Fleisch als Kult – Diätfehler Nr. Neun in der Wie-Wo-Was-Wunderdiät
Geschrieben am 17. September 2023 von KPBaumgardt
„Zu große Gier„ war in der „Hitparade der Diätfehler“ vielleicht zufällig auf dem zehnten Platz gelandet, ist jedenfalls dabei: Ein bisschen Rekapitulation des „Stoffs“ wird ja nicht schaden.
Wenn es künftig in Freiburgs Kitas und Schulkantinen nur noch „fleischlos“, also vegan/vegetarisches Einheitsgericht gibt, sollen die das ruhig so machen und werden dabei höchstens moralische Unterstützung brauchen. Für eine Möhrensuppe sollte die Kita-Mannschaft eigentlich keinen Caterer brauchen – das geht doch auch günstiger!
Spannender finde ich die Zukunft des Eis – das Ei besteht in Bälde zunehmend aus Ackerbohnen- und Lupinenbestandteilen und bekommt nach Bedarf eine unechte Eierschale aus Kalk und biologisch abbaubarem Plastik. Diesen Eiern werden jedenfalls keine Küken entschlüpfen, und für „Rührei“ und „Eiernudeln“ kann man zur veganen Tetra-Pack-Abfüllung greifen.
Gier auf Fleisch – das menschliche Genom ist zwar seit 2022 komplett entschlüsselt, ob und wo die Bevorzugung von Fleisch, die Gier nach Wurst und Fleisch eingeschrieben ist, wissen wir nicht, und wüssten wir es: Wie würden wir dieses Wissen nutzen?
Es gibt ja auch dieses Wissen, dass wir, „die Menschheit“, den Planeten Erde übernutzen/übernutzt –
„… planetare Grenzen [sind] überschritten!“
Es gibt so eine Angst, dass der Eine dem Anderen „die Butter vom Brot“ nehmen könnte, die begegnet einem schon, wenn man bloß zur Mässigung beim Essen mahnt.
„Sie wollen uns die Schweinshaxe, … das Schnitzel verbieten! Und ich … lasse mir nicht mein Schnitzel wegnehmen. Niemand geht an mein Schnitzel!“
So unangemessen hat sich jedenfalls Alice Weidel in einer Rede im bayerischen Abensberg geäußert, und offenbar wollen „normale Menschen“ nichts wissen von den
„… vielen Rindviecher [n, die] die Atmosphäre verpesten und die Abholzung der Regenwälder befördern“, es sind schließlich die Ökologen, die „… dem Volk die Wurst vom Brot und das Fleisch vom Grillrost nehmen [wollen]“.
Normale Menschen fühlen sich schnell gegängelt, bevormundet, und interessierte „Elite-Kreise“ bauschen die Gefahr, „Freiheiten“ zu verlieren, auf eine Weise auf, die der Sache nicht dienlich ist.
Normale Menschen fühlen sich auch schnell „ausgenommen“ – ein unangenehmes Gefühl, das aber häufig auch seine Berechtigung hat, während andererseits „schwere“ Privilegien bei den Privilegierten als normal empfunden werden.
„Die Sache“ ist nämlich die, dass die Welt im Zeitraffertempo zum Dorf geworden ist – zu einem komplizierten, vernetzten System, in dem wir mehr virtuelle Nachbarn haben, als wir jemals hatten.
Die Waage mit Eigenleben
Würden die sogenannten Frauenzeitschriften darauf verzichten, regelmäßig im Frühjahr zu viel zu versprechen, was die Möglichkeiten des „Schnellen Abnehmens“ betrifft, käme es bei allen Damenzeitungen, die auf den ritualisierten Humbug verzichten, zu gar nicht rituellen Umsatzeinbrüchen.
Insofern geben die Chefredakteurinnen Artikel wie „Abnehmen mit xy, und zwar gründlich“, alternativ auch „sanft, alternativ, blitzeschnelle“ in Auftrag, den kann künftig auch eine „künstliche“ Intelligenz übernehmen, ohne offenzulegen, welche Fehlannahmen ihrer Digitalarbeit zugrunde liegen, wenn sie etwa beim Thema „Die Waage spinnt“ berät:
„Du machst keine Diätfehler, hast keinen Diätstress – das liegt alles nur an der schlecht geeichten Waage und den Nähzwergen, die nachts die Hosen enger nähen!“
Die Waage hat so viel Eigenleben wie das Spiegelbild, das Narziss bewunderte, „eigenes Wesen gebricht ihm“. (OVID, Met. III, 432-436)
Nehmen wir an, die Tendenz, den Fakten, die Andere oder Geräte uns anzeigen, die Schuld an den Fakten zuzuschieben sei jetzt der Diätfehler Nummer Neun.
Es hat ja alles eine Ursache, zum Beispiel eine leere Batterie, oder die Anzeige lässt Wünsche übrig, weil es eine klammheimliche Binge-Eating-Episode gegeben hatte…
Vegane Geschmäcker
Der Ruf nach Innovation im Lebenmittelsektor ist momentan unerwünscht – die neue, inflationsbedingt erzwungene Sparsamkeit ist wohl genug der Innovation.
Tempeh könnte zwar eine Lücke füllen, doch sind auch vegane Gourmets ziemlich spröde, wenn es um einfache Neuheiten geht. Das führt zu Rückkopplungen etwa der Art, dass mir hier nichts Neues mehr einfallen will.
Ersatzweise habe ich eine Kleinigkeit mit Feigensenf gemacht:
Welchen Wert hat ein Akazienholz-Servierteller, ist der als Foodboard zu verwenden und wenn ja: Darf man beim korrekt belegten Essensbrett(-chen) überhaupt noch Holz erkennen?
Auf der linken Seite des Arrangements ist übrigens fermentierte Petersilienwurzel oder Pastinake ausgelegt – was im Umkehrschluss bedeutet, dass, wer nichts fermentiert, auf Genuss und relativ leichtere „Enthaltsamkeit“ den Kalorien gegenüber verzichtet.
Es ist an der Zeit, auch solche Überlegungen wie „richtige Arbeit“ wertzuschätzen; dadurch können wir ein förderliches und produktives Arbeitsumfeld gestalten, wobei ökologisch positive Auswirkungen eintreten.
Veränderungen würde auch die #Biolebensmittelgrundversorgung bewirken, wenn auch nicht auf der gleichen Ebene.
Noch so ein Panikthema heißt „Flüchtlingsproblematik„, wobei wir eine unerklärliche Scheu vor einfachen und effizienten Lösungen zu haben scheinen.
„Die Menschen werden von der Regierung trost-, taten- und orientierungslos allein gelassen. Die Klimakrise dieses Sommers wird regierungsamtlich dethematisiert. Sie geht den Menschen unter die Haut, aber findet keinerlei Resonanz in der Politik.“
meint Bernd Ulrich in seinem Verweis auf einen ZEIT-Artikel, der hinter der Paywall lauert. Insofern werden „die Menschen“ tatsächlich allein gelassen, gerade auch von den Schreiberlingen. Und gegenseitig.
Der Nachtisch
Während die „normalen Menschen“ mit ihren eigenen Sorgen zu beschäftigt sind, als dass sie sich dauernd um den Zustand der ganzen Welt kümmern könnten, sollten sie sich wenigstens um den eigenen Nachtisch kümmern…
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