Verzicht auf die Seele – Verortung der Seele – oder einfach nur “mind”?

Wer sich mit den drei momentan vom Deutschlandradio (Dradio) angebotenen Vorträgen zu r Seele auseinandersetzen möchte, sollte Zeit, Geduld und möglichst ein bisschen philosophische, medizinische, medizingeschichtliche und biologische Vorbildung mitbringen – Ohne das wird das Pensum kaum an einem Vormittag oder Abend zu bewältigen sein.

 

Vom Körper-Geist-Verhältnis

Der Medizinhistoriker Florian Steger, Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Uni Halle-Wittenberg, beschreibt in seinem Vortrag „Vom Verschwinden der Seele in der neuzeitlichen Medizin, wo die Seele im Laufe der Zeit vermutet wurde, wie man sie mit dem Körper in Verbindung gebracht hat, und wie sie nach und nach aus der neuzeitlichen Medizin verschwunden ist. Aufgezeichnet wurde sein Vortrag an der Universität Halle-Wittenberg, und zwar am 13. März 2013, im Rahmen der  Tagung „Leibbezogene Seele – Interdisziplinäre Erkundungen eines kaum noch fassbaren Begriffs“  zu der die dortige Theologie-Fakultät eingeladen hat.

http://wissen.dradio.de/suche-nach-der-seele-ii-vom-verschwinden-der-seele.88.de.html?dram:article_id=247349

 

Der Sitz der Seele

Seelenlos, beseelt sein, die Seele baumeln lassen… Die Seele ist in aller Munde, aber keiner kann sie wirklich definieren. In der westlichen Welt besteht überwiegend die Vorstellung, dass es dabei um unser Inneres geht.

21 Gramm soll sie wiegen, der göttliche Anteil in uns soll sie sein – die Seele macht uns zu mehr als der bloßen Summe unserer biologischen Einzelteile, sie macht uns zum Menschen und einzigartig. Eine wissenschaftliche Beschreibung ist das allerdings nicht gerade.

Verkörperte Seelen und beseelte Körper

Welche Vorstellungen genau Aristoteles und Platon von der Seele und deren Verhältnis zum Körper hatten, hat Johannes Hübner, Professor für theoretische Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in seinem Vortrag "Verkörperte Seelen und beseelte Körper. Zum Begriff der Seele bei Platon und Aristoteles" erklärt.

http://wissen.dradio.de/suche-nach-der-seele-i-der-sitz-der-seele.88.de.html?dram:article_id=247219

 

 

Psychologie ohne Seele

Bis ins 18. Jahrhundert hinein beschäftigten sich die großen Forscher wie die kleinen Menschen aus dem Volk mit dem Begriff der Seele. Heute dagegen arbeiten wir eher mit Begriffen und Konzepten rund um "Subjektivität" und "Individualität".

Wolfgang Mack geht auf die Frage ein, wie es im Laufe der Geschichte dazu gekommen ist, dass die Seele zunehmend von der Wissenschaft vergessen worden ist. Stattdessen scheint sie durch Begriffe wie Subjektivität, Personalität und Individualität abgelöst worden zu sein.

Leibbezogene Seele

Seinen Vortrag "Psychologie ohne Seele und Leib: wie es dazu kam, weswegen es aktuell so ist und ob die akademische Psychologie den Begriff der leibbezogenen Seele braucht" hielt Mack bei der Tagung "Leibbezogene Seele".

http://wissen.dradio.de/suche-nach-der-seele-iii-psychologie-ohne-seele.88.de.html?dram:article_id=247489

… bekanntlich haben wir zwei Hirnhälften …

Leib und Seele werden von Essen und Trinken zusammengehalten – sagt man. Bei Platon:

„Willst du den Körper heilen, musst du zuerst die Seele heilen. “

Bei Euripides verschwimmt schon der Unterschied Gesit /Seele:

„Auf den Geist muß man schauen. Denn was nützt ein schöner Körper, wenn in ihm nicht eine schöne Seele wohnt.“

Heute wird im wissenschaftlichen Diskurs weniger von der Seele gesprochen – was sich nicht messen lässt, ist nichts für die Physik – wenn auch die in Bereiche gerät, wo es mit den Messungen aufhört.

Stattdessen geht es um das “Selbst” mit all seinen Wortverknüpfungen: Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und viele mehr.

Bei Aristoteles war noch der Körper das Instrument der Seele, und später heiß es, wer im Frieden mit Gott, heiteren Gemüts lebt, ist gesund.

Die Wissenschaft hat schon früh nach dem Sitz des Seelenorgans gefragt, Gehirn und Rückenmark als “Wohnung” angenommen, damit aber die Frage, was die Seele ist, auch nicht beantwortet.

Was macht die Natur des Lebendigen aus? Man nahm Kräfte an, machte Vermutungen zum Verhältnis von Körper und Seele, beschäftigte sich mit der Hirnanatomie und Nervengeflechten.

Schopenhauer, im materialistischen Sinne, nahm ein Traumorgan im Gangliensystem, im Bauch an, Kant eine immaterielle Seele. Schopenhauer betrachtete das Denken als eine Art “Verdauung”, Kant nahm an,. seelisches durch Introspektion gewahr zu werden.

Das Ich ist als grammatisches Konstrukt zu verstehen, nicht als materielles.

Wenig Erwähnung fand bei der Diskussion von Struktur und Substrat, die moderne Psychosomatik, dass man mittlerweile die Spiegelneuronen entdeckt hat, die Strukturierung oder Prägung durch kulturelles Erbe (Märchen, Mythen, Sagen) und die Rolle der Anderen, bei LACAN als “Objekt A” gefasst.

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  • Sabrina: Schön, dass du bei der Bilanz dabei bist! Mit Spirulina und Algen zu experimentieren,...
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