Nur Ärger mit dem Fettlebergen (Fett-Leber-Gen)
Geschrieben am 6. Dezember 2007 von KPBaumgardt
Bei Lebensmitteln achten wir ja brav darauf, möglichst nichts genmanipuliertes in den Mund zu schieben – man kann ja nie wissen, hinterher etwickeln wir eine Resistenz gegen „Basta“, und das Unkrautvernichtungsmittel bringt uns einfach nicht mehr um, wir wachsen weiter, wie der genmanipulierte Mais unter Pestizidbeschuss…
Das klingt jetzt, zugegeben, naiv. Aber normale Sorgen vor Pestiziden sind ja unbegründet.
Vielleicht findet sich ein Forscherteam, das aus Piranhas Vegetarier macht, per Genmanipulation. Der Erkenntnisgewinn aus derlei Massnahmen dürfte sich in Grenzen halten.
Dass jetzt der Forscherdrang dazu führt, Mäuse zu züchten, die mit der Nahrung nicht mehr richtig umgehen und endlos (ohne umzufallen?) fressen können, mag so manchen menschlichen Gierschlund zur Verzweiflung bringen:
„Auch essen wollen, soviel ich will und so bleiben, wie ich bin!“
Dass viele Übergewichtige überzeugt sind, dass „das“ an den Genen liegt und somit nichts zu machen sei, ist die Kehrseite der Medaille.
Anhand der Genmanipulation soll jetzt immer mal wieder die Entstehung von Übergewicht erklärt werden – von der Manipulation durch Werbung und „Vererbung“ überkommener Denk- und Verhaltensweisen schweigt man geflissentlich bei unserem verführenden Wochenmagazin.
Zwar wussten schon die alten Römer, dass der Mensch durch und durch, bis zu Partnerwahl und Paarungsverhalten, von Konventionen bestimmt ist, aber der „Focus“ berichtet lieber von sinnlosen Veränderungen der Erbmasse als von einer Sozialforschung, die die Autonomie der Individuen fördern würde (die es ja offenbar auch nicht gibt, diese Forschung).
Wir wollen alles genau wissen, wenn wir ein Problem lösen wollen: Und lassen uns auf die falsche Fährte („die Gene sind verantwortlich“) schicken.
Natürlich ist menschliches Essverhalten, sind unsere Vorlieben nur zum Teil vererbt und zum größten Teil erworben, und auch vom sozialen Umfeld abhängig. Argumente fürs Kalorien zählen sind entbehrlich, allso zählen wir einmal Anzeigen (und dies sind längst nicht alle Anzeigen, in die der Focus- Artikel eingebettet war):
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Preisfrage 1: An welcher Stelle habe ich den redaktionellen Beitrag aus einer Folgeseite in die Werbung geschmuggelt?
Preisfrage 2: Wieviel Werbeeinnahmen wirft so eine Seite ab?
Preisfrage 3: Wie erhöhe ich die Werbeeinnahmen bei dieser Seite?
a) durch Verlinken
b) durch Ignorieren
Beim professionellen Fettabsauger wie beim Wundermittelhändler wird das Zusammenspiel zwischen redaktionellem Bericht und Werbung deutlich: Der Bericht treibt die Übergewichtigen in die Resignation, und dort können sie abgeholt werden.
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