Das Programm einer systematischen Aufwertung der bislang verachteten und entwürdigten menschlichen Leiblichkeit hat sich bisher nur vereinzelt durchgesetzt:
"Ich bin ein wirkliches, ein sinnliches Wesen; ja der Leib in seiner Totalität ist mein Ich, mein Wesen selber . Der alte Philosoph dachte daher in einem fortwährenden Widerspruch und Hader mit den Sinnen , um die sinnlichen Vorstellungen abzuwehren, die abstrakten Begriffe nicht zu verunreinigen; der neue Philosoph dagegen denkt im Einklang und Frieden mit den Sinnen .“
Diese Philosophie entstand bei der Rezension von Moleschotts Lehre der Nahrungsmittel für das Volk , wurde berühmt durch ein beiläufiges Wortspiel: „Der Mensch ist, was er isst".
[ Wikipedia ]
Der Mensch als Lebewesen ist Mensch auch, wenn er gerade mal (oder öfters, als ihm bewusst ist) nicht begrifflich denkt. Wir haben Musik, die direkt ins Blut geht. Es gibt Zustände der stillen und der bewegten Meditation.
Unter dem Stichwort Qi Gong etwa finden wir (jetzt nicht mehr bei Feuerbach):
"...Änderung und Umwandlung durch die Kraft Qi. Damit sind alle Stoffwechselvorgänge gemeint, bei denen aus Nahrung reine Energie in Form von ... feinen Substanzen ins Blut und andere Körperflüssigkeiten ausgeschwemmt werden. Dadurch entsteht letztlich wieder neues Qi.
Es nimmt die nützlichen Substanzen auf und scheidet schädliche und unbrauchbare Moleküle aus. Funktioniert dabei ewtas nicht richtig, so werden die Nahrungsaufnahme, Stoffwechsel, Verdauung oder die Ausscheidung beeinträchtigt. ..." Dann wirst entweder krank oder dick oder beides. ... Dick wirst du auch, weil du meinst, Energie gibt's bloß aus dem Essen."
Die meditative Bewegung, als Erfahrung und Tradition weitergegeben, ist - ohne Worte - ausdrucksstark, Körpersprache im weitesten Sinne, Konzentration und Bewegung, die, hat man das Prinzip verstanden, nicht von außen vorgemacht wird, sondern von innen heraus kommt - in gewissem Sinne auch eine Form des "Eingedenkens der Natur".
Das frappierende an mancher philosophischen Formulierung ist ja, dass sie unmittelbar verstanden wird, wenn sie nur im angemessenen Zusammenhang gebraucht wird.
"Eingedenken" wurde in der "Dialektik der Aufklärung" von Horkheimer und Adorno im Zusammenhang mit Triebnatur des Menschen, Triebbeherrschung, Selbstbeherrschung, Abenteuer und Odyssee gebraucht.
Dieser Vorgriff aufs kommende Programm musste jetzt einfach sein: Neben der Ernährungsmoral wird auch die Bewegungsmoral zu berücksichtigen sein.
Deutscher Philosoph. Vor Karl Marx war Feuerbach einer der Hauptvertreter des historischen Materialismus. Feuerbach entwickelte eine psychologische Religionskritik ("Das Wesen des Christentums", 1848). Er studierte Theologie in Heidelberg und Philosophie bei Hegel in Berlin. Nach der Promotion wurde er Privatdozent in Erlangen. 1830 erschienen seine "Gedanken über Tod und Unsterblichkeit". Darin bezeichnete er die Religion als Menschenwerk und verwarf den Glauben an die Unsterblichkeit. Das Buch wurde verboten und Feuerbach aus dem Staatsdienst entlassen. Auf die Unterstützung von Freunden angewiesen, lebte er zunächst bei Ansbach und ab 1860 in Nürnberg. Die Theorien von Karl Marx und Friedrich Engels, aber auch von Sigmund Freud und Ernst Bloch wurden von Feuerbachs Gedanken beeinflusst.
[ Deutsche Welle ]
Den einzigen Gegenstand der Philosophie bildet der Mensch und »seine Basis«, die Natur; Universalwissenschaft ist die Anthropologie einschl. Physiologie. Indem Feuerbach nun dem Studium der letzteren immer eifriger sich widmet, gelangt er in einer begeisterten Besprechung (1850) einer Schrift Moleschotts (s. § 65) zu dem berüchtigten Satze: »Der Mensch ist , was er ißt «, zu dessen gerechter Beurteilung man ihn im Zusammenhange lesen muß. Unmittelbar vorher gehen die Sätze: »Die Lehre von den Nahrungsmitteln ist von großer ethischer und politischer Bedeutung. Die Speisen werden zu Blut, das Blut zu Herz und Hirn, zu Gedanken- und Gesinnungsstoff.
Menschliche Kost ist die Grundlage menschlicher Bildung und Gesittung. Wollt ihr das Volk bessern, so gebt ihm statt Deklamationen gegen die Sünde bessere Speisen«.
[ textlog ]
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