|
|
|
Trotz
Ein Schiff trotzt dem Wetter, trotz strömendem Regen ist die
Stimmung auf dem Zeltplatz fröhlich, und trotz technischer
Probleme kommt der Teilnehmer einer Rally noch ins Ziel. |
|
|
Trotz ernsthafter Bemühungen und ausgefeilter Programme bewegt
sich die Waage nicht, trotz fettarmer Ernährung, Nahrungsumstellung
und jeder Menge Bewegung nimmt der Bauchumfang nicht ab ...
|
Eigentlich wissen wir ja schon längst, was wir zu tun hätten,
aber irgendwelche Gründe, es doch nicht so zu machen,
gibt es immer. Wer will sich schließlich schon Vorschriften
machen lassen. Sternchen essen öffentlich, was sie zusammen
mit dem Lieblings- Plauderer der Nation gekocht, denen schmeckt
es ja auch, und wir haben das Essen doch noch viel nötiger,
ohne das Rampenlicht und die Aufmerksamkeit und Bewunderung der
Massen ...
|
|
|
Wir widerstehen gutem Rat und besserem Wissen, befinden uns offenbar
in einer Trotzphase, wollen uns gegenüber Besserwissern und
Profihelfern behaupten. Ausgebildete und selbsternannte Therapeuten
erscheinen wenig glaubwürdig, als erbärmlich, diziplin-
und haltlos erscheinen wir ihnen.
Verständnislos, hilflos, schlimstenfalls voller Verachtung,
meist völig unempathisch, ohne das Problem nachvollziehen
zu können, stehen große Teile der Ärzteschaft
einem gesellschaftlichen Gesundheitsproblem und ihren Klienten,
den Verlierern, ohne die es in der Logik dieses Spiels auch keine
Gewinner gäbe, gegenüber.
Abhängig und hilfsbedürftig, verwundet und verwachsen
oder sebstbewusst und realistisch? Trotzdem müssen wir uns
unserer Zukunft zuwenden, uns behaupten, die Ziele und Wünsche
formulieren und verfolgen. Das eigentliche Wirtschaftswunder kommt
erst noch, wenn wir Mass halten und vernünftigerweise "Nein"-Sagen,
bzw. wissen, was wir wollen.
|
|
Klar ist, dass der Diättrotz irgendwie überwunden werden
muss - mit Trotz kann man keine Diät machen, aus Trotz kann
man vieles durchhalten - aber mit welchem Ergebnis?
Wem oder was, bittesehr, gilt der offenbar unbewusste Trotz, der
uns z.B. anarchischen Fressanfällen ausliefert, die mit freiem
Willen nichts mehr zu tun haben?
"Trotz anderslautender
Willenserklärungen weitere und ungeplante Gewichtszunahme"...
- da wir an Wunder nicht glauben mögen: Haben diese
Phänomene vielleicht auch etwas mit Trotz zu tun?
Genervt von der kuriosen, vermeintlichen Diät - aber weitergemacht
wird trotzdem?
Eigentlich weiß ich genau, was zu tun ist, aber Lust habe
ich darauf nicht, und trotzdem schiebe ich es auf?
Verstehen wir den Trotz als Vorläufer des freien Willens; etwas
anderes zu wollen, als man soll ist ja immerhin eine Abgrenzung.
Wer im Trotz steckenbleibt, wird immer gegen irgendwelche Anordnungen
rebellieren müssen, die Anordnungen werden Trotz provozieren.
|
Nehmen wir noch einen allseits beliebten, universellen Ratschlag
hinzu: "Du musst nur wollen, dann klappt das auch!"
Genaugenommen ein hilfloser Spruch von Leuten, die sich aus der
Verantwortung gestohlen haben; das Zitat eines Lehrers: "Er
könnte ja, wenn er nur wollte" hinterlässt heute
noch keine Heiterkeit ob seiner bodenlosen Dummheit. Denn wer
will nicht?
Der freie Wille
hat aber noch eine Chance: Sich gegen diese Ratschläger und
Unkenrufer durchzusetzen.
|
|
| zurück |
|