Das Ende des Hungers
Für den schlimmsten Fall: Jemand hat immer Hunger, und kann also
schwer abnehmen, ist es auch am schwersten, eine Lösung zu finden.
Wir müssten also erstens abklären, wie groß der Resthunger
ist, wie sich der Zwischenhunger steigert, eine Kurve anlegen mit einer
Skala von 1-10 und aufzeichnen, wie der Verlauf über 24 Stunden
ist.
Bei unserer Versuchsanordnung sollten wir noch festlegen, dass auf
unserer Skala der Wert "eins" großen Hunger bedeutet,
der Wert "drei" der ist, bei dem man sich meist an den Tisch
setzt, "sieben" schon eine an sich ausreichende Sättigung
darstellt, und 10 dann schon "übersatt" ist.
Zweitens wäre abzuklären, ob es sich um echten oder eingebildeten
Hunger handelt: Es nehmen ja schon Leute beim Zeitungslesen zu, wenn
sie nur das Fettgedruckte lesen. Das sind keineswegs abwegige Reaktionen
- Es hat auch schon den Allergiker gegeben, der beim Anblick einer Rose
einen Ausschlag bekommen hat - wenn sie auch aus Plastik war. Und wem
ist nicht schon beim Rezeptbuch-Lesen das Wasser im Munde zusammen gelaufen?
Sättigungshilfen
... Hunger ist für Übergewichtige
das Hauptproblem und Appetitzügler können wenigstens für kurze
Zeit das Magenknurren dämpfen.
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Dieser Satz ist so schon mal im Rundfunk ausgestrahlt worden, und weil
die Sendung so wichtig(?) war, hat man sie im Internet wiedergegeben.
Als seien "Appetitzügler" so selbstverständliche
Hilfsmittel wie Brillen.
Wir werden mit Meinungen und Vorurteilen berieselt, der Teufel wird
an die Wand gemalt: Das "gefährliche Magenknurren", das
Hauptproblem der Übergewichtigen?
Wahrscheinlich "auf einem Ohr" konnte man dann noch hören,
dass es da noch einen Quellstoff in der Apotheke zu kaufen gebe, der
"mit seinen Ballaststoffen zusätzlich die Verdauung
fördert. Die Ballaststoffe quellen im Magen auf und stimulieren dort
die Sättigungsrezeptoren. Das meldet an das Gehirn: Ich bin satt. Und
dann isst man einfach weniger. Wenn man satt ist, hat man übrigens auch
weniger Appetit, so dass man hier eine Empfehlung aussprechen kann."
Das klingt so logisch - und ist mit der Erfahrung, dass die wirkliche
Sättigung auch mal erst nach dem Essen auftritt, dass langsames
Essen eher satt macht und mit vielem Anderen nicht zu vereinbaren.
Definition Sättigung
Mit der Sättigung signalisiert der Körper, dass die Nahrungsaufnahme
beendet werden soll. Das Gefühl des Sattseins entsteht im Gehirn. Der
Auslöser des Gefühls ist das Erreichen eines Glykogenniveaus in der
Leber und zum geringen Teil auch die Füllung des Magens.
Sättigung und Portionsgröße
Neben diesen physiologischen Faktoren spielen nach neuesten Erkenntnissen
aber auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle zu . So haben
Forscher der Cornell-Universität in Ithaca (USA) 2005 entdeckt, dass
optische Eindrücke das Sättigungsgefühl sogar stärker bestimmen als
die tatsächliche Magenfüllung: eine Person isst in der Regel - unabhängig
von der tatsächlich aufgenommenen Nahrungs- und Kalorienmenge - solange,
bis sich der Teller sichtbar leert.
Dabei fühlt sie sich nach größeren Portionen weder stärker gesättigt,
noch ist ihr die höhere Kalorienaufnahme bewusst. Eine sinnvolle Strategie
zur Kalorienzufuhr bei einer Diät ist es demnach, kleinere Teller und
Gefäße zu benutzen und diese gut zu füllen, da ein Mensch die Nahrungsmenge
vor Beginn und während einer Mahlzeit hauptsächlich anhand optischer
Kriterien abzuschätzten scheint (siehe: Obesity Research, 2005, Bd.
13, S. 93).
Von vergleichbarem Wert ist es, volumenreiche Nahrung zu bevorzugen,
insbesondere Obst und Gemüse, die stark wasserhaltig sind. Dagegen sind
im Interesse der Verringerung der Kalorienzufuhr Produkte, die wegen
hoher Anteile tierischer Fette und/oder Zucker bei wenig Masse viel
Energie liefern, in der Regel zu vermeiden. Ratsam ist es auch, vor
den Mahlzeiten eine gute Portion Wasser zu trinken, da dies durch die
Beschäftigung von Magen und Darm schon eine gewisse Sättigung herbeiführt.
Im Gegensatz zum Hungergefühl, das durch die Aktivierung des langlebigen
Neurohormons Serotonin zentralnervös für viele Stunden abgeschaltet
werden kann, hat jede zentralnervöse Herbeiführung der Sättigung nur
eine zeitlich begrenzte Wirkung. Denn die Sättigungshormone,
voran Cholezystokinin, haben nur eine "Halbwertzeit" von wenigen
Minuten.
Die Bedeutung der Sättigung bei der Bekämpfung der Adipositas und Erlangung
der Kontrolle über das Körpergewicht versteht sich nur im physiologisch
vorgegebenen Wechselspiel von Appetit, Hunger und Sättigung.
Appetit und Hunger als Antrieb zum Essen?
Der Appetit, der im Limbischen System entsteht und der Hunger, der
im Esszentrum des lateralen Hypothalamus kontrolliert wird, treiben
zum Essen an, wobei die Anwesenheit von Appetit oder Hunger jeweils
allein reicht um den Essreiz auszulösen.
Nur die Sättigung, die zentralnervös in den ventromedialen Nuclei des
Hypothalamus gesteuert wird, beendet jeden Drang zum Essen.
Die fälschlich so genannten "Appetitzügler" setzen durchweg über die
Aktivierung des Esshormons Serotonin am Hungergefühl an, der Appetit
wird dadurch auf keine Weise verringert. Der Einsatz eines solchen Produkts
kann daher immer nur eine Hilfe zu den umfassenden Bemühungen um eine
grundlegende Änderung des Ess- und Bewegungsverhaltens sein, ohne die
Gewichtsprobleme nicht nachhaltig zu lösen sind.
Man denke nur an den gefürchteten Jojo-Effekt. Ist indes der Hunger
beseitigt und nutzt man klug die Möglichkeiten, immer wieder ohne viel
Kalorien eine Sättigung zu erreichen, kann man mit guter Motivation
und viel Geduld des Problems Herr werden.
Quelle: Wikipedia, Okt. 2006; Kürzungen, Zwischenüberschriften
und Hervorhebungen: Fressnet.de.
Wenn wir Hunger und Sättigung als in der Evolution, also in grauer
Vorzeit entstandene Empfindungen verstehen, haben beide Signale auch
im Computerzeitalter noch ihren Sinn - noch sind wir menschliche Wesen
und keine Maschinen, so dass wir auch keine digitalen Fehlermeldungen
erwarten sollten.
Hunger kann als Warung vor einem Mangel dienen, und der Ausdruck des
Hungers ist in der Frühzeit des Menschen eine wichtige Komponente
bei der Entstehung sozialer Beziehungen.
Es gibt, nebenbei bemerkt, auch den "Hunger nach der Uhrzeit",
der sich zur Zeit der erwarteten Mahlzeit einstellt.
Das Hungersignal kann verschieden intensiv sein und unterschiedliche
Dauer haben, wie auch Ausnahmezustände wie das Fasten zeigen.
Wer die Bedeutung der Sättigung verstanden hat, könnte wohl
nie ruhigen Gewissens "FDH" empfehlen. Dass über die
tatsächliche Zufuhr von Nahrung neben den Sättigungsrezetoren
noch andere Rezeptoren mitentscheiden können, sieht man daran,
dass manche keine Waage brauchen, um ihr Gewicht zu halten: Hier wird
das Essverhalten von der Konfektion mitbestimmt.
Warum das Signal der Sättigung, das offenbar wie eine Ampel funktiniert,
wie bei einer Ampel funktioniert: Manche fahren auch bei rot drüber,
überfahren ein Signal und sind dann übersatt - sehen wir noch
als offene Frage.
Die Bedeutung der Portionsgröße, wie neuerlich erforscht,
zeigt die Richtigkeit des alten Spruchs: Das Auge isst mit. Den Teller
zu leeren - das ist eine Aufgabe, die wir meist bewältigen. Was
auf den Teller kommt, ist uns - anfangs - zugeteilt worden; eine "Ration";
das müsste etwas mit "Ratio" - "Vernunft" zu
tun haben.
Wir können aber noch viele biochemische Vorgänge erforschen
- und werden so bestimmt nicht herausfinden, warum auch irrationales
Verhalten zu unserem Repertoire gehört.
Die Diskussion um erlaubte Sattmacher ist übrigens eine künstlich herbeigeführte, die uns nicht wirklich weiter bringt.
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