  so viel Gemüse wie möglich zu essen.

Schon damit stehen die Meisten vor enormen Herausforderungen – Herausforderungen aber auch für die amerikanische und die weltweite Ernährungsweise.

Im Kern der Sache – so deutet Gardner an – geht es sogar weniger um das „Ausschalten“ von Zucker und Weißmehl, sondern um gelungene, profimäßige Rezepte für pflanzliche Nahrung, die im weitesten Sinne schonungslos lecker schmeckt –  damit wäre auch jede low-carb/low-fat-Debatte erledigt.

Hier das Statement im Film…

Ohne diese Erklärung zu verwässern, möchte ich noch die altbekannte Tatsache nennen, dass hochgradig verarbeitete Lebensmittel keine vernünftige Ernährung im Sinne dieser Definition darstellen, sondern zu Übergewicht führen und Krebs begünstigen.

 

Muster, die etwas erlären sollen?

Das Nachtcafé hatte viel zu erzählen, viel mehr noch zu erklären. Das ist nach wie vor so, unverändert.

Für mich blieb vor allem die Frage: Wie hat der Kerl das gemacht, so schnell so viel abzunehmen – und was hätte ich von seinem Beispiel, selbst wenn die Karten (also zum Beispiel sein Essensplan) auf dem Tisch lägen?
Sicher lag ein Erfolgsfaktor in der Familie: Der Bruder war Beispiel und Ansporn zugleich, auch mit dem Sport hat er Glück gehabt, und offensichtlich gute Trainer, also Motivation, Lob, Anerkennung auch durch „Presse, Rundfunk, Fernsehen“. Nur ist das für mich kein Beispiel – es hat schon Gründe, wenn ich mich mit Sebastian nicht identifizieren kann.

 

Nicht sonderlich inspirierend fand ich auch den anwesenden Experten, oder „Experten“.
Dass es kein Wundermittel gibt – geschenkt.
Dass jeder seinen Weg finden muss – eine Binsenweisheit?

Dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Unterschiede  in der Besiedelung des Darms mit Bakterien (dem „Mikrobiom“) Auswirkungen auf das „Anschlagen“ einer Ernährungsweise und den Appetit haben, und wir das Biom förderlich beeinflussen können, wäre aber eine Erwähnung wert gewesen. Immerhin ist dies ein Gedanke, an den man Hoffnungen anknüpfen kann…

Dass für den Menschen als „Bio-Soziales-Wesen“ (oder unkompliziert gesagt: „Wir sind doch alle gesellig, oder?“) auch die Ernährung soziale Aspekte hat, die zu würdigen sind, gehört in jede Ernährungsrichtlinie – insofern ist ein „Da muss jeder seinen eigenen Weg finden“ nur zu maximal 50% korrekt.

Und natürlich geht es um unauffällig kalorienreduzierte Rezepte, die zum Normalfall werden können – also einen Stapel von wirklich tauglichen Rezepten, die „saugut“ schmecken, ohne dick zu machen. Rezepte mit einem bisher ungewöhnlich hohen Gemüseanteil, die gern auch fermentierte Lebensmittel beinhalten.


Hat „der Prof“ hierfür keine Beispiele gekannt, oder wollte er auf solche „Banalitäten“ erst gar nicht zu sprechen kommen? Wie tolerabel ist denn die hochverarbeitete „Massennahrung“ aus industrieller Herstellung? Gibt es keinen vernünftigen Grund, davon abzuraten? Was spricht dagegen, auf geeignete Alternativen hinzuweisen und weitere zu entwickeln?

Nehmen wir mal an, wir stünden vor der Aufgabe, bei einer Hauptmahlzeit einen Gemüseanteil von mindestens 50% zu erhalten. Und stellen die Nachtcafeé – Teilnehmer samt Moderation und Expertise parallel ins Kochstudio…

 

Wenn es nicht nur ums Essen, sondern auch ums Trinken geht: Bittergurkentee – das hat sich nicht durchsetzen können – weil die Experten ihn nicht kennen und deshalb auch nicht empfehlen?

Natürlich muss man auch wissen, was man will – und sich gegebenenfalls vom Käsewürfelchen, Wiener Würstchen, dem Pralinchen oder dem Gummibärchen als Gegenstand der Sucht befreien. Notfalls per „Ausschleichen“.

Ausblenden muss ich jetzt diesen Artikel, vielleicht noch mit einem Ausblick:

Splaining of all kinds

Wir und die Erklärbären

 

Pittoreske Pita-Vielfalt

Pita kann eine Herausforderung sein – denn die Frage, was man alles mit diesen kreisrunden Teigtaschen anfangen kann, lässt sich nur mit einiger Phantasie beantworten.

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Lebensmitteltechnologie: Frischkäsezubereitung beliebter als echter Frischkäse und andere Merkwürdigkeiten

Kürzlich hatte das ZDF eine Sendung über „Die Tricks der Lebensmittelindustrie“ ausgestrahlt:

Sebastian Lege zeigt, wie die Industrie mit Hightech-Verfahren Geld spart – und wo uns Verbrauchern Zusatzstoffe untergejubelt werden, die wir in unseren Lebensmitteln nicht erwarten.

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Geflügelfrikassee in Gelb und Schokopudding vom Nikolaus

Geflügelfrikassee in Gelb und Schokopudding vom Nikolaus

Als ich mich neulich durch die Food-Blogs geklickt hatte, hatte ich bei der Darstellung eines Hühnerfrikassees Appetitt bekommen – und mich gleichzeitig geärgert, womit man am Besten ja gar nicht erst anfängt, denn die Anlässe sind schier unendlich.

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Topinambur, die politische Hydra, spartanischer Blumenkohl, verhüllte Blutwurst

„Topinambur können Sie ähnlich wie Kartoffeln verwenden, aber im Gegensatz zur Kartoffel ist der auch roh genießbar“ hatte ich kürzlich der Verkäuferin erklärt, die wissen wollte, was man damit macht.

In diesem Fall hatte ich den Topinambur nach dem Schälen in dünne Scheiben geschnitten und in Öl gebraten. Dazu als Spinat verarbeiteter Pak-choi und ein wenig umgeformte Bratwurstfüllung, gebraten.

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„Dieta Palermino“: Abnehmen mit Pizza, Pasta, Passione

„Stare a dieta“ – also „Diät halten“, ist, wenn überhaupt, jetzt angesagt, weil die Massenmedien seit der ersten Januarwoche nur das auf dem Schirm haben (neben ein paar unwichtigen Meldungen zu – na, Ihr wisst ja…). Der neue Klassiker wird: Die High-Carb-Diaet!
In den USA begab sich

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Legendäre Reisen und Speisen

Einen sehr jungen Arlo Guthry habe ich gerade in einem ziemlich alten Film gesehen;  „City of New Orleans“, das Lied als Hintergrund bei einer Fahrt des jetzt wohl stillgelegten Luxuszugs.

Jonny Cash hat der Eisenbahn auch einige Lieder gewidmet, und erklärt in einem anderen Film, dass nach dem 2. Weltkrieg die „Interstates“, die Autobahnen kamen, aber auch viel Verkehr zunehmend mit dem Flugzeug abgewickelt wird, was für die legendäre Zeit der Dampf- und Dieselrösser das „aus“ war.

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