Auch in der Literatur finden sich Fallbeispiele, wie das
von Lisa und Reinhold. Sie konnten nicht verstehen, wieso der andere
nicht so fühlte wie sie selbst. Lisa sagte später, sie sei als Kind
ständig entwertet worden und habe sich ganz wertlos gefühlt. Deswegen
sei sie Lehrerin geworden, um, statt bewertet zu werden, andere zu bewerten.
Sie drehte den Spieß also um, bemühte sich um die Wendung in die Aktivität
und neigte dazu, andere - vor allem natürlich Reinhold - zu entwerten.
Reinhold erlebte Lisas Bemerkungen als Belehrungen,
die ihn zum Schüler machen sollten. Als "Spiegelungen" in der Beziehung
könnten wir den Austausch von Entwertungen bezeichnen; das Bedürfnis,
gelobt zu werden, kam sicherlich neben anderen bei beiden zu kurz. Trotzig
oder nicht - Reinhold verweigerte nun auch Lisa die Bewunderung, die
sie, wie er, ersehnte. Unser Paar befand sich in einem Teufelskreis,
die Katze biss sich in den Schwanz, oder auch: Es herrschte eine Patt-Situation.
Keiner konnte sich mehr bewegen.
Kommen wir zurück zum Thema von Fressnet.de: Wie sollte unter diesen
Umständen ein Partner dem Anderen irgend etwas, gar eine Ernährungsumstellung,
nahebringen?
Gerade beim Essen ist es ja so, dass ein "schmeckt nicht"
die Entwertung hinter dem Geschmacksaspekt verbirgt, und das "das
macht dick" mit dem bekannten "FDH" gekontert wird.
| zurück
| weiter |