Gemütszustände, Zustände des Gemüts 
        "Gemüt" setzt sich zusammen aus "Mut" und der Vorsilbe "Ge-". 
        Letztere macht aus einem Begriff einen Sammelbegriff, etwa bei Gebirge 
          (von Berg), Geschwister (von Schwester), Getier. 
        Der Mut wiederum leitet sich aus dem althochdeutschen 'Muot' ab: 
          "Kraft des Denkens, Empfindens, Wollens; Sinn, Seele, Geist; Gemüt(szustand). 
          Stimmung, Gesinnung; Übersicht."
        Dass es Mut und Unmut gibt, man mutig oder mutlos sein kann, legt den 
          Gedanken an eine Skala des Muts nahe - mehrere Niveaus des Muts sind 
          parallel vorhanden - sonst hätten wir nicht den Sammelbegriff. 
        
         
        
           
            | 
                mutig   mutlos  | übermütig | furchtlos |  | 
           
            | heiter | tatkräftig | 
           
            | optimistisch | zielstrebig | 
           
            | ausgeglichen |  | 
           
            | pessimistisch | zurückhaltend | 
           
            | verstimmt | ängstlich | 
           
            | verzweifelt | phlegmatisch | 
        
         
          
        Eine weitere Reihung bezieht sich auf die Art des Muts; 
        
           
            | Anmut | Edelmut |  | Hochmut | 
           
            | "reizend" | fürsorglich | verletzend | 
        
        Wenn es dem Gemüt nicht so gut geht, hat wohl etwas aufs Gemüt 
          geschlagen, und es kommt darauf an, die "Gegenmächte" zu mobilisieren, 
          an denen Mut zu entwickeln ist. 
        Was es mit der Demut auf sich hat, wo die in die obeigen Reihungen 
          einzuodnen ist? 
        Hierzu ließen sich viele Zitate anführen, hier nur eine 
          Auswahl: 
        "Zwischen Hochmut und Demut steht ein drittes, dem das Leben gehört, 
          und das ist der Mut." - Theodor Fontane, Cécile
        "Nur der Liebende ist mutig, nur der Genügsame ist großzügig, nur der 
          Demütige ist fähig, zu herrschen." - Laotse
         "Rechte Demut weiß nimmer, dass sie demütig ist." - Martin Luther 
        
        
          
         Bei der Frage nach der Stimmung kommen die Antworten wieder aus dem 
          Bereich der Empfindungen: Man ist sauer, bitter, verbittert, fühlt 
          sich im positiven Fall gut oder prächtig; süß findet man eigentlich 
          nur Andere.
        Die Stimmung wird vom Licht, von Farben, Bildern, Gerüchen, 
          Gedanken beeinflusst, davon, ob die Umgebung gemütlich 
          oder ungemütlich ist (worauf wir ja leidlich Einfluss nehmen können), 
          und von der Stimmung der Anderen, die mit uns leben. Eine angemessene 
          Umgebung, die Veränderungen erleichtert, gestaltet und anregt, hat eine 
          große Bedeutung. 
          Stimmung ist auch eine Angelegenheit von Gruppen, da soll man 
          umgestimmt werden, wird überstimmt und verstimmt, wenn die Harmonie 
          flöten gegangen ist. 
        Ein gutes Musikinstrument ist ordentlich gestimmt, Musik beeinflusst 
          auch unsere Stimmung und unser Gemüt - und es gibt honigsüße 
          Worte, die Musik in unseren Ohren sind
        
        In der „Kritik der reinen Vernunft“ schreibt Kant: 
        “Die Überlegung (reflexio) hat es nicht 
          mit den Gegenständen selbst zu tun, um geradezu von ihnen Begriffe zu 
          bekommen, sondern ist der Zustand des Gemüts, 
          in welchem wir uns zuerst dazu anschicken, 
          um die subjektiven Bedingungen ausfindig 
          zu machen, unter 
          denen wir zu Begriffen gelangen können. Sie ist das 
          Bewußtsein des Verhältnisses gegebener 
          Vorstellungen zu 
          unseren verschiedenen Erkenntnisquellen, 
          durch welches allein ihr Verhältnis untereinander richtig bestimmt werden 
          kann.“ [Ibid., S.354] 
        
        August Bebel: 
        Man darf also sagen, daß in dem Maße, wie die Triebe und 
          Lebensäußerungen bei den Geschlechtern sich ausprägen, ... um so vollkommener 
          ist der Mensch, ... "Bei dem sittlichen Menschen", sagt Klencke in seiner 
          Schrift "Das Weib als Gattin", "ist allerdings der Zwang des Gattungslebens 
          unter die Leitung des... sittlichen Prinzips gestellt,... und wo gesunde 
          männliche oder weibliche Individuen dieser Pflicht gegen die Natur ... 
          nicht nachkommen, da war es ...die Folge sozialer Hemmungen und Folgerungen, 
          die ... krankhafte Richtungen und Zustände des Gemüts und Körpers 
          hervorrufen. Der Mann wird weibisch, das Weib männlich in Gestalt und 
          Charakter, weil der Geschlechtsgegensatz nicht zur Verwirklichung im 
          Naturplan gelangte, der Mensch einseitig blieb und nicht zur Ergänzung 
          seiner selbst, nicht zum vollen Höhepunkt seines Daseins kam." 
        Und Dr. H. Ploß sagt ... "Es ist im höchsten Grade bemerkenswert,... 
          daß es ein wirksames und niemals versagendes Mittel gibt, diesen Prozeß 
          des Verwelkens ... nicht nur in seinem Fortschreiten aufzuhalten, sondern 
          auch die bereits geschwundene Blüte ... wieder zurückkehren zu lassen, 
          nur schade, daß unsere sozialen Verhältnisse in den allerseltensten 
          Fällen seine Anwendung zulassen und ermöglichen. ... jeder Versuch der 
          Anpassung an Lebensverhältnisse, welche der Art nicht entsprechen, kann 
          nicht ohne bemerkenswerte Spuren der Degeneration an dem Organismus, 
          dem tierischen sowohl als auch dem menschlichen, vorübergehen." 
        Es entsteht nun die Frage: Erfüllt die Gesellschaft die 
          Anforderungen an eine vernünftige Lebensweise ... falls sie verneint 
          wird, entsteht die Frage: Kann sie dieselben erfüllen? Müssen aber beide 
          Fragen verneint werden, so entsteht die dritte: Wie können dieselben 
          erfüllt werden?
        
         
        

        
        
         
        
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