Ob
Befremden die notwendig richtige Reaktion auf das Bild ist?
Wir betrachten
eine ungewöhnliche Szene, bei der die Ausmaße der Beteiligten den Sehgewohnheiten
widersprechen. Dicke zu porträtieren entspricht nicht dem Herkommen. Vielleicht
ist es aber auch an der Zeit, hier mit dem Üblichen zu brechen: Das Porträt
entspricht einerseits dem Bedürfnis des Künstlers, ein vorzeigbares
Produkt herzustellen, andererseits aber auch dem Bedürfnis des Models, wahrgenommen,
"gespiegelt" zu werden.
"Wie sieht mich der Andere?" ist
u.U. eine schwierige und mutige Frage, die oft wohl nur gedacht wird. Dass so
die Antwort ausbleiben muss, ist schade. Eine Antwort kann im künstlerischen
Prozess gefunden werden, der freilich für beide Beteiligte ein Experiment
und Wagnis ist. Hierbei geht es nicht darum, vorgefundene Schemata oder Klischees
zu reproduzieren, sondern um das Finden eigener (Selbst-) darstellungsmöglichkeiten.
Das spontanste Medium ist in diesem Zusammenhang wahrscheinlich die digitale
Fotographie.
Die Begegnung von "Künstler" und "Model"
als Interaktion kann, wenn sie als solche definiert ist, von Statusfragen wie
Profi- oder Amateurstatus absehen.
Der private Wert des gewonnenen Bildes besteht in seiner Funktion, die
Selbstwahrnehmung zu erweitern.
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