Reizende Wampen und langsame Bratäpfel

Angenommen, Frau Merkel und Herr Schulz sind Kaffeetrinker, und, während sie genüsslich Kaffee schlürfen, überreicht Trans-Fair e.V. ihnen die Petition „Kaffeesteuer für fairen Kaffee abschaffen!” – was dann passiert, dafür braucht es schon viel Phantasie, und die hab‘ ich in dem Ausmaß nicht.

Die Unterschriftensammlung zur Petition gibt es aber tatsächlich, mit noch nicht ganz 15.000 eingesammelten Unterschriften. Weil Kaffee nicht in deutschen Landen wächst (jedenfalls noch nicht in relevanten Mengen), fällt die Angelegenheit in die Rubrik „internationale Solidarität“ und der Sozialdemokrat ist zuständig, muss jedoch bedauern, dass das Ressort momentan nicht besetzt ist, „… vielleicht wieder nach Abschluss der Parteierneuerung“.

Eigentlich hatten die Sondierer ja bei der ARD, „HartaberFair„, ihre Großen-Koalitionspläne vorstellen lassen wollen, aber nein: Zunächst mal ist Diskretion angesagt, so ein bisschen.

Also ging es bei der besagten Fernseh-Belustigung um die Scheinalternative „Wampe oder Waschbrett“, im bekannten Format einer Dauerwerbesendung,

„Lass Dich mal sexy machen, Du hast das nötig, und mit mir wird das was, weil ich mal dick war und Dich, Dicke(n), zum Erfolg führe“ – das war kein Denkanstoß, sondern plumpe Werbung mit übertriebenen Versprechungen und überzogenen Preisen.

Wenn auch der „Lindenstraßen“-Schauspieler Moritz A. Sachs insistierte, auch Übergewichtige könnten attraktiv sein, wurde die eigentliche Infamie des Programms nicht aufgedeckt – wohl aber die Unmöglichkeit einer steak-basierten Lebensweise – späte Einsicht…

„Menschen, die ich nicht kenne, hauen mir auf den Bauch und sagen, na, Kleiner, du bist aber ganz schön dick geworden.“

So sprach der „lebenslange Schauspieler“, lieferte damit ein Beispiel von Alltagsbelästigung, Diskriminierung, struktureller Gewalt, Rollengehorsam in den Zuschauerreihen, #metoo.

 

Alle reden vom Tracking – aber alltägliches Food-Tracking? Wer legt schon seine Dateien auf den Tisch? Da nutzt auch kein amtlicher Ernährungsbericht!

 

Jo-Jo-Effekt: Wenn der Körper denkt & spricht

Wie der Jo-Jo-Effekt erklärt wurde, hatte die Erklärerin hellseherische Fähigkeiten: Auf wundersame Weise konnte sie erklären, wie der Körper denkt und zum Bewohner spricht:

„Hey, das ist keine Diät, das ist eine Hungerszeit, und wenn wieder mehr Futter kommt, wird das gehortet, weil so eine Hungerszeit immer wieder kommen könnte“.

Dass es neben „Soma“ auch noch „Psyche“ geben mag, sexuelle Attraktivität und Liebe verschiedene „Währungen“ sind, wusste auch die Gesprächsleitung nicht zu ergänzen, die hatte „Messbarkeiten“ im Kopf und die Runde wurde schließlich noch mit einen Körpervermessungsexperten mit permanenter Blutzuckerbestimmung konfrontiert.

Datensammlung zum Spass?

Datenschutz, auch beim fitness-Tracking, ist wiederum die Achillesferse der Gesellschaft, wenn selbst die NSA gehackt und geleakt wird, könnten auch Gesundheitsdaten in „mafiöse“ Hände geraten; bei der TKK aber seine die Daten sicher, versicherte deren Manager.

Dass es Selbsthilfegruppen gibt und mehr geben sollte, ist unter den Tisch gefallen, so kann das Aufblitzen des Begriffs „Prävention“ noch schneller erfolgen – „schön, dass wir mal darüber gesprochen haben“.

Um die Sache mit der „Radikalisierung der Ernährung“ hatte sich ja bereits das „Ärzteblatt“ gekümmert – ein Übel radikal an der Wurzel packen ist ja gar nicht schlecht, der moderne Landwirt macht das aber über Blätter und chemisch mit der Weiterentwicklung eines Entlaubungsmittels, mit dem dem Vietkong der Urwald über den Köpfen, die Deckung im Guerillakrieg, genommen worden war. Und dieses „Roundup“ darf durch eine eigenmächtige Handlung des amtierendesn Agarministers weiter gesprüht werden.

Das macht Sorgen, Stress, und Stress kann dick machen, nur will man sich in so einer Expertenrunde doch nicht darauf einlassen, einzugestehen, dass die in der Runde behandelten Probleme der „Überernährung“ nur am Rande behandelt werden und sich durch Überfischung, Ausweitung der Wüsten, Überbevölkerung und klimabedingte Ernteausfälle bald nicht mehr stellen könnten.

Insofern wird es Zeit für andere Sendungen: Raus aus dem Studio und Streuobstwiesen pflegen, zum Beispiel. Dabei Bäumchen pflanzen, etwas sinnvolles tun statt zu quasseln.

Das hätte den Effekt, dass hierzulande wieder mehr Bratäpfel auf den Tisch kommen könnten.

 

Slow-Bratapfel-Rezept

Apfel-Kerngehäuse entfernen, etwas (z.B. Sesam-) Öl in geeignetes Glas geben, Apfel hinein, Tl. Roh-Rohrzucker in die Apfel-Öffnung, Deckel zu, Glas auf Stövchen mit Teelicht, nach 4 Stunden (oder später kalt) genießen.

 

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