Hunger-Schulung
Geschrieben am 20. Februar 2010 von KPBaumgardt
“Wer sein Hungergefühl schult, kann langfristig abnehmen” schreibt der AID, obwohl das gar nicht wirklich bewiesen ist. Aber “Bauchgefühl statt Diät” klingt einfach zu schön, und “ohne Diät” ist Trend.
Hintergrund: In einer italienischen Studie wurden Versuchsteilnehmer
“sieben Wochen darin geschult, ein Gespür für aufkommenden Hunger zu entwickeln, indem sie z. B. darauf achten, wann sich ihr Magen leer anfühlt. Statt sich an vorgegebene Essenszeiten zu halten, sollten sie nur dann essen, wenn sie bewusst Hunger verspürten”.
In dieser Zeit haben sie mehr abgenommen als Teilnehmer, die nicht geschult worden sind.
Nun hätten übergewichtige Versuchsteilnehmer auch abgenommen, wenn man sie darin geschult hätte, ihre Sportübungen nur dann zu machen, wenn sie dazu Lust haben – sie hätten nämlich ihr Bewegungsbedürfnis stärker in den Fokus gerückt. Eine gute Selbstwahrnehmung hat noch nie geschadet, und wenn die Lehrkräfte sich sieben Wochen lang nett um ihre “Schüler” kümmern, ist das immer eine gute Motivation.
Die Forscher vermuten, dass bei stark Übergewichtigen die natürliche Regulation von Hunger und Sättigung verloren gegangen ist.
Diese Vermutung kann sich durchaus einstellen, wenn man sich mit Übergewichtigen über ihre Essensgewohnheiten unterhält oder sich diese anschaut…
Dass durch bewusstes Beobachten der Hungersymptome die gestörte Regulation wieder normalisiert werden kann, hätte sich durch eine Befragung der Teilnehmer, mehrere Jahre nach Abschluss der Studie, bestätigt.
Dagegen hatten die Personen wieder zugenommen, die in ihre alten, von außen gesteuerten Essgewohnheiten zurückfielen.
Zahlen, Fakten, Ort und Datum der Veröffentlichung, Autoren – all das wurde im Artikel jedoch nicht genannt. Problemlos lässt sich sicherlich auch eine Studie erstellen, die den Wert regelmäßiger Mahlzeiten nachweist. Die “von außen gesteuerten Essgewohnheiten” sind zudem nicht im geringsten definiert – und es sind schließlich auch innere Faktoren, die das gestörte Essverhalten auslösen.
Vgl.:
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Die Selbstwahrnehmung zu stärken ist natürlich immer positiv. Hier wurden allerdings die Nahrungsmittel scheinbar völlig außer acht gelassen, die das Sättigungsgefühl beeinflussen, wie Glutamat und Süßstoffe beispielsweise….
Studien dieser Art scheinen mir nicht aussagekräftig.
Ich vermute auch, dass Menschen, die erfahren, dass sich jemand „nett um sie kümmert“, zumindest beim „Trost“essen, also Essen als Ersatzbefriedigung für fehlende Zuwendung, einfach weniger Bedarf haben … Da purzeln dann auch ein paar Pfunde.
Was die Studie herausgefunden hat, kann man sich auch bei vorgegebenen Essenszeiten zu Nutze machen: Nur so viel frühstücken, dass zum Mittagessen der „kleine Hunger“ auftaucht, nicht mehr zu Mittag essen, als dass zum Abnedessen der Magen wieder etwas braucht, nicht mehr zu Abend essen als nötig, so dass zum Frühstück auch wieder ein gewisses Verlangen nach Essen da ist.
Zu sagen: „Essen Sie nur, wenn Sie Hunger haben“ bringt einen ja komplett aus dem Rhytmus, sprengt die soziale Interaktion der gemeinsamen Mahlzeiten – So eine Empfehlung ist also verantwortungslos, und die Folgen trägt der Beratschlagte…