Selbsthilfe bei Essstörung oder Ernährungsstörung?

Relativ häufig Dann und wann findet die Selbsthilfe bei Übergewicht in unseren Zeitungen Erwähnung. Etwa, wenn es, wie bei der Selbsthilfegruppe "Lichtblicke trotz Übergewicht" in Rostock, der Stadt mit den meisten Übergewichtigen in D, gilt, den Adipositas-Tag zu begehen.

Der Festtag wird in der Eingangshalle einer Klinik begangen, und die passenden Worte spricht der Verwaltungsdirektor:

Ursachen und Symptome von Ernährungsstörungen und daraus resultierende Problemen werden auch im KMG-Klinikum Güstrow behandelt, so Fischer. Dazu existieren medizinische Fachdisziplinen wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie oder die Erwachsenenpsychiatrie, die Gastroenterologie, die Bauchchirurgie, die Chirurgie des Stütz- und Bewegungsapparates oder die Kardiologie. … Die stationäre Behandlung würde immer nur den letzten Schritt darstellen, wenn andere Maßnahmen nicht mehr greifen würden.

Was hat die Psychiatrie mit der Behandlung von Übergewicht zu tun?

Die Psychiatrie in Güstrow hat folgendes Behandlungsspektrum:

  • Psychotische Erkrankungen (Schizophrenie, wahnhafte Störungen)
  • Depressive und andere affektive Störungen
  • Alkoholabhängigkeit und andere Formen von Substanzmissbrauch oder Abhängigkeit
  • Akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen
  • Angst- und Panikstörungen, Zwangsstörung
  • Somatoforme Störungen
  • Gedächtnisstörungen und Demenzen

Damit ist die Sache klar: In Güstrow versteht man die Adipositas als Resultat von Gedächtnisstörungen: Die Patienten können sich bloß nicht mehr erinnern, dass sie vor Kurzem erst gegessen haben (eine Sonderform der Demenz), und deshalb meinen sie, wieder Hunger zu haben (wahnhafte Störung).

Das Telefon der Schweriner Volkszeitung war heute dauernd besetzt, und so blieb die Wortwahl “Ernährungsstörung” unerklärt. 

Die Klinikleitung findet keine Worte zur Prävention des Übergewichts (nicht ihr Aufgabengebiet) und die Selbsthilfegruppe erklärt nicht, welches Konzept sie hat (auch nicht ihr Kompetenzbereich??).

Was die Klinik mit übergewichtigen Kindern und Jugendlichen vorhat, bleibt unklar. Eigentlich bräuchte man da Konzepte der Familientherapie, noch eigentlicher erst einmal die faktische Vermittlung von praktischen Fähigkeiten: Der Fähigkeit, etwas Anständiges (“gesundes”) zu kochen und auf den Tisch zu zaubern, und der Fähigkeit der Erwachsenen, als verantwortliche Vorbilder zu wirken.

Mit dem Adipostaszentrum Hamburg wolle die SHG zusammenarbeiten, sich vernetzen, hieß es:

Eine monatliche Sprechstunde zum Thema Übergewicht und Adipositaschirurgie sowie eine Liste von Fachärzten rund um Adipositas werden angeboten.

Ich finde ja, die primäre Verquickung von Selbsthilfe bei Übergewicht und Chirurgie ist der falsche Weg. Man sollte das Kind retten, bevor es in den Brunnen gefallen ist. Und die Frage, ob all die Operationen sein müssen, sollte man nicht den Chirurgen überlassen. 

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