“Karnismus” ist auch nur eine Idee

“Karnismus” – auf diesen Begriff haben wir gewartet. Bisher ohne den Begriff für eine Ideologie ausgekommen zu sein, die vom Wert des Fleisch-Essens überzeugt ist: Ein fataler Irrtum der Geschichte.

Aber jetzt hat das helle Licht der Aufklärung auch diese dunklen Ecken der Menschenseele, des menschlichen, verfälschten Bewusstseins erreicht.

 

Die Sozialpsychologin Melanie Joy beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, warum Menschen Fleisch essen. Ihre provokante These: Wir leben im Karnismus, in einem gewalttätigen System, in dem es normal und notwendig erscheint, Tiere zu töten.

Wenn auch jede These (Hier: “Wir leben unter der Diktatur des Karnismus”) ihre Gegenthese braucht, muss zunächst einmal die These dargestellt werden.

Felix Brumm wurde in Rostock geboren, studierte Sozialwissenschaften in Berlin und ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule. Nach Praktika bei Berliner Zeitung und EinsPlus schreibt er seit Mai 2013 für enorm.

Damit sind Interviewe und Interviewte vorgestellt; das Karnismus-Interview finden wir jedoch im Spiegel.

20 mal fällt dort das Stichwort “Karnismus”. Es lässt sich auch Karnismus und Vegetarismus gegenüberstellen – die vegane Fraktion hat dabei immer die Wahrheit gepachtet, und nur der “Karnismus” ist eine Ideologie, nicht aber der Veganismus.

Die Vorstellung von glücklichen Schweinen oder Rindern, von viel Auslauf und grünen, saftigen Wiesen ist ebenso ein Mythos; die meisten Tiere sehen kaum einmal den Himmel. (Quelle)

Da ließe sich doch gleich die Frage anschließen: Kommen die Tiere in den Himmel? Anders formuliert: Haben sie eine Seele? Und die Menschen, haben die kein Mitgefühl?

Für Schweine finden die meisten negative Begriffe, für Hunde überwiegend positive. In der Psychologie spricht man vom Gesetz der Ähnlichkeit – je mehr Gemeinsamkeiten wir mit jemandem wahrnehmen, desto mehr Empathie bringen wir ihm entgegen.

Frage: Bin ich also ein schlechter Mensch, wenn ich Fleisch esse?

Joy: Nein. Ich selbst habe mein halbes Leben lang Fleisch gegessen. Mein Anliegen mit dem Buch ist es, den einzelnen Fleischesser zu destigmatisieren und stattdessen das System dahinter in den Mittelpunkt zu rücken. Ich nenne es Karnismus.

Nun sind wir dem Schwein ähnlicher als dem Hund – der ist lediglich auf die Anforderungen des Menschen zurechtgezüchtet – was er mit dem Schwein gemein hat, nur nicht zu Zwecken der Ernährung.

Möglicherweise können Veganer sich besser mit Schweinen identifizieren, möglicherweise haben auch sie die “Karnistische” Sichtweise, nach der dem Schwein menschliche Anteile, die der Mensch bei sich nicht wahrnehmen möchte, anzudichten.

Die Ansicht, es gebe hier viele Mythen zu entlarven, ist unwissenschaftlich, weil sie den Mythos als Lügengeschichte begreift, die er nicht ist. Genauso wenig ist “Karnivismus” ein wissenschaftlicher Begriff, der einen sonderlichen Fortschritt für die Menschheit darstellen würde.

 

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